Ingolstadt
"Wir wollen keinen Genfraß"

Agrochemie und Lebensmittel im Müll: Aktion von Eva Bulling-Schröter und mehreren Initiativen

21.05.2017 | Stand 02.12.2020, 18:05 Uhr

Essen statt wegwerfen: Eva Bulling-Schröter (r.) am Stand von Foodsharing, wo Lebensmittel abgegeben werden. - Foto: Eberl

Ingolstadt (peh) Die Initiative Foodsharing hat etwas zu verschenken. Viel sogar. Der Stand an der Donaubühne ist an diesem Samstag voll mit Salat, Gemüse, Obst oder Semmeln. Und in den Kisten dahinter ist noch viel mehr. "Greifen Sie zu, essen Sie nur, den Rest nehmen Sie mit nach Hause", lautet die Aufforderung an die Besucher. Denn diese ganzen Lebensmittel (die meisten davon in Bio-Qualität), die von Geschäften abgegeben wurden, würden sonst weggeschmissen.

Es sind Lebensmittel, deren Mindesthaltbarkeitsdatum abgelaufen ist, eine Druckstelle haben oder nicht mehr ganz so schön aussehen, aber völlig genießbar sind. Elf Millionen Tonnen sind es nach Angaben der Initiative "Containern" allein in Deutschland - jedes Jahr! Während sich Foodsharing dafür einsetzt, dass überschüssige Lebensmittel aus den Geschäften abgeholt und gegessen werden können, will "Containern" das Strafgesetzbuch ändern. Wer weggeworfene Lebensmittel aus Müllcontainern herausholt, begeht bis jetzt einen Diebstahl.

Auch die V-Partei, die den schrittweisen Ausstieg aus der Tierproduktion und die Umstellung der Ernährung auf pflanzliche Erzeugnisse anstrebt, und die Veganer sind mit ihren Ständen bei dieser Protestaktion gegen Gentechnik, Agrochemie und Konsumwahn dabei. Genauso wie der Cannabis Social Club, die Grünen, Attac oder die Linke. Der Aktionstag wird jedes Jahr weltweit begangen und steht unter dem Motto "Konsum rEvolution". Es geht um Glyphosat im Bier, um genmanipuliertes Saatgut, das weltweite Bienensterben durch Pflanzenschutzmittel oder um umstrittene Freihandelsabkommen wie TTIP.

"Die Menschen wollen gesunde Lebensmittel", sagt die Ingolstädter Bundestagsabgeordnete Eva Bulling-Schröter. Sie wirft den Großkonzernen wie Monsanto, Bayer und anderen vor, dass gentechnisch veränderte Lebensmittel zu Gesundheitsschäden führen können und Langzeitstudien teilweise fehlen.

Auch die enge Verflechtung dieser Konzerne mit der Politik kritisiert sie. "Die größte Gefahr ist das Patentrecht der Konzerne", sagt Bulling-Schröter. Diese festigen so ihre Monopolstellung. In Indien beispielsweise nehmen sich Medienberichten zufolge jedes Jahr bis zu 20 000 kleine Baumwollbauern das Leben. Sie können sich das teure Saatgut und den Dünger, auf den sie dann angewiesen sind, nicht mehr leisten. Auch in den USA hätten sich anfängliche Vorteile ins Gegenteil verkehrt. Es entstanden herbizidresistente Unkräuter, was den Einsatz von noch mehr Spritzmitteln nötig macht. Deutsche Firmen zählen laut Bulling-Schröter zu den führenden Anbietern der sogenannten grünen Gentechnik.

Eindringlich warnte die Bundestagsabgeordnete der Linken vor Freihandelsabkommen wie beispielsweise TTIP, wodurch bislang in der EU verbotene Produkte eingeführt werden sollen. "Wir wollen keinen Genfraß", betonte sie. Anschließend sprachen noch Vertreter der Veganer und von Foodsharing.