Ingolstadt
Weltbürger mit automobiler Leidenschaft

Der frühere Audi-Vorstandsvorsitzende Wolfgang R. Habbel ist mit 90 Jahren gestorben – Er prägte das moderne Image der VW-Tochter

02.12.2014 | Stand 02.12.2020, 21:55 Uhr

Wolfgang R. Habbel prägte entscheidend das Markenimage der VW-Tochter Audi - Foto: DK-Archiv

Ingolstadt (DK) Es gibt nur wenige Menschen, die für ein Unternehmen und eine Region derart prägend sind, dass ihnen ein Platz in den Geschichtsbüchern sicher ist. Zu diesen Menschen gehört Wolfgang R. Habbel, der ehemalige Vorstandsvorsitzende der Audi AG in Ingolstadt. Wie erst gestern bekannt wurde, ist Habbel am vergangenen Freitag im Alter von 90 Jahren den Verletzungen, die er sich bei einem Sturz in seinem Pfaffenhofener Haus zugezogen hatte, im Klinikum Ingolstadt erlegen.

Bei der VW-Tochter wurde Habbels Tod mit Bestürzung aufgenommen. „Wir trauern um Senator Wolfgang R. Habbel. Er hat das Audi-Image in den 1980er Jahren maßgeblich mitgeprägt“, erklärte Audi-Vorstandschef Rupert Stadler. Habbels Ziel an der Spitze des Unternehmens von 1979 bis 1988 sei „die Höherpositionierung der Marke“ gewesen.

Haftete den Wagen aus Ingolstadt und Neckarsulm lange Zeit ein „Hosenträger-Image“ an, so wandelte sich Audi unter Habbels Ägide zur erfolgreichen, technikgetriebenen, qualitätsorientierten und hochwertigen Automarke. 1984 wurde er denn auch zum „Manager des Jahres“ gekürt – mit der Begründung, Habbel habe „die festgefahrene VW-Tochter wieder flottgemacht und ihr zu einem eigenständigen Markenprofil verholfen“.

Der am 24. März 1924 im hessischen Dillenburg geborene Sohn eines Försters hatte nach Abitur, Kriegsdienst und Jura-Studium 1950 bei der damaligen Auto Union GmbH in Ingolstadt als Assistent der Geschäftsführung begonnen. Dabei wirkte er vor allem im Personal- und Sozialbereich und leitete eine zeitlang den Export der DKW-Motorräder. Sein mageres Gehalt besserte er mit Überführungsfahrten zwischen Ingolstadt und Düsseldorf auf. Daneben arbeitete Habbel an seiner juristischen Doktorarbeit, absolvierte 1955 noch ein personal- und sozialwissenschaftliches Studium in den USA und promovierte zwei Jahre später an der Universität in Köln.

Mit 35 Jahren wurde Habbel den Ingolstädter Autobauern untreu und übernahm leitende Aufgaben im Personalbereich bei Ford in Köln und London. Ein Ausflug in die Pharmabranche 1970 war nur von kurzer Dauer, ein Jahr später stieg er wieder bei der Audi NSU Auto Union AG ein und avancierte dort zum Personalvorstand.

Dass „Personaler“ nicht nur in ihrem Verantwortungsbereich, sondern für ganze Unternehmen erfolgreich tätig sein können, zeigte der eloquente Weltbürger dann mit der Berufung zum Audi-Vorstandschef Anfang 1979. Grundlage seines Erfolgs war unter anderem die Teambildung mit dem damaligen Audi-Technikvorstand und heutigen VW-Aufsichtsratschef Ferdinand Piëch. Stadler erinnerte in diesem Zusammenhang an wegweisende Projekte wie etwa den Audi 100, den permanenten Allradantrieb „quattro“ oder die Leichtbauweise.

Doch Habbel ging es nicht allein um Audi. Der leidenschaftliche Golfspieler förderte Sport, Wissenschaft und Künste. Zudem setzte er sich für soziale Belange ein. Und er verfolgte einen Lebenstraum: „Zwanglos und harmonisch zu leben.“