Ingolstadt
Ein Albtraum für Waschmaschinen

Das Ingolstädter Trinkwasser zeichnet sich durch seine Härte aus dadurch verkalken Geräte schneller

19.08.2016 | Stand 02.12.2020, 19:24 Uhr

Foto: DK

Ingolstadt (DK) Für uns ist es selbstverständlich, dass in unseren Wohnungen Wasser in Trinkqualität aus dem Hahn kommt. Die Kommunalbetriebe und andere Wasserversorger garantieren, dass die Qualitätsstandards eingehalten werden. Doch wo kommt unser Trinkwasser eigentlich her?

Wer schon einmal fern der Heimat Wasser aus dem Hahn getrunken hat, weiß, dass dieses oft stark nach Chlor schmeckt. In vielen Ländern kann man Leitungswasser überhaupt nicht trinken, ohne das Risiko einzugehen, krank zu werden. Das ist hierzulande zum Glück nicht so.

Seit 125 Jahren hat Ingolstadt ein zentrales Trinkwasserversorgungssystem. In vier Wasserwerken, drei davon nördlich der Donau, wird das Wasser in Ingolstadt gesammelt und verteilt. Dank hervorragender geologischer Voraussetzungen kommt das Trinkwasser in bester Qualität aus der obersten Gesteinsschicht des Jura, dem sogenannten Jura-Karst. Dieser ist im Bereich des Ingolstädter Beckens von 30 bis 80 Meter dicken Deckschichten gegen Verunreinigungen von oben geschützt. Das Wasser wird aus elf Tiefbrunnen mit Tiefen von 115 bis 237 Metern und zwei Flachbrunnen mit Tiefen von 9,5 bis 13 Metern gefördert. Die Fassungsbereiche der Brunnen sind durch Wasserschutzgebiete gut geschützt.

"Mit 1,10 Euro pro Kubikmeter Trinkwasser führt Ingolstadt im Ranking und hat die niedrigste Trinkwassergebühr unter den Großstädten Deutschlands", sagt Helmut Benegui, Bereichsleiter für Wasserversorgung und Entwässerung bei den Ingolstädter Kommunalbetrieben.

Das Ingolstädter Trinkwasser hat eine Reihe von Besonderheiten: "Die mikrobiologische Qualität liegt weit unter den Grenzwerten der Trinkwasserverordnung", erklärt Benegui. Zudem ist der Mineralstoffgehalt vergleichbar mit dem der Mineralwässer, insbesondere bei Calcium und Magnesium. Darüber hinaus ist das Wasser naturbelassen; eine Chlordosierung findet nicht statt, lediglich Eisen und Mangan werden in der Aufbereitung herausgefiltert, da Eisen zu einem metallischen Geschmack führt und Mangan schlecht für die Leitungen ist. Außerdem wird das Wasser mit Sauerstoff angereichert. Mit einem Härtegrad von 20 ist die Beschaffenheit des Wassers hart. Das bedeutet, dass Calcium und Magnesium vorhanden sind. Der Nachteil ist, dass Waschmaschinen mehr Waschmittel brauchen und es schneller zu Verkalkungen kommt.

Aktuell gehören zum Ingolstädter Versorgungsnetz etwa 635 Kilometer Versorgungsleitungen. Weitere 450 Kilometer Hausanschlussleitungen und rund 28 000 Hausanschlüsse gehören ebenfalls zum Netz. Im Jahr beziehen die Abnehmer im Durchschnitt neun Millionen Kubikmeter Trinkwasser. In regelmäßigen Abständen finden chemische und biologische Kontrollen statt. Sollten Keime auftauchen, wird der Brunnen außer Betrieb genommen und Leitungen werden gründlich gespült. Erst wenn das nichts bringt, wird Chlor zugesetzt.

Helmut Benegui geht davon aus, dass auch in Zukunft genügend Trinkwasser in bester Qualität zur Verfügung steht. Wo keine Trinkwasserqualität erforderlich sei, zum Beispiel bei Industrieprozessen, werde sogenanntes Brauchwasser eingesetzt, um Trinkwasser einzusparen. Das Audi-Werk und der Interpark werden auf diese Weise versorgt. So sparen die Kommunalbetriebe bis zu 1,3 Millionen Kubikmeter Trinkwasser im Jahr ein. Seit 2002 gibt es auch ein Brunnenförderprogramm. Jeder private Haushalt, der einen eigenen Brunnen graben lässt und damit kein Trinkwasser zum Gießen des Gartens verwendet, erhält 50 Euro von den Kommunalbetrieben. Noch höher fällt der Zuschuss aus, wenn auch die Toilettenspülung und die Waschmaschine aus dem eigenen Brunnen mit Wasser versorgt werden. So seien schon über 1000 neue Brunnen entstanden, so Benegui. Neben diesen Maßnahmen zur sparsamen Verwendung des Karstwassers achte man auch streng darauf, dass die Wassergewinnungsgebiete und die Grundwasservorkommen vor Verunreinigungen geschützt sind. Durch Wasserschutzgebiete werde verhindert, dass zum Beispiel Düngemittel aus der Landwirtschaft ins Grundwasser gelangen. Neue Brunnen müssten zurzeit nicht gebohrt werden. Der letzte gebohrte Tiefbrunnen ist dieses Jahr zur Versorgung des Wasserwerks I in Betrieb gegangen.

In den nächsten fünf Jahren werden neben den erforderlichen Instandhaltungsmaßnahmen zwischen 3,7 und 4,2 Millionen Euro investiert. Durch die Investitionen soll insbesondere die Energieeffizienz durch die Senkung des Energieverbrauchs der Brunnen- und Netzförderpumpen erhöht werden.