Ingolstadt
Mit kleinen Schritten ins Kinderleben

11.12.2017 | Stand 02.12.2020, 17:05 Uhr

Berührendes Kinderschicksal: Brigitte und Hans Stamp mit ihrer dreijährigen Tochter Julia. Das Mädchen kam unter Sauerstoffmangel zur Welt und kann bis heute nicht ohne Hilfe laufen und sitzen. Eine spezielle Therapie soll die Knochenmasse und die Muskulatur der kleinen Patientin stärken. Unterstützt werden die Eltern vom Verein Schanzer Kindl. Gründerin ist Iris Weichenrieder. Noch bis einschließlich heute hat sie einen Stand auf dem Ingolstädter Christkindlmarkt in der Mauthstraße. - Fotos: Diana Pop Photodesign/Brandl

Ingolstadt (DK) Der Ingolstädter Verein Schanzer Kindl unterstützt die dreijährige Julia, die wegen ihrer spastischen Erkrankung bis heute nicht ohne Hilfe laufen und sitzen kann.

Kleine Schritte für Julia - so heißt das Hilfsprojekt, das der Verein Schanzer Kindl ins Leben gerufen hat, um der dreijährigen Tochter der Familie Stamp aus Ingolstadt eine leichtere Kindheit zu ermöglichen. Das Mädchen kam unter Sauerstoffmangel zur Welt. Die Folge: eine spastische Erkrankung.

Aufgrund des Spasmus kann Julia bis heute nicht eigenständig laufen und sitzen. Auch die linke Hand ist in der motorischen Entwicklung in Mitleidenschaft gezogen. Zudem hat das Kind eine Fehlsichtigkeit auf dem rechten Auge. "Julia befindet sich motorisch auf dem Entwicklungsstand eines fünfmonatigen Kleinkinds", sagt ihre Mutter Brigitte. "Ihren Alltag bewältigt sie mit Unterschenkelorthesen, Orthesen zur Nachtlagerung und anderen medizinischen Hilfsmitteln wie Rollstuhl und Gehhilfe." Dabei würde die lebensfrohe Julia, die geistig hellwach ist und nach ihren Möglichkeiten aufgeweckt mit ihrer Umgebung kommuniziert, sich so gerne unbeschwert bewegen und mit anderen Kindern spielen. "Sie hat den Willen dazu, und es ist unser Wunsch, dass sie es schafft", hofft die Mutter. Brigitte Stamp und ihr Mann Hans wissen aber auch: "Laufen ist ein entferntes Ziel."

Beide Eltern wären deshalb glücklich, wenn ihre Tochter zumindest ohne Hilfe am Boden sitzen, sich beschäftigen und so die Welt um sich herum wie ein gesundes Kind ein Stück weit selbst entdecken könnte. Doch auch die weitere Zukunft ihres "Sonnenscheins", wie die Eltern Julia liebevoll nennen, geht ihnen heute schon durch den Kopf: "Wir hoffen, dass sie mal auf eine Regelschule gehen kann, die muss aber behindertengerecht sein", sagt Brigitte. Und auch das sei nicht so einfach. "Wir müssen nächstes Jahr schon mit der Suche nach einer geeigneten Schule beginnen."

Im Juli kommenden Jahres besucht Julia das erste Mal ein Rehabilitationszentrum an der Universitätsklinik in Köln. Dort erhält sie eine spezielle Therapie, die unter anderem mittels einer Vibrationsplatte angewendet wird. Sie ermöglicht die Kräftigung der Muskulatur und bewirkt damit eine Zunahme der Knochenmasse, heißt es. Die Behandlung verlaufe in mehreren Blöcken, so die Eltern. Die Kosten in Höhe von rund 8500 Euro würden von der Krankenkasse jedoch nicht übernommen. Durch die Initiative des Vereins Schanzer Kindl konnte bislang ein Teil der Summe als Spende an die Familie übergeben werden. Auch der Erlös einer Benefizveranstaltung am 21. Dezember um 15 Uhr bei der Eis-Arena am Paradeplatz kommt dem Projekt zugute.

"Wir haben uns riesig darüber gefreut und waren gerührt, dass die Leute vom Verein an Julia gedacht haben", sagt Brigitte. "Das bringt uns einen Schritt näher an die Reha und motiviert uns, weiterzumachen." Ein weiterer Wunsch der Eltern wäre, dass Julia ein Therapiefahrrad hätte. Auch die Ärzte machten ihnen Mut und hätten geraten, das Kind zu unterstützen. Denn trotz der ohnehin schon niederschmetternden Diagnose habe die Familie "Glück im Unglück" gehabt, wie Brigitte und Hans äußern. "Bedingt durch den Sauerstoffmangel hätte unsere Tochter auch schwerstbehindert zur Welt kommen können", sagen sie.

Das Mädchen besucht nach einem Jahr in einer Integrationskrippe seit September die Kindergartenfördergruppe in der Johann-Nepomuk-von-Kurz-Schule in Ingolstadt. "In Gesellschaft anderer Kinder fühlt sich Julia sehr wohl. Malen, puzzeln und Kinderlieder hören sind ihre Lieblingsbeschäftigungen", sagt die Mutter und drückt Julia fest an sich.

Iris Weichenrieder (kleines Foto) ist die Vorsitzende von Schanzer Kindl. Gegründet hat sie den Verein vor drei Jahren mit einem Dutzend Gleichgesinnter, die sich gerne sozial engagieren. "Wenn ich ein Kind sehe, das traurig ist, dann möchte ich die Ursache wissen", erklärt sie ihre Motivation. Dabei kümmert sich der Verein mit Projekten wie dem Buzerlkorb nicht nur um Kinder und Familien mit Babys, sondern auch um erwachsene Hilfsbedürftige. Nähere Informationen gibt es im Internet unter www.schanzerkindl.jimdo.com.