Ingolstadt
Unter Beobachtung

Videoüberwachung auf dem Viktualienmarkt: Reaktionen der Besucher und manche Anregung

04.03.2018 | Stand 02.12.2020, 16:44 Uhr

Foto: Johannes Hauser

Ingolstadt (DK) Seit Anfang Februar sind die Kameras scharf: Täglich von 18 bis 3 Uhr wird der Ingolstädter Viktualienmarkt videoüberwacht. Bei Bedarf, etwa wenn eine Schlägerei gemeldet wird, kann sich die Polizei aber auch zu anderen Zeiten draufschalten. Was sagen Besucher und Standbetreiber dazu?

Am späten Samstagnachmittag ist es, der Jahreszeit geschuldet, auf dem Viktualienmarkt ruhig. Vereinzelt trifft man auf ein paar Grüppchen von Stammgästen. Mit Schlägereien ist an einem solchen Tag wohl eher nicht zu rechnen. Doch das war schon anders. Vor allem im Sommer kam es gehäuft zu Polizeieinsätzen auf dem Viktualienmarkt. Meistens abends. Und meistens spielte der Alkohol eine nicht unwesentliche Rolle dabei. Die Stadttochter IFG als Hausherr reagierte: Verbot von Schnaps und mitgebrachten Speisen, testweise für ein Jahr, dazu Platzverweise für besonders renitente Gäste. Anfang Februar wurde ein weiterer, vom IFG-Aufsichtsrat beschlossener Schritt für mehr Sicherheit umgesetzt: Drei Videokameras haben täglich von 18 Uhr bis 3 Uhr morgens ein Auge auf den Viktualienmarkt: am Theatervorplatz, in der Schutterstraße und an der Ecke des Neuen Rathauses. Die Aufnahmen werden ins Sicherheitssystem der INVG eingespeist. Die Polizei hat Zugriff auf das Bildmaterial. "Aber nur anlassbezogen zur Gefahrenabwehr oder zur Strafverfolgung, nicht, weil wir uns langweilen", betont Peter Heigl, Leiter der Polizeiinspektion Ingolstadt. Live draufschalten können sich die Beamten zu jeder Tageszeit, etwa, wenn ein Passant oder Standbetreiber anruft und eine Schlägerei meldet. "Dann wissen wir gleich, wie wir die Lage einschätzen müssen", so Heigl. Jeder Zugriff muss dokumentiert werden. Das ist auch bei den anderen in der Stadt installierten Kameras so. Einige Straftaten hat die Polizei laut Heigl mit Hilfe der Videoüberwachung aufklären können. "Wir haben 2017 auf die Kameras der INVG 64 Mal zugegriffen. In 25 Fällen haben wir Erkenntnisse über Tathergang und Tatbeteiligung gewonnen."

Doch wie sehen das die Gäste des Viktualienmarkts? Fühlen sie sich durch die Kameras sicherer oder nur überwacht? Eine der Antworten, die wir bekommen haben, hätte auch vom Fastenprediger eines Starkbierabends kommen können: "Die hätten die Videoüberwachung besser 200 Meter weiter im Rathaus anbringen sollen. Und im Klinikum und bei Audi." Verständlich, dass der Mann seinen Namen lieber nicht in der Zeitung lesen wollte.

Viele Gäste befürworten die Kameras. "Ich finde das in Ordnung, vor allem für die Sicherheit älterer Gäste ist es nicht schlecht", sagt ein 84-jähriger Stammgast. "Weil im Umfeld, wenn was passiert, ja die meisten wegschauen." Dass immer häufiger Menschen hierherkommen, sich betrinken und dann Randale machen, liegt seiner Meinung nach an mangelnden Ausweichmöglichkeiten. Es gebe immer weniger "Boazn".

Mit den Kameras könnte man "gleich schaun, wer nachts Schnaps mitbringt", regt Udo an, der im "Räucherkammerl" bedient. Morgens lägen überall leere Flaschen auf den Tischen. Daran habe sich seit dem Schnapsverbot nichts geändert. Nur, "dass wir im Winter nicht einmal einen Grog oder Jagertee verkaufen dürfen", ergänzt die Standbetreiberin Karin Brunner. Ein Umstand, den am Samstag mehrere Gäste kritisch anmerkten.

Das mit den Schlägereien sei im Sommer "extrem" gewesen, sagt Harald Newald (52). Er und seine Freunde erhoffen sich deshalb eine Abschreckung durch die Kameras. Abends sei die Überwachung o.k., findet Markus Seitz. Tagsüber wäre er dagegen. "Wegen der Privatsphäre", erklärt der 24-Jährige.

"Mir ist das egal, man wird eh überall überwacht", sagt Alfred Müller (72) aus Ingolstadt. Emmi Jäger (84) vom gleichen Stammtisch wie Müller dagegen würde auf die Kameras gerne verzichten. "An unserem Standl war noch nie was los."Als "sehr positiv" wertet die Überwachung dagegen Silke Langmeier, die an dem Stand gleich neben dem Theatervorplatz bedient, an dem im Sommer auch später am Abend oft noch Gäste sind.

Weniger Randale erhofft sich auch Standbetreiberin Silvia Beck. Vor allem, als sie vom DK hört, dass sich die Polizei auch tagsüber draufschalten kann. Es seien nur wenige, die Ärger machen. "Die anderen sind froh, wenn sie in Ruhe ihr Bier trinken können." Der Viktualienmarkt, sagt sie, sei schließlich "ein sehr schöner Platz mitten in der Altstadt". Das dürfe man bei aller Diskussion um die Sicherheit nicht vergessen.