Ingolstadt
Vier Sterne für ein Halleluja

28.06.2011 | Stand 03.12.2020, 2:41 Uhr

Das ist Plan A und nicht Plan B: Noch ist IFG-Geschäftsführer Herbert Lorenz überzeugt, dass neben dem Kavalier Dallwigk ein Privatinvestor das Hotel baut. Wenn nicht, steht die Stadt bereit - Foto: Strisch

Ingolstadt (DK) Ein Ruinengrundstück in bester Lage, auf dem ein Bauprojekt nach dem anderen scheitert – das will einfach nicht zum Bild der wirtschaftlich so potenten Stadt Ingolstadt passen. Nach eineinhalb Jahrzehnten Stillstand auf dem Gießereigelände will es IFG-Chef Herbert Lorenz in diesem Jahr wissen, wie er im Gespräch mit DK-Redakteur Reimund Herbst klarstellt.

Herr Lorenz, Sie sind – etwas despektierlich gesagt – seit über 20 Jahren die Mehrzweckwaffe in der Ingolstädter Stadtregierung. Haben Sie sich die heikelste Aufgabe auf dem Gießereigelände bis zum Ende Ihrer Karriere aufgehoben?

Herbert Lorenz: Ich sehe mich nicht als Waffe, sondern als Verwaltungsjurist, der versucht, die Probleme und die Aufgaben, die ihm gestellt werden, zu lösen. Das war früher so bei meinen bisherigen Tätigkeiten und ist auch jetzt bei der Entwicklung des Kongresszentrums so – eine Herausforderung, die sehr reizvoll ist und bei der man die Erfahrungen, die man gesammelt hat, ganz gut einbringen kann.

Die Ingolstädter hören jetzt schon seit so vielen Jahren, dass auf das Gießereigelände Hotel und Kongresszentrum kommen sollen. Wie groß sind die Chancen, dass es endlich gelingt?

Lorenz: Es geht nicht nur ums Hotel, es geht um die Einheit mit dem Kongresszentrum, um die Tiefgarage und auch noch um die Audi-Akademie. Nebendran baut die Fachhochschule. Eine komplexe Planung, die Schritt für Schritt, Hand in Hand umgesetzt werden muss. Das ist auch die Schwierigkeit, dass es vernetzt, ineinander verflochten ist.

Wie geht es weiter?

Lorenz: Wie hatten ja im Dezember den Investorenwettbewerb, aus dem fünf Teilnehmer hervorgegangen sind. Die haben jetzt Zeit, ihr Angebot abzugeben. Auf Wunsch von allen Investoren haben wir die Abgabefrist bis zum 12. August verlängert. Dann müssen wir im August/September die Angebote auswerten. Anfang Oktober wollen wir im IFG-Beirat und im Stadtrat einen Vorschlag unterbreiten, mit wem wir konkret in die weitere Planungsphase gehen.

Wann werden die Ingolstädter den Namen des künftigen Hotelbetreibers erfahren?

Lorenz: Noch im Lauf dieses Jahres.

Gibt es einen Plan B, wenn es nicht klappt?

Lorenz: Wenn keiner bereit ist, diese ganzen Investitionen durchzuziehen, ist es durchaus vorstellbar, dass die Stadt selber oder die IFG als Träger auftritt. Das jetzige Verfahren hat gezeigt, dass sehr renommierte und bekannte Hotelketten auf alle Fälle Interesse haben, als Betreiber aufzutreten. Das heißt aber nicht unbedingt als Investor. Bei einer Studie ist herausgekommen, dass der Standort Ingolstadt in der Mitte Bayerns für ein Kongresszentrum sehr interessant ist und wir auf alle Fälle einen Betreiber finden. Es geht jetzt nur um den Investor. Wenn wir keinen finden, muss der Stadtrat entscheiden, ob wir das selber anpacken.

Dann würde die IFG bauen und das Haus an eine Hotelkette vermieten?

Lorenz: Wir haben eine ähnliche Situation im Güterverkehrszentrum. Beim GVZ-Hotel ist es ja auch so. Bauherr und Eigentümer ist die IFG, Betreiber ist jemand anders, das ist durchaus üblich.

Örtliche Hoteliers bezweifeln, dass der Markt ausreicht für ein weiteres Viersternehaus. Was antworten Sie denen?

Lorenz: Ein zusätzliches Viersternehotel wird sich für sich allein nicht rentieren, sondern nur im Zusammenhang mit einem Kongresszentrum. Das Kongresszentrum selbst wird sich nicht kostendeckend betreiben lassen, das Hotel aber schon.

Die Einweihung auf dem Gießereigelände werden Sie in Ihrer noch verbleibenden Amtszeit wohl nicht mehr erleben.

Lorenz: Da müsste es schon sehr schnell gehen. Mit den ersten Baumaßnahmen – der Tiefgarage – wollen wir Ende des Jahres anfangen. Dann geht’s im Frühjahr richtig los, wenn die Tiefgarage fertig ist. Bei der Audi-Akademie sind wir schon ganz weit in der Planung. Ich denke, dass wir im Lauf des nächsten Jahres mit dem Hotel anfangen können.

Anders als bei der Stadt wächst bei der IFG der Schuldenberg immer mehr. Können Sie nachts noch ruhig schlafen?

Lorenz: Ich schlafe ohnehin recht wenig, und die wenigen Stunden schlafe ich tief. Das sind rentierliche Schulden. Das GVZ finanziert sich über die Miete praktisch voll und ganz. Solange es Audi gut geht, ist hier finanziell alles im Griff.