Ingolstadt
Über 15 000 Unterschriften aus dem ganzen Land

Regenwaldschützer rufen zum Widerstand gegen Ingolstädter Tropenholzbänke auf – das Design kommt aber gut an

09.04.2012 | Stand 03.12.2020, 1:37 Uhr

Blick auf die Homepage: Der Verein „Rettet den Regenwald“ ruft zum Protest gegen Tropenholz für Ingolstadts neue Sitzbänke auf.

Ingolstadt (smr) Nicht nur in Ingolstadt, sogar im ganzen Land regt sich Widerstand gegen die Ingolstädter Bänke aus Tropenholz. Der Grund: Der Hamburger Verein „Rettet den Regenwald“ hat am Gründonnerstag im Internet eine Protestaktion gestartet. Der elek-tronische Briefkasten des DK wurde daraufhin mit Zuschriften überschwemmt.

Über 300 Protestbriefe aus ganz Deutschland sind bisher unter sitzbank@donaukurier eingetroffen. Die E-Mails gehen nicht nur an den DK, sondern auch an Oberbürgermeister Alfred Lehmann. Auf der Internetseite von „Rettet den Regenwald“ werden mittlerweile sogar mehr als 15 000 Unterschriften gegen die Tropenholzbänke gemeldet.

Dass so massiver Widerstand Wirkung zeigen kann, belegte vor kurzem das Beispiel Lübeck: Dort sollte an der Strandpromenade eine Lounge mit Sitzmöbeln entstehen – aus Tropenholz. Das rief die Regenwaldretter auf den Plan, worauf der Lübecker Senat umschwenkte. Man entschied sich jetzt für heimisches Holz – Eiche oder Lärche. „In Lübeck hat unser Protest Erfolg gehabt, bitte helfen Sie nun mit, Ingolstadt vor einem schweren Fehler zu bewahren“, heißt es auf der Homepage des Hamburger Vereins.

Die Ingolstädter Musterbänke sind nach Auskunft des Stadtplanungsamts aus Kambala hergestellt, ein afrikanisches Tropenholz. Es trägt das FSC-Zertifikat (Forest Stewardship Council), von dem es heißt, dass die Nachhaltigkeitskriterien bei der Waldbewirtschaftung über die Produktkette bis zum Endhändler nachgewiesen sind.

Für den Verein „Rettet den Regenwald“ sind solche Zertifikate jedoch „reiner Etikettenschwindel“, wie auf der Internetseite nachzulesen ist: Es gebe mehr als 100 verschiedene Holz- und Waldsiegel, selbst Fachleute könnten da kaum den Überblick behalten, geschweige denn, diese überprüfen. „Rettet den Regenwald“ hatte vergangene Woche versucht, vom Stadtplanungsamt die Zertifikatsnummer und das Herkunftsland des Kambalaholzes zu erfahren – ohne Erfolg. „Wir sind auf sehr wenig Transparenz und Gesprächsbereitschaft gestoßen“, teilte Klaus Schenck vom Verein dem DK daraufhin mit.

Neben häufiger Kritik am Tropenholz stößt auch das Design auf Skepsis – wenn auch nur sehr vereinzelt. „Eckig, klotzig, schlecht“, urteilt etwa Gunter von Großmann über die neuen Möbel, auf denen die Ingolstädter noch bis 20. April probesitzen können. „Dieses Sitzmobiliar verweigert die Anerkennung menschlicher Formen, die man ja von Natur aus hat . . .“ In der historischen Innenstadt wünscht sich von Großmann, wenigstens „bei der Bestuhlung etwas mittelalterlicher oder barocker“ zu bleiben. Annemarie Tratz schlägt nach dem Probesitzen vor, die Bänke etwas höher zu bauen, damit ältere Menschen es leichter beim Hinsetzen und Aufstehen haben.

In der Mehrzahl überwiegen aus Ingolstadt und Umgebung jedoch die positiven Stimmen. „Welch ein angenehmer, moderner Anblick“, schreibt uns Beate Bonk. „Tolles Design, schöne Materialien und eine gute Funktionalität. Alle aufgestellten Bänke finde ich sehr gelungen.“ Viele DK-Leser, so auch Andrea Langen aus Wettstetten, favorisieren die Variante zwei – die schlichte, schmale Bank mit Rückenlehne. „Jedoch sollte ein Blumenkübel nicht fehlen!“ Auch Variante fünf – die Baumbank – kommt gut an bei den Leuten. Überwiegend wird dafür plädiert, alle Varianten in der Fußgängerzone aufzustellen – und zwar in möglichst großer Zahl.