Ingolstadt
Keine Probleme im Zentrum?

Nur wenige Bürger kommen zur DK-Sommertour auf den Rathausplatz

24.08.2016 | Stand 02.12.2020, 19:23 Uhr

Ingolstadt (DK) Ja, es ist öfter laut im Bezirk Mitte, und gerast wird auch, die Busverbindungen könnten auch noch besser sein - aber grundsätzlich ist das Zentrum doch schön. So lautete der Tenor bei der gestrigen Etappe der DK-Sommertour auf dem Rathausplatz.

Allerdings waren nicht viele Bewohner des Stadtteils gekommen. Lag es am (zu) traumhaften Wetter? An fehlenden Problemen? Oder an der Ferienausschusssitzung des Stadtrates, die immer noch nicht beendet war, als die DONAUKURIER-Redaktion anrückte? Zumindest verfolgten im Sitzungssaal des Neuen Rathauses an die 20 Zuschauer, wie die Stadträte lange über den Abriss der Mauerreste am Gießereigelände diskutierten.

Auf dem Rathausplatz warteten die SPD-BZA-Mitglieder Jutta Pletz und Brigitte Schellnhuber (beide SPD) sowie CSU-Stadtrat und IN-City-Vorsitzender Thomas Deiser derweil auf ein paar Bürger. Der BZA-Mitte-Vorsitzende Alfred Grob (CSU), so versicherte Deiser, sei noch auf der Autobahn, aber bald da.

Drei Damen standen direkt daneben, allerdings hatten sie eigentlich nicht vor, über die Innenstadt zu diskutieren. Sie warteten auf eine Bekannte. Aber nach kurzem Überlegen fiel Dagmar Laurich dann doch etwas ein: "Schade, dass es keine Tanzlokale mehr gibt", sagte sie, und ihre Bekannten stimmten ihr zu. "Discos, das ist nix mehr für uns." Außerdem bedauere sie, dass abends vom Westpark kein Bus mehr in den Süden fahre. "Viertel vor neun geht da der letzte", erklärte Laurich.

Zum Thema Busverkehr hatte auch BZA-Frau Schellnhuber etwas beizutragen: Sonntagmorgens zum Hauptbahnhof sei die Anbindung miserabel, sagte sie. "Um fünf nach acht kommt der Bus am Bahnhof an, dann sind die Züge nach München schon weg." Auswärtige sagten, das sei doch nicht möglich, auch viele andere Mitte-Bewohner hätten sich schon darüber beschwert. "Vor 30 Jahren war das besser", ergänzte Pletz.

Die nächtlichen Autorennen durch die Innenstadt nervten sie auch, erklärten die beiden Frauen. Als Anwohner von Brückenkopf und Tränktorstraße bekämen sie einiges mit. Die eine Route gehe vom Mohrenkopf über Donaulände, Südliche Ringstraße zum Brückenkopf, die andere vom Le Café aus über die Proviantstraße, den Volksfestplatz zur Harderstraße. Gas gegeben werde meistens nachts, am Freitag und Samstag bei schönem Wetter, haben die beiden beobachtet.

Eine Bürgerin, die in keinem Gremium sitzt und von sich aus mitreden wollte, war dann doch noch gekommen: die 91-jährige Gertraud Blaschke. Sie kam mit ihrem Gehwagerl zum DK-Treff. Was sie störe, sei, "dass so viele Räder auf den Fußwegen stehen". Und manchmal auch Autos. Eben erst habe sie mit ihrem Gehwagen auf die Straße ausweichen müssen, erzählte sie. Ein Lkw habe den Gehweg gleich mit eingenommen.

Ansonsten erklärte sie nachdrücklich ihre Liebe zu Ingolstadt, "die alte Stadt, die ich liebe, wie ich sie kenne". In der Theresienstraße, "da sitze ich und schaue die Häuser an", die Ludwigstraße dagegen lade längst nicht mehr zum Flanieren ein. "Ein Kruschtladen neben dem anderen", lautete das Urteil Blaschkes. Schön wäre, wenn alte Häuser nicht abgerissen "und durch viereckige Klötze ersetzt würden". Und dann wäre da noch der Professorenbrunnen hinter dem Münster, wo das Jesuitenkloster war. "Der gehört vor die Hohe Schule", meinte Blaschke. Von "300 Jahren Universitätsstadt" merke man viel zu wenig. "Ich bin neugierig, ob das Georgianum etwas abkriegt." Im Dallwigk hätte sie gerne das Donaumuseum gesehen. "Das wäre wunderschön, mit einem Café vor der Donau." Aber sie wisse auch: "Audi hat Vorrang." Überhaupt hätte Gertraud Blaschke gerne mehr Grün in der Stadt. Da, meinte die betagte Dame, könne sich Ingolstadt von mancher norddeutscher Stadt etwas abschauen.

Man solle aber auch einmal sagen, wie schön der Bezirk ist, sagte der inzwischen angekommene BZA-Vorsitzende Alfred Grob. Schellnhuber und Pletz stimmten zu. Der Rathausplatz habe sich richtig gut entwickelt. Ebenso die Dollstraße. Am Herzoganger entstehe 2017 ein schöner Spielplatz, erklärte Grob. Und der innenstadtnahe Baggersee sei - auch dank der Mittel aus dem Bürgerhaushalt - mit Kneippanlage, Y-Steg und Donauloop ein richtiges "Kleinod für die ganze Stadt", sagte Grob. Und sollte sich endlich ein Betreiber finden, dann gäbe es auch am Baggersee einen Tretbootverleih. "Verkehr und Lärm, das gibt's überall", sagte Grob. Das seien eben, ebenso wie die Bettlerei, normale Begleiterscheinungen einer Großstadt.