Ingolstadt
Sitzen gelassen

13.02.2011 | Stand 03.12.2020, 3:09 Uhr

Lange Gesichter: Die Altstadtwirte (von links) Sigi Häusler, Heinz Hauber, Michael König, Manuel Royer und Peter Masur im Gespräch über die aktuelle Entwicklung in der Altstadt. - Foto: Rössle

Ingolstadt (DK) Sommerlenz statt Bürgerfest: Für manche ein Neuanfang, für viele ein Unding. Von den alteingesessenen Ingolstädter Wirten hat keiner was gewusst. Sie stehen den Plänen zwar kritisch gegenüber, würden aber mitmachen, wenn das Konzept stimmt.

"Gott sei Dank haben wir noch nichts unterschrieben", bringt es Heinz Hauber, der Wirt in der Hohen Schule, auf den Punkt. Sage und schreibe neun Bands wollte er für das Bürgerfest organisieren, dazu natürlich noch eine Bühne, Bars und was sonst noch dazu gehört. Hätte er die Verträge schon dingfest gemacht – er will gar nicht daran denken.
 

Dabei sei es im Februar höchste Zeit, mit den Vorbereitungen für ein Fest dieser Größenordnung zu beginnen, wie auch Manuel Royer (Swept Away) und Michael König (Peanuts) bei einer kleinen DK-Gesprächsrunde mit Ingolstädter Gastronomen in der Hohen Schule bestätigen. "Du musst ja auch das richtige Personal haben. Zwei Wochen vorher brauchst du nicht mehr zum Suchen anfangen", bekräftigt Peter Masur (Havanna Bar).

Wie Royer und Klein ist auch Masur seit über zehn Jahren ein fester Teil der Ingolstädter Gastronomie. Auf über 25 Jahre bringt es mittlerweile Sigi Häusler vom gleichnamigen Bistro. Zusammen mit Masur ist er im Vorstand des Hotel- und Gaststättenverbands Ingolstadt – und hat von den Plänen des Kulturamts, das Bürgerfest durch einen "Sommerlenz" an der Donau zu ersetzen, nichts gewusst. "Freitag vor einer Woche, bei der Nachbesprechung des Gastronomenballs, gab es eine kurze Info", erzählen die beiden: "Und einen Tag, bevor es in der Zeitung gestanden ist, haben wir vom Hotel- und Gaststättenverband eine Mail dazu bekommen." Was die Wirte besonders ärgert, ist die Tatsache, dass sie in die Vorbereitungen nicht einbezogen wurden. "Wir haben davon nichts gewusst, nicht mal ansatzweise", sagt König. "Irgendwie hängen wir jetzt alle ganz schön in der Luft", ärgert sich auch Masur: "Man hätte sich doch im Vorfeld mit uns zusammensetzen können." Dabei liegt offenbar ein fertiges Konzept von Klaus Richters in der Schublade – und das wirft Fragen auf. "Wie lange gibt es denn diesen Plan schon", wollen die Gastronomen wissen. Und warum wurden sie nicht schon vorab informiert?

Das meiste, was die Wirte über den Sommerlenz wissen, haben sie im DK gelesen, "Das Konzept ist bestimmt super", sagt Häusler: "Aber nicht für ein Bürgerfest an der Donau." Hauber kann sich so eine Veranstaltung dort überhaupt nicht vorstellen, während König fordert, die Altstadtwirte mit einzubeziehen.

Der von Kulturreferent Gabriel Engert angeführte Vergleich mit der Love-Parade in Duisburg ist für einige Gastronomen nicht haltbar. "Bei uns in der Kupferstraße gab’s noch nie eine Schlägerei beim Bürgerfest", betonen Masur und König. Und das, obwohl dort Tausende von Leuten gefeiert haben.

Auch bei der Sperrzeit beim geplanten Sommerlenz gehen die Wirte nicht mit den Vorstellungen von Engert konform. "Um 24 Uhr soll da dort Schluss sein. Das bringt den Wirten in der Innenstadt überhaupt nichts", sind sich alle einig. Apropos Sperrzeit: Den Vorschlag von Bürgermeister Albert Wittmann, die Sperrzeiten in der Innenstadt generell zu verlängern, um damit Alkoholexzessen unter Jugendlichen zu begegnen, lehnen die meisten Gastronomen ab. "Das eine hat mit den anderen nichts zu tun", lautet die einhellige Meinung. Einige Kollegen seien auf das Nachtgeschäft angewiesen. Und außerdem gebe es in Ingolstadt derzeit nur ein einziges Lokal, das nach der Putzstunde zwischen 5 und 6 Uhr noch mal öffne – und das ist fernab von jeder Wohnbebauung.

Doch zurück zum Bürgerfest. Während seitens der Gastronomie mangels Kenntnis der Planungen zwar noch kein Urteil über den geplanten Sommerlenz möglich ist, würden sie grundsätzlich aber bei einem Fest an der Donau mitmachen – falls das Konzept stimmt und für sie tragbar ist.

Über die Bürgerfeste in der bisherigen Form haben natürlich alle ihre gefestigten Meinungen. "Da wurde immer von der Sauf- und Fressmeile geredet. Aber wer hat denn die ganzen Fress- und Saufstände organisiert? Die Stadt Ingolstadt, nicht die Wirte", empört sich Peter Masur. "Und so schlecht kann das Bürgerfest doch gar nicht gewesen sein, sonst wären ja nicht so viele Leute gekommen", ergänzt Sigi Häusler, der freilich einräumt, dass das letzte Bürgerfest 2009 "nicht gerade der Brüller" war.

Dass die Zahl der Händler am Bürgerfest so stark abgenommen hat und ganze Straßenzüge leer waren, ist nach Auffassung vieler Gastronomen nicht zuletzt auch eine Frage der Standgebühren, die die Stadt Ingolstadt verlangt. Nur in einem Punkt kann wirklich keiner was dafür, da sind sich alle einig: beim Wetter. Und da hatten Wirte, Standbetreiber und Besucher oft genug schon Pech. "Wenn es nur einen Tag regnet, ist schon nichts mehr verdient", lautet die Erfahrung von Sigi Häusler.