Ingolstadt
Doppelt so viele Notrufe wie unter dem Jahr

Integrierte Leitstelle spricht von einer "typischen Silvesternacht" Stressphase zwischen Mitternacht und 2 Uhr früh

01.01.2018 | Stand 02.12.2020, 17:00 Uhr

Ingolstadt (DK) Die Integrierte Leitstelle in Ingolstadt hat eine stressige Nacht hinter sich. Zum Jahreswechsel gingen rund doppelt so viele Notrufe ein wie sonst. Leiter Roland Heß spricht von einer "typischen Silvesternacht".

Als die Uhr auf Mitternacht umschlägt, steht Roland Heß auf und wünscht den Kollegen ein gutes neues Jahr. Doch Zeit zu feiern haben sie keine. Sie wissen: Jetzt geht es gleich rund. In der Tat: Kurz nach dem Jahreswechsel kommen die ersten Notrufe an in der Integrierten Leitstelle in der Hauptfeuerwache an der Dreizehnerstraße in Ingolstadt. Von dort werden die Einsätze von Feuerwehr und Rettungsdienst für Ingolstadt und die Landkreise Eichstätt, Pfaffenhofen und Neuburg-Schrobenhausen koordiniert. Rund eine halbe Million Menschen im Ausnahmezustand, dazu Unmengen an Feuerwerkskörpern und zu viel Alkohol.

Alleine in Ingolstadt rückt die Feuerwehr in der Nacht zwölf Mal aus. Zum Vergleich: In den übrigen 364 Nächten des Jahres gibt es im Schnitt einen nächtlichen Einsatz. Und dennoch spricht Leiter Roland Heß von "einer normalen Silvesternacht". Und fügt hinzu: "Nichts Außergewöhnliches." Es sind ausnahmslos kleine Brände, zu denen die Feuerwehr gerufen wird. So brannte etwa in der Berliner Straße ein Container, den die Feuerwehr Haunwöhr schnell löschte.

Eine Besonderheit gab es in der Silvesternacht dennoch; eine Alarmierung, auf die man in der Leitstelle praktisch schon wartet: Brandmeldung im Münster. Noch vor einigen Jahren schlug die Brandmeldeanlage im Münster zuverlässig um kurz nach Mitternacht Alarm. Rund um das markante Gebäude wurde jede Menge Feuerwerk abgebrannt. Die Rauchschwaden zogen hoch, umhüllten den Dachstuhl, drangen ein und lösten den Alarm aus. "Zuletzt hatten wird das Problem einigermaßen im Griff", erzählt Heß. Denn es gab eine Bannmeile für Feuerwerk um das Münster, die Polizei kontrollierte. Doch in diesem Jahr war es wieder so weit: Diesmal war es 2.30 Uhr, als die Brandmelder im Münster anschlugen. Viel Rauch um nichts. Um die Berufsfeuerwehr zu unterstützen, gibt es eine Handvoll freiwilliger Feuerwehren in der Region verteilt, die ihren Silvesterabend in der Wache verbringen und abrufbereit sind.

Auch der Leiter Heß selbst kennt das Prozedere aus eigener Erfahrung sehr gut. Denn bevor er vor eineinhalb Jahren den Chefposten in der Leitstelle übernommen hat, war er bei der Berufsfeuerwehr. Die Stressphase dauert etwa bis 2 Uhr früh, "dann flaut es immer mehr ab".

Für den Rettungsdienst gilt das allerdings nicht. Wenn die Partygänger aufhören, Raketen in die Luft zu blasen, greifen sie wieder zum Alkohol. Und das nicht zu knapp. Der Rettungsdienst hat doppelt so viele Einsätze wie sonst verzeichnet. 50 Mal mussten die Krankenwagen in Ingolstadt und den Landkreisen ausrücken. Um vorbereitet zu sein, war ein zusätzlicher Sanka, finanziert von den Krankenkassen, zwischen 23 und 5 Uhr im Einsatz. Zwölf der Einsätze sind laut Heß eindeutig auf Silvester zurückzuführen: Alkoholvergiftungen und Schlägereien. Hinzu kommt noch der alltägliche Wahnsinn, oder wie Heß es formuliert, der "ungesunde Lebenswandel an Silvester". So bot der Jahreswechsel wieder die gesamte Palette an medizinischen Beschwerden, wie sonst auch: von Atemnot über Herz- bis hin zu Kreislaufbeschwerden. Erst gegen 6 Uhr früh kommt der Rettungsdienst langsam zur Ruhe.

Am Ende einer arbeitsreichen Nacht verzeichnet Heß in der Integrierten Leitstelle rund doppelt so viele Notrufe wie unter dem Jahr. Er spricht aber von einer "typischen Silvesternacht". Und fügt hinzu: "Nichts Außergewöhnliches." Seit dem Bestehen der Leitstelle in den vergangenen zehn Jahren sind die Notrufe tendenziell mehr geworden. Das liegt aber laut Heß ganz natürlich am Wachstum in der Region, der steigenden Bevölkerungszahl. Einen Trend zum Besseren oder Schlechteren kann er nicht erkennen. "Die Menschen sind genauso vernünftig oder unvernünftig wie immer - je nachdem, wie man es sehen will."