Ingolstadt
Neues von der Fensterfront

Sanierungsfall am Katharinen-Gymnasium droht die nächste Verzögerung: Architekt steigt aus

15.09.2017 | Stand 02.12.2020, 17:29 Uhr
Wie viel Ärger kaputte Fenster bereiten können , lehrt das Katharinen-Gymnasium anschaulich, hier eine Impression aus dem Herbst 2016. 150 Stück (Anfertigungsjahr 1970) wurden 2015 aus Sicherheitsgründen zugeschraubt. Austauschen darf man sie nicht, weil sie unter Denkmalschutz stehen. Und die Reparatur wird kompliziert. −Foto: Hammer

Ingolstadt (DK) Seit 2015 sind 150 Schiebefenster im Katharinen-Gymnasium zugeschraubt, weil beim Öffnen die Scheiben herauszufallen drohen. Im Sommer wird es deshalb in vielen Klassen sehr stickig. Doch die Sanierung lässt weiter auf sich warten. Und jetzt ist auch noch der Architekt abgesprungen.

Der Sommer hat im Katharinen-Gymnasium inzwischen einiges von seinen Verheißungen verloren. Wärme, strahlende Sonne von früh bis spät! Davon bekommen die Schüler und Lehrer seit 2015 reichlich ab – vermutlich mehr als ihnen lieb ist, um es zurückhaltend zu formulieren. Das tut der Elternbeirat nicht. Er spricht von „unhaltbaren Zuständen“. Und das auch schon seit 2015.

Damals mussten rund 150 der Schiebefenster des Katharinen-Gymnasiums zugeschraubt werden, damit man sie nicht mehr öffnen kann – denn sonst drohen die Scheiben herauszufallen. Zuvor war ein Schüler von einem wuchtigen Holzrahmen ernsthaft verletzt worden. Der Elternbeirat berichtet von weiteren Unfällen. Deshalb verfügte die Stadt die notdürftige Sicherung der Fenster (teilweise wurden die Griffe abgeschraubt). Da fügt es sich nicht sehr erfreulich, dass auch noch mehrere Rollläden defekt sind. Sonnenschutz? Schwierig.

So verging der Sommer 2015. Er war sehr heiß.

In 35 bis 40 Klassenzimmern ließen sich nur wenige Fenster öffnen, berichtet Schulleiter Rudolf Schweiger. An der Südfront des Gebäudes, auf die bei Hitze die Sonne brennt, sind 60 Schiebefenster zugeschraubt.

Dahinter schwitzten Schüler und Lehrer auch im Sommer 2016. Er war ebenfalls heiß.

Der Elternbeirat machte weiter Druck: Das muss endlich in Ordnung gebracht werden! Im Herbst 2016 legte der Stadtrat einen Zeitplan fest: Bis Juli 2018 soll alles repariert sein. Handwerker „haben einige Fenster behelfsmäßig ertüchtigt, um die Lage zu entschärfen“, berichtet Schweiger. Seither können in jedem Klassenzimmer „von den vier Fenstern mindestens zwei geöffnet werden“. Na immerhin. Jedoch: „Korrektes Lüften ist weiterhin nicht möglich.“

So verging der Sommer 2017. Er war sogar ziemlich heiß.

Vergangene Woche, an einem frühherbstlichen Ferientag, erfuhr der Chef des Katharinen-Gymnasiums, dass es zu einer unerwarteten Wendung gekommen ist. Der mit der Sanierung betraute Architekt (aus einem Ingolstädter Büro) hat den Auftrag zurückgegeben. Auch das noch. Aber Schweiger bleibt gelassen: „Die Stadt hat uns versprochen, dass der Zeitplan eingehalten wird.“ Ende der Arbeiten: Juli 2018. Obwohl jetzt die Auftragsvergabe wieder von vorne beginnt, vertraut Schweiger darauf, dass im vierten Sommer mit zugeschraubten Fenstern wirklich alles fertig wird. Er erlaubt sich aber eine Anmerkung: „Wir melden es ja nicht erst seit zwei Jahren, dass die Fenster Probleme machen. Wir haben schon vor zehn Jahren darauf hingewiesen.“

Die schweren Schiebefenster mit ihrer veralteten Schließmechanik sind – unsentimental betrachtet – eine Fehlkonstruktion. Doch man darf sie nicht austauschen, weil das 1970 bezogene Gymnasium (Architekt: Hardt-Waltherr Hämer) unter Denkmalschutz steht. Deshalb müssen die Fenster so originalgetreu wie möglich repariert werden. Das bedeutet zum Beispiel, dass ausschließlich trübe Scheiben ersetzt werden, oder die maroden Feststellbremsen nur dann modifiziert werden dürfen, wenn es wirklich nicht mehr anders geht. Ersatzteile gibt es schon lange nicht mehr; Hämers Fenster waren vor 47 Jahren Sonderanfertigungen.

Da kann ein Meisterbetrieb wirklich alles geben; ein Architekt auch. „Es ist richtig, dass das mit der Sanierung der Fenster beauftragte Architekturbüro der Stadt mitgeteilt hat, dass es den Auftrag nicht erfüllen könne und ihn deshalb zurückgebe“, bestätigt Michael Klarner, der Sprecher der Stadt. „Das Hochbauamt hat daraufhin in Abstimmung mit der Unteren Denkmalschutzbehörde unverzüglich mit einem süddeutschen Spezialunternehmen Kontakt aufgenommen, das von der Fachkenntnis, der Erfahrung und der Leistungsfähigkeit her in der Lage ist, die Sanierung zeitplangerecht durchzuführen.“ Also bis Juli 2018.

Der Leiter des Presseamts schildert an einem Beispiel, wie kompliziert das Projekt sei, was – auch – dessen Dauer erkläre: „Ein externes Planungsbüro hat verschiedene Varianten entworfen, mit denen im Rahmen eines Pilotprojekts 2016 in 14 Klassenzimmern die Fenster instand gesetzt wurden. Im täglichen Betrieb in der Praxis haben sich diese Varianten allerdings nicht bewährt.“

Das jetzt gefundene Unternehmen ist laut Klarner bereits mit Voruntersuchungen beauftragt worden, „die die Grundlage für die endgültige Vergabe des Sanierungsauftrages sind.“ Der soll noch in diesem Herbst erteilt werden.

Der Elternbeirat will da allerdings auch noch ein ernstes Wort mitreden. Nächste Woche ist Sondersitzung. Zum Glück wird es jetzt erst einmal Herbst.