Ingolstadt
Richtig gut gebrüllt

Stadtmeisterschaft beschert Poetry-Slam im Maki-Club beachtlichen Zuschauerrekord

27.02.2015 | Stand 31.01.2017, 20:40 Uhr

Zuschauerrekord: 350 Besucher drängten sich in den Gewölben des Maki-Clubs. Die 18-jährige Neuburgerin Theresa Köchl (l.) darf sich nach ihrem erst zweiten Slam unerwartet über einen Startplatz für die bayerische Meisterschaft freuen.Thomas Spitzer (r.) wurde Gesamtsieger und damit Stadtmeister - Fotos: Reichelt

Ingolstadt (kvr) Ein neuer Stadtmeister, eine Starterin für die Bayerische Meisterschaft und ein Zuschauerrekord: Das ist die Bilanz des Poetry-Slams am Mittwochabend im Maki-Club. Rund 350 Zuschauer verfolgten den Dichterwettstreit, den Thomas Spitzer für sich entschied.

Schon eine halbe Stunde vor Einlass hatte sich eine beachtliche Menschenmenge vor dem Maki-Club in der Altstadt gebildet. Als die Stadtmeisterschaft startete, waren 350 Plätze besetzt – ein Zuschauerrekord in achteinhalb Jahren Poetry Slam. Es wollten sogar noch mehr Poetry-Fans dabei sein. Moderator Kevin Reichelt, der 2013 die damals dritte Stadtmeisterschaft gewonnen hatte, moderierte passend zum „Brüllaffen-Slam“, wie der Maki-Slam auch heißt, im Affen-Kostüm. Der 22-Jährige brachte das Publikum schon vor Beginn des Dichterwettstreits in Schwung.
 
Die Zuschauer bewiesen einmal mehr eindringlich, dass sie zu den lautesten in der bayerischen Slam-Szene gehören. Sie trieben die Slammer auf der Bühne an und belohnten manche Texte mit einem frenetischen Zwischenapplaus. Auch deshalb bewiesen die Slammer Höchstleistungen. Natürlich motivierte sie ebenso die Aussicht auf den Titel des Stadtmeisters und den damit verbundenen Startplatz für die Bayerischen Meisterschaften, die vom 7. bis zum 9. Mai in Ingolstadt stattfinden.

Hoffnung darauf durften sich acht Slammer und eine Slammerin machen. In der Vorrunde mussten Pascal Simon, Chilly und Anderl die Segel streichen. Ben Bögelein überzeugte als erster Starter das Publikum mit seinem Text über Tattoos. „Tätowierte Augenbrauen? Was ist da denn los, liebe Frauen“, schmetterte der Franke und sicherte sich das erste Finalticket. Ebenso laut war der Applaus bei der Bewertung Thomas Spitzers, der die Zweckmäßigkeit der Sprache thematisierte. „Mir ist die Sprache egal. Es ist wie bei einem Auto, egal wie hässlich oder verbeult, Hauptsache, es bringt mich von A nach B.“ Der Regensburger zog ebenfalls ins Finale ein.

Es folgte der junge Münchener Philipp Potthast, der sich in der zweiten Runde mit einer Lobeshymne an das Wetter gegen Titelverteidiger Andivalent, Ingo Winter und Theresa Köchl durchsetzte. „Klima la Revolucion!“, schrie Potthast hinaus und stellte damit die Unerlässlichkeit des Wetters als Small-Talk-Thema dar.

Im reinen Männerfinale setzte sich Thomas Spitzer auch deshalb deutlich durch, weil er die Zuschauer nicht nur zum Lachen brachte, sondern mit Sprüchen wie „Lebe dein Leben? Ja, was denn auch sonst“ auch den Nerv traf. Spitzer, der schon 2012 den Titel des Stadtmeisters erringen konnte, gab nachher zu, dass er wie auch die beiden anderen Finalisten bereits einen Startplatz für den Bayernslam habe.

Im letzten Applausentscheid wählte das Publikum die 18-jährige Neuburgerin Theresa Köchl, die sich nach ihrem erst zweiten Slam unerwartet über einen Startplatz für die Bayerische Meisterschaft freuen darf. Moderator Reichelt beendete einen abwechslungsreichen und denkwürdigen Abend, der Lust auf den Bayernslam in Ingolstadt gemacht hat.