Ingolstadt
"Regeln sind wie Autobahnen"

Zehntklässlerinnen der Gnadenthal-Realschule lernen in Workshop, worauf es heute ankommt

24.02.2017 | Stand 02.12.2020, 18:35 Uhr

Knigge in der Realschule: Seminarleiterin Sabine Schwind von Egelstein erklärt den Mädchen der zehnten Klasse spielerisch wichtige Benimmregeln. - Foto: Hammer

Ingolstadt (DK) In einem "Knigge-Workshop" haben die Zehntklässlerinnen der Ingolstädter Gnadenthal-Realschule viel über die Benimmregeln der heutigen Zeit erfahren. Und dabei gelernt, dass Regeln oft nur eine Orientierung sind und warum es ganz sinnvoll sein kann, sich wie James Bond vorzustellen.

Neugierige Gesichter statt angestrengter Mienen: Dort, wo die Zehntklässlerinnen der Gnadenthal-Realschule in Ingolstadt sonst bei den Turnstunden rackern, lernen die Mädchen in einem "Knigge-Workshop" die Benimmregeln der heutigen Zeit. Dazu hat die Schule als Image-Designerin Sabine Schwind von Egelstein aus München eingeladen.

Das mit den Benimmregeln sei wie mit der Autobahn, sagt sie. "Es gibt verschiedene Spuren und Möglichkeiten. Ihr könnt links, mittig oder rechts fahren. Aber wenn ihr irgendwie zu weit nach außen abdriftet, stoßt ihr an." Ganz wichtig sei immer der gegenseitige Umgang und der Respekt vor der Würde der Menschen. Zustimmendes Nicken in der Turnhalle.

Pünktlichkeit bedeutet Zuverlässigkeit, erklärt die Referentin. "Ihr macht dadurch klar, dass ihr selbst gut organisiert seid." Unpünktlichkeit dagegen zeuge von einer schlechteren Planung und könne überheblich und auch unhöflich wirken.

Um höflich zu sein, sollte man auch die unterschiedlichen gesellschaftlichen Rangordnungen beachten, so Sabine Schwind von Egelstein. Grundsätzlich sei die Frau gesellschaftlich ranghöher als der Mann. "Warum", fragt die Referentin die Zehntklässlerinnen. Ein Mädchen kennt die Antwort und ruft: "Weil sie Kinder gebären kann." Weitere gesellschaftliche Rangfolgen, welche die Schülerinnen lernen, sind: Ältere vor Jüngeren, Fremde vor Bekannten.

Ganz oben auf der Rangliste steht immer der Gastgeber. "Selbst wenn die Bundeskanzlerin an eurer Schule eingeladen wäre - eure Direktorin als Gastgeberin wäre immer noch ranghöher." Fragende Gesichter. Mitunter Gekichere. Angela Merkel rangniedriger als die Rektorin der eigenen Schule? Die Schülerinnen wirken ein bisschen verdutzt. Aber der Gedanke scheint ihnen zu gefallen.

Camilla Hering, die Rektorin, ist bei einem Teil des Seminars dabei. "Uns ist es wichtig, dass die Mädchen nicht nur vernünftige Umgangsformen lernen, sondern auch vernünftig miteinander umgehen und ein selbstsicheres Auftreten haben", sagt Hering. Schwind von Egelstein ergänzt an die Kinder gerichtet: "Damit euer Auftreten sicher wirkt, solltet ihr euren Namen deutlich aussprechen." Dazu gibt sie einen Tipp.

Gerade bei kurzen und einsilbigen Namen sei es hilfreich, sich a la James Bond vorzustellen. Also wie der Geheimagent zuerst den Nachnamen zu sagen, dann den Vornamen und anschließend den Nachnamen zu wiederholen, weil es die Aufmerksamkeit des Gegenüber erhöhe. Einige der Mädchen setzen den Ratschlag gleich um. Der Tipp kommt gut an.

Die Referentin gibt den Schülerinnen auch noch ihr Motto mit auf den Weg: "Ihr könnt oft tun, was ihr wollt, wenn ihr wisst, was ihr tut." Dann ist das Seminar zu Ende und die Mädchen klatschen. Nicht nur aus Höflichkeit.