Ingolstadt
Polizeimuseum gibt Rätsel auf

09.04.2010 | Stand 03.12.2020, 4:07 Uhr

Bei der offiziellen Übergabe des sanierten Gebäudes an das Bayerische Armeemuseum im November 2007 wurde der Turm als nahezu schlüsselfertiges Museum mit modernem Kassenbereich präsentiert. Seitdem ist in den Mauern aber wenig passiert.? Arch - foto: Rehberger

Ingolstadt (DK) Nach dem Wechsel an der Spitze des Armeemuseums rückt das Polizeimuseum in den Blickpunkt. Eigentlich sollte die Dauerausstellung im Turm Triva längst eröffnet sein. Doch der neue Schlossherr Ansgar Reiß will und kann kein Datum nennen. Denn es gibt weder ein Konzept noch Geld.

Der neue Museumsdirektor Reiß, seit 1. Februar im Amt, geht offensiv mit dem Thema um: "Ich habe noch keinen Eröffnungstermin ins Auge gefasst. Es ist die Frage, ob es sich haushalts- und personalmäßig verwirklichen lässt." Dabei klang es bei seinem Vorgänger Ernst Aichner stets so, als sei der Start des Prestigeprojekts im Turm Triva nur eine Frage von Tagen, und lediglich Kleinigkeiten seien zu bereinigen. Reiß aber sagt: "Es stellt sich im Moment die Frage nach der Struktur der Ausstellung." Heißt: Ein Konzept für die Schau gibt es nicht – und auch keinen Etat.

Aktuell steht ein kleinerer Posten im Haushalt des Armeemuseums für die Sammlung aus der Polizeihistorie zur Verfügung, die punktuell erweitert werden soll. Sie ist "gut geordnet", sagt Reiß. Es seien Stücke aus sehr vielen Bereichen der Polizei und Regionen dabei. "Wir sind gerade dabei, alles zu sichten und müssen sehen, wie wir zu einem Konzept kommen." Dafür benötige er Unterstützung. "Ich bin dabei, wissenschaftliche Mitarbeiter zu finden, die das mit mir machen. Wenn ich ein lebendiges, zeithistorisches Museum will, brauche ich jemanden, der das ständig weiter entwickelt und nicht nur einmal hinstellt."

Dafür wird natürlich Geld benötigt. Und obwohl sich Reiß mit Vorhersagen zurückhält, kündigt er an: "Heuer wird das mit der Eröffnung nichts mehr." Denn die Mittel für Betriebs- und Personalkosten können erst für den Doppelhaushalt 2011/2012 beim Landtag beantragt werden. Bisher sind keinerlei Mittel angefordert worden. Reiß rechnet für den kommenden Etat aber fest mit einer Genehmigung: "Der Wunsch aus München ist dezidiert da, das Museum so bald wie möglich umzusetzen."

Das bestätigt Kunstminister Wolfgang Heubisch (FDP) auf Anfrage des DONAUKURIER: "Ziel ist es, die Sammlung möglichst bald im Turm Triva zu zeigen. Das Projekt wird daher im Doppelhaushalt 2011/2012 schwerpunktmäßig berücksichtigt." Er begrüße es ausdrücklich, dass die "Polizeigeschichtliche Sammlung" für Ingolstadt gewonnen werden konnte. "Das Armeemuseum erfährt dadurch eine deutliche Aufwertung seiner Sammlung und entwickelt sich so weiter zu einem zeithistorischen Museum", sagt Heubisch.

Als sein Vor-Vorgänger Hans Zehetmair (CSU) im November 2002 das Polizeimuseum und den Standort Turm Triva mit seiner Unterschrift und den Worten "eine gute Bereicherung und Erweiterung des Armeemuseums" besiegelte, gingen Beobachter von einer Eröffnung im Jahr 2004 aus. Doch der damalige Museumschef Aichner korrigierte den Zeitpunkt immer wieder nach hinten. Im Juli 2005 trafen die ersten Ausstellungsstücke ein, eine BMW R 80 und ein Opel Blitz. Da hieß es laut Aichner bereits "frühestens 2007".

Von März 2006 bis Sommer 2007 wurde der Turm für 1,15 Millionen Euro vom Staatlichen Bauamt saniert; doch seitdem ist in dem Festungsbau kaum mehr was passiert. Dafür lief im benachbarten Reduit Tilly, der Heimat der Dauerausstellung zum Ersten Weltkrieg, eine Sonderschau zu 60 Jahren Polizei in Bayern. Aichner stellte einige Sammlungsstücke in einer Art Versuchsanordnung für das neue Museum auf und führte noch nach dem Ende der Sonderausstellung (Herbst 2007) hochrangige Besucher wie Innenminister Joachim Herrmann durch die Räume. So aufgereiht stehen die Exponate noch immer dort.

Für den Turm Triva verzögerte sich der Zeitplan weiter. Zuletzt sprach Aichner davon, dass man eine Ausschreibung für Vitrinen habe wiederholen müssen. Im Januar dieses Jahres nahm der Schlossherr noch einen VW Käfer von Landespolizeipräsident Waldemar Kindler in Empfang. Danach ging Aichner in Ruhestand.

Sein Nachfolger Reiß sieht im Klenzepark "ein schlüsselfertiges Museum. Das ist natürlich eine große Leistung und eine große Chance, dass dieser beeindruckende Bau so dasteht." Einige Pläne dafür hat Reiß im Hinterkopf, auch wenn er betont, es sei zu früh, um konkrete Konzepte öffentlich zu machen. Doch eine seiner Ideen lässt auf ein lebendiges Museum hoffen: Er könnte sich ein Public Viewing von "Tatort"-Sendungen am Sonntagabend im Trivahof vorstellen. Reiß: "Wir müssen mit dem Museum ein breites Publikum ansprechen."