Ingolstadt
"Ohne Fehler kommt man nicht zum Ziel"

Media-Markt-Mitgründer Walter Gunz gewährt im DK-Forum Einblicke in seine Lebensphilosophie

24.01.2014 | Stand 02.12.2020, 23:10 Uhr

Unterhaltsamer Abend: WDR-Moderatorin Bettina Staubitz befragte Walter Gunz zu verschiedenen Passagen aus dessen Buch »Ich war doch nicht blöd«. Der 67-Jährige hatte mit seiner lockeren Art die Lacher des Publikums meist auf seiner Seite - Foto: Hauser

Ingolstadt (DK) Walter Gunz ist einer der Gründer von Media-Markt. Am Donnerstagabend war der 67-Jährige zu Gast im DK-Forum und gab im Rahmen der Reihe „Leselust“ nicht nur Anekdoten seiner bewegten Karriere zum Besten, sondern erklärte auch, wie er sich ein erfolgreiches Unternehmen vorstellt.

Eigentlich ist Walter Gunz schon lange raus aus dem Geschäft. Im Jahr 2000 verabschiedete er sich vom Ingolstädter Elektronikriesen Media-Saturn. Heute lebt der 67-Jährige größtenteils in Marrakesch. Und doch spricht er auch heute noch so, als wäre er immer noch an Bord. „Wir“, sagt er, wenn er über die aktuelle Situation bei Media-Saturn redet. Und die sieht der Mitgründer durchaus kritisch. Für den im Publikum sitzenden Media-Saturn-Chef Horst Norberg hat er auch gleich einen Tipp parat: „Man muss sich jetzt neue Strategien überlegen.“



Als Bedrohung sieht Gunz die gigantischen Internetshops amazon und Zalando. „Denen Paroli zu bieten, ist nicht einfach“, erklärt er. „Die sind über Jahre mit hunderten Millionen Euro gesponsert worden und haben keinen Euro Gewinn gemacht.“ Aber die beiden Unternehmen hätten eben erkannt, welchen „ungeheuren“ Wert eine erfolgreiche Marke habe.

Die Lacher hat Gunz mit seiner lockeren Art meist auf seiner Seite. Viel gelernt, sagt er, habe er aus Krankheiten und Niederschlägen. Um gleich kichernd hinterherzuschieben: „Aber immer verlieren ist auch Sch...!“ Später erzählt er vom ersten Scheck, der nach dem Verkauf der Anteile an Kaufhof bei ihm eintrudelte: „Da habe ich gedacht: ,Boah, Walter!’“, sagt Gunz. „Später habe ich dann gemerkt, dass das eigentlich sehr unbedeutend war.“

Auch auf seine Zeit vor Media-Markt blickt Gunz zurück – als er noch Abteilungsleiter bei Karstadt war. „Dort war ich erfolgreich, weil ich mir Freiheiten genommen habe, die mir eigentlich nicht zustanden.“ Für ihn benötige ein Unternehmen eine Struktur, in der das Arbeiten Freude mache. „Man sollte keine Angst davor haben müssen, Fehler zu machen“, sagt der 67-Jährige. „Ohne Fehler kommt man nicht zum Ziel.“ In vielen Firmen werde heute zu wenig entschieden, weil man einfach keinen Fehler machen dürfe.

Ratschläge hat Gunz auch für seinen ehemaligen Mitstreiter Erich Kellerhals im Gepäck, der immer noch Minderheitsgesellschafter bei Media-Saturn ist und sich seit Jahren mit dem Mutterkonzern Metro um die Macht im Unternehmen streitet. „Das Problem ist, dass jeder Recht haben will“, sagt der 67-Jährige. „Aber Emotionen fressen den Verstand.“ Von diesen Emotionen müsse man „runterkommen“. Seiner Meinung nach, hätte sich Kellerhals einfach mal mit der Metro an einen Tisch setzen sollen. „Aber im Leben ist eben nicht alles Harmonie.“

Und auch Geld sei nicht alles im Leben. In seiner neuen Heimat Marokko seien die Menschen trotz wesentlich geringerem Einkommens viel glücklicher als die Deutschen. „Ich gönne dem Erich, dass er so viel mehr Geld hat als ich“, sagt Gunz. Schließlich müsse man die ganzen Milliarden ja täglich verwalten – was jede Menge Arbeit bedeute. „Und irgendwann ist das Leben dann vorbei.“