Ingolstadt
"Normalerweise sind wir schneller"

Hauptbahnhof nach vierjähriger Umbauphase endlich behindertengerecht

04.07.2013 | Stand 02.12.2020, 23:57 Uhr

Altes Schild abgeschraubt, neues enthüllt: Mit gemeinsamer Anstrengung haben Bahn, Stadt und Staatsvertreter gestern eine neue Ära am Hauptbahnhof eingeläutet. Von links: Bahnbevollmächtigter Josel, OB Lehmann, Staatssekretär Scheuer, die Staatsminister Zeil und Haderthauer und Bahnvorstand Zeug mit Bahnhofspersonal - Foto: Strisch

Ingolstadt (DK) Was lange währt, wird endlich gut: Gemeinsam mit viel politischer Prominenz hat die DB gestern die umgebauten Bahnsteige am Hauptbahnhof offiziell in Betrieb genommen. Das Projekt hatte sich über vier Jahre hingezogen und wegen der Verzögerungen vormals für viel Unmut gesorgt.


„Es war keine leichte Geburt, aber ich glaube, das Baby sieht ganz gut aus.“ OB Alfred Lehmann brachte es mit dieser Einschätzung gegen Ende der Eröffnungszeremonie wohl auf den Punkt. Lange hatten sich die Ingolstädter und alle Besucher, die auf dem Bahnweg kamen, mit der Dauerbaustelle und teils chaotischen Umleitungen unter und über den Gleisen zurechtfinden müssen (DK berichtete wiederholt, siehe Zeitleiste links).

Doch jetzt ist der behindertengerechte Umbau geschafft: Vier Fahrstühle stehen gehbehinderten oder sonst wie gehandicapten Bahnreisenden für den unbeschwerten Weg von den Bahnsteigen in die neue, breitere Unterführung sowie von dort zum Empfangsgebäude zur Verfügung. Dass es nicht für Rolltreppen zusätzlich zu den normalen Bahnsteigtreppen gereicht hat, mag der eine oder andere angesichts einer Bausumme von gut 24 Millionen Euro kritisieren. Da ist bei allen erkennbaren Fortschritten also nicht ganz der Standard der „wirklichen“ Großstadtbahnhöfe erreicht worden. Aber die Dimensionen der unterirdischen Passage und auch die breiteren Aufgänge, klare Strukturen und einige moderne Schaukästen mit wechselnden Reklametafeln strahlen schon reichlich mehr Moderne aus, als es die Schanzer und ihre Gäste vormals am Hauptbahnhof gewohnt waren.

Die Besucherliste beim offiziellen Akt hätte auch einer Flughafeneröffnung zur Ehre gereicht: Zwei Staatsminister (Martin Zeil und Christine Haderthauer), ein Staatssekretär aus Berlin, der Regierungspräsident, Abgeordnete aus Bundes- und Landtag und natürlich der Oberbürgermeister und viele Stadträte waren der Einladung der Bahn gefolgt. Deren bayerischer Konzernbevollmächtigter Klaus-Dieter Josel sprach bei seiner Begrüßung von einem „Meilenstein“ für das Unternehmen und die Stadt.

Der Vorstandschef der DB Station & Service AG, André Zeug, ging nur mit einem Satz auf die lange Hängepartie durch den Wechsel der beauftragten Baufirma ein: „Normalerweise sind wir etwas schneller.“ Letztlich sei aber „ein gutes Produkt“ vorzuweisen, konstatierte der Bahnmanager, der auf die Bestrebungen seines Unternehmens einging, nach und nach alle größeren Bahnhöfe behindertengerecht zu gestalten. In München wird schon in zwei Wochen auch die Station Pasing den neuen Standards genügen; in Passau steht die Bahn in dieser Hinsicht vor dem ersten Spatenstich.

Wirtschaftsminister Zeil (FDP) verwies auf den Zuschuss des Freistaates für die Verlegung der Unterführung in Höhe von sieben Millionen Euro und nannte die Anpassung des Bahnhofs an die Bedürfnisse von Behinderten ein „wichtiges gesellschaftspolitisches Zeichen“. CSU-Kabinettskollegin Haderthauer sprach vom „Grundanspruch aller Menschen, auch am öffentlichen Personenverkehr teilhaben“ zu dürfen. Da der Anteil älterer Menschen an der Gesellschaft steige, habe der Ingolstädter Bahnhof auch eine „Anpassung an die ganz klaren demografischen Herausforderungen“ erlebt.

Bevor die Geistlichen Axel Konrad (St. Markus) und Matthias Blaha (St. Anton) den kirchlichen Segen spendeten, unterstrich OB Lehmann nochmals den Wunsch der Stadt nach einem Bahnhalt auf dem Audi-Gelände. Ein solcher dritter Bahnhof im Stadtgebiet bedeute den großen Wurf, so der Rathauschef: „Ich kann nur bitten, das zügig zu bearbeiten.“