Ingolstadt
Klage gegen Media-Markt gescheitert

Ehemaliger Deutschland-Chef Rook wollte Wiedereinstellung – das schmettert das Landgericht ab

22.05.2012 | Stand 03.12.2020, 1:28 Uhr

Sitzt wegen Bestechlichkeitsvorwürfen seit vergangenem November in U-Haft: Michael Rook.

Ingolstadt (DK) In einigen Wochen wird Michael Rook in Augsburg der Prozess wegen des Verdachts der gewerbsmäßigen Bestechlichkeit in 70 Fällen gemacht. Eine erste juristische Niederlage hat der frühere Topmanager von Media-Markt aber bereits gestern erlitten.

Die Handelskammer am Landgericht in Ingolstadt schmetterte seine beiden Klagen gegen seinen ehemaligen Arbeitgeber ab. Im vergangenen November hatte die Gesellschafterversammlung den 47-Jährigen wegen der Vorwürfe in dem Schmiergeldskandal zuerst als Deutschland-Geschäftsführer abberufen und ihm dann auch noch fristlos gekündigt. Beides wollte Rook mit der Klage zurückgenommen haben. Doch der Vorsitzende Richter Konrad Kliegl sagte klar: „Es besteht kein Zweifel, dass es ausreichend dringende Gründe für eine Verdachtskündigung gab.“

Die Entscheidung des Gerichts war an sich keine Überraschung mehr. Schon bei der mündlichen Verhandlung vor knapp einem Vierteljahr hatte Kliegl diese Tendenz angedeutet. Seit 1987 gehörte Rook dem Konzern an, wo er bis in die höchste Führungsebene aufstieg. Im August 2010 flatterte bei Media-Saturn aber an mehreren Stellen ein anonymes Schreiben ins Haus: Verschiedene Mitarbeiter würden sich bestechen lassen. Der Elektronikmarktkonzern startete erst interne Ermittlungen, ehe er Anfang 2011 die Staatsanwaltschaft Augsburg einschaltete, die im Juli 2011 zu großen Hausdurchsuchungen bei Verdächtigen und in der Konzernzentrale in Ingolstadt schritt. „Spätestens ab diesem Zeitpunkt stand Herr Rook im Zwielicht“, fasste Richter Kliegl die Geschichte zusammen. Die Vorwürfe gegen den früheren Topmanager erhärteten sich massiv, als „ein Mitarbeiter aus der zweiten Führungsebene“ (Kliegl) und der Inhaber einer Vermarktungsagentur nach ihrer Verhaftung ein Geständnis ablegten und Rook weiter belasteten.

Ein Anbieter von DSL-Verträgen sei in den Media-Märkten bevorzugt behandelt worden. Wie die Staatsanwaltschaft ihnen vorwirft, hätten Rook und der Regionalmanager dem Unternehmen Aufträge im Wert von 65 Millionen Euro zugeschanzt. Im Gegenzug soll dafür Schmiergeld an Führungskräfte geflossen sein. Über Jahre insgesamt fünf Millionen Euro. Laut Kliegl soll Rook mindestens eine halbe Million nebenbei kassiert haben. Dabei lag sein letztes Jahresgehalt weit höher, wie der Richter sagte: bei 1,25 Millionen.

Ende Oktober suspendierte die Gesellschafterversammlung von Media-Markt den langjährigen Deutschland-Chef, der dann am 9. November festgenommen wurde und seitdem in Untersuchungshaft sitzt. Die Gesellschafter beriefen Rook ab und gaben ihm in einem Anhörungsverfahren noch zwei Wochen Zeit, sich zu den Vorwürfen zu äußern. „Er wusste, was ihm vorgeworfen wurde. Da kam aber nichts“, sagte Kliegl. Die fristlose Kündigung, die folgte, hält der Richter deshalb für absolut rechtens. Und Rooks Klagen „sind offensichtlich unbegründet“.

Wie der ehemalige Topmanager sitzen acht weitere Personen in U-Haft, die alle von der Augsburger Staatsanwaltschaft wegen „gewerbsmäßiger und bandenmäßiger Bestechung beziehungsweise Bestechlichkeit“ angeklagt sind. Der Prozess gegen sie vor der Großen Strafkammer in Augsburg dürfte ein gewaltiges Medieninteresse auf sich ziehen.