Ingolstadt
Marihuana im Tank

Am Landgericht Ingolstadt hat der Prozess gegen eine international agierende Drogenbande begonnen

24.01.2012 | Stand 03.12.2020, 1:54 Uhr
Symbolbild Gericht −Foto: Sebastian Schanz

Ingolstadt (DK) Eine krude Geschichte von Drogenschmuggel und Blutrache beschäftigt seit gestern das Landgericht Ingolstadt. Angeklagt ist ein 38-jähriger Pfaffenhofener, der Drogen kiloweise gehandelt haben soll.

Das Verfahren ist der Auftakt einer Reihe von Verhandlungen, bei denen sich unter anderem auch der Betreiber eines Pfaffenhofener Tattoostudios und sein Vater verantworten müssen, denen vorgeworfen wird, ein reges Drogengeschäft zu betreiben.
 
Der Angeklagte soll auch sie mit Ware versorgt haben. Das Verfahren vor der 1. Strafkammer unter dem Vorsitz von Paul Weingartner gestaltet sich schwierig. Nur der Wirt eines Lokals in Reichertshofen, in dem die Übergabe der Drogen vermutlich hätte stattfinden sollen, macht eine Aussage. Von einem nächtlichen Handel auf dem Parkplatz vor seinem Lokal, an dem auch der Angeklagte beteiligt gewesen sein soll, will er allerdings nichts bemerkt haben.

Für das Verfahren sind insgesamt vier Verhandlungstage anberaumt. Bisher stützt es sich vor allem auf die Aussage dreier Polizisten, die Ende 2010 den vermeintlichen Drogenkurier verhörten, der in einem Autotank knapp sechs Kilogramm Marihuana aus Albanien nach Deutschland gebracht hatte. In seinem Navigationsgerät war die Adresse des Reichertshofener Lokals eingespeichert. Bei einer Routinekontrolle ging der Albaner den Fahndern auf der A8 zwischen Salzburg und München ins Netz. Bei der Untersuchung seines Fahrzeugs stießen die Ermittler im Tank des Audis auf die Drogen.

Mittlerweile sitzt der mehrfach vorbestrafte Mann in Kaisheim in Haft. Auch er verweigerte gestern die Aussage zum aktuellen Fall. Allerdings konnten drei Polizisten, die den Albaner nach seiner Drogenfahrt verhört hatten, Erhellendes beitragen.

Demnach behauptete der Kurier, zu der Fahrt gezwungen worden zu sein. Sein Vater habe in Albanien zwei Menschen erschossen und sei deswegen von den Angehörigen der Opfer getötet worden. Am Tag der Beerdigung zwang man ihn unter Bedrohung seines Lebens, sein Auto für die Fahrt zur Verfügung zu stellen. Damit wäre die Blutrache vergessen gewesen. Aus Angst habe er sich für die Fahrt bereit erklärt, ohne zu wissen, was in seinem Auto transportiert werden sollte. Dass in seinem Tank etwas versteckt war, sei ihm allerdings klar geworden. Schließlich habe er alle 100 Kilometer tanken müssen.

Seine Unwissenheit nahm die Polizei dem Albaner allerdings nicht ab. Vor allem nicht, nachdem er ankündigte, die Namen von Hintermännern verraten zu können, falls die Ermittler ihn wieder auf freien Fuß setzen würden. Im Gespräch mit der Polizei nannte der Drogenkurier auch den Namen des Angeklagten und beschrieb den Betreiber des Tattoostudios. Außerdem räumte er ein, schon einmal in der Gaststätte in Reichertshofen gewesen zu sein und ein „Geschenk“ übergeben zu haben. Der Prozess wird am Montag fortgesetzt.