Ingolstadt
Kuchen für Kanada

Die Ingolstädterin Sabine Rabl betreute zwei Wochen den neuen Inline-Hockey-Weltmeister

08.06.2012 | Stand 03.12.2020, 1:24 Uhr

Da ist das Ding: Sabine Rabl (links) freute sich mit ihrem Team Kanada über den WM-Triumph. Als Betreuerin war die Ingolstädterin während der Titelkämpfe immer hautnah dabei - Foto: Strisch

Ingolstadt (DK) Ja wo bleibt er denn nur? Jetzt wird es langsam knapp. Es ist Freitagmittag. Und nirgends ist der Bus in Sicht, der die Reisegesellschaft auf den letzten Metern auf deutschem Boden transportieren soll. Die Männer mit dem schweren Gepäck werden langsam ungeduldig, in drei Stunden hebt ihr Flieger gen Heimat ab.

Die Medaillen um ihre Hälse baumeln immer wilder durch die Ingolstädter Luft. Mitten unter ihnen steht Sabine Rabl und beruhigt die leicht strapazierten Nerven der sonst so umgänglichen Jungs. Und siehe da: Da ist das Shuttle für Team Kanada schon. Los geht es zum Flughafen München. Die letzte Etappe der Mission Gold, die am Donnerstagabend mit dem Sieg im Endspiel der Inline-Hockey-Weltmeisterschaft über Deutschland real wurde.

Reichlich müde steigen die Kanadier ein. Es war eine ziemlich kurze Nacht. Einige kamen gar nicht mehr bis ins Hotelbett. Gegen 4 Uhr zumindest hat sich Sabine Rabl aus dem feiernden Pulk, der ein Innenstadtlokal erzittern ließ, verabschiedet. „Die haben auf den Tischen getanzt, die kanadische Nationalhymne ist gespielt worden, bis jeder den Text konnte“, erzählt die Ingolstädterin. Die Krankenschwester am Klinikum hat zwei Wochen Urlaub geopfert, um das Team wie schon 2009 als ehrenamtlicher Helfer zu begleiten. Rabl und ihre Kollegin Nadine Genz waren „Mädchen für alles“. Sie organisierten die Mahlzeiten, Busse, Transfers, Handtücher, jede Kleinigkeit. Sie kochten sogar Kaffee in der Kabine. „Das war immer das Ritual, dass sich einige Spieler mit einer Tasse zur Einstimmung aufs Spiel zusammengesetzt haben“, berichtet Rabl. Zum Erfolgsgeheimnis wurden auch Sandwiches und Kekse, die es eben für die Kanadier immer geben musste, weil sie einmal ein Spiel nach dem Genuss selbiger Kombination gewonnen haben. Ähnlich schlugen zwei Torten ein, die Sabine Rabls Mutter für die Spieler zauberte: eine mit Weißwürsten und Brezn aus Marzipan als Verzierung, die andere vor dem Finale mit kanadischem Ahornblatt drauf, der Nationalflagge. „Die fanden alle total lecker, dann haben sie gleich gefragt, ob meine Mutter nicht jeden Tag welche machen kann.“ Aber auch so reichte es zum souveränen Titelgewinn.

Sabine Rabl freute sich kräftig mit. Auch wenn dies der eigentlich hartgesottenen ERC-Anhängerin viele Fans verübelten. „Ich hatte beim Finale gegen Deutschland schon zwei Herzen in meiner Brust. Aber das für Kanada hat einfach stärker geschlagen, das war meine Mannschaft. Das muss ich zugeben, auch wenn das einige nicht hören wollen.“ Sie kann das gut erklären: „Wir sind wirklich super aufgenommen worden.“ Als das Team in Ingolstadt eintrudelte, erhielten die Betreuer aus Ingolstadt sogar eigene Trikots mit Nummer und Namen darauf. Da nimmt man gerne ein Schlafdefizit in Kauf.