Ingolstadt
Körnermagazin bleibt stehen

19.10.2010 | Stand 03.12.2020, 3:33 Uhr
Neue Runde um den Erhalt des Körnermagazins: Das Verwaltungsgericht hebt die Entscheidung der Stadt auf. Das Gebäude ist nicht denkmalgeschützt. −Foto: Rössle

Ingolstadt (DK) Körnermagazin und Artillerieremise sind Baudenkmäler – so der Bescheid des Landesamts für Denkmalpflege. Die Stadt wird einem Abbruch der Gebäude nicht zustimmen, so die Reaktion von Stadtbaurätin Renate Preßlein-Lehle. Der Eigentümer hat umgehend Widerstand angekündigt.


Sind das Körnermagazin, gleich neben dem Lechner-Museum, und die Artillerieremise, parallel dazu an der Esplanade, Baudenkmäler? Die Frage erhitzte in der ersten Hälfte dieses Jahres die Gemüter, als der Eigentümer, die Jürgen Kellerhals Grundstücksverwertungs GmbH (JKV) den Mietern, vorwiegend Kunstschaffende, wegen feuerpolizeilicher Anweisungen kündigte und bei der Stadt einen Abbruchantrag einreichte. Vor allem Stadtheimatpfleger Christian Dittmar setzte sich engagiert für die Zeugnisse der Industriegeschichte ein und beantragte die Überprüfung. Der Freundeskreis Industriekultur sammelte Unterschriften. Die Fraktion der Grünen forderte eine Überplanung des gesamten Areals. Der Abrissantrag wurde zurückgestellt bis zur Klärung durch das Landesamt für Denkmalpflege.
 

"Die Begründung steht zwar noch aus, doch der Bescheid des Landesamts sagt eindeutig, dass Körnermagazin und Artillerieremise Baudenkmäler sind", gab Renate Preßlein-Lehle gestern bekannt. "Die Stadt wird deshalb einen Abbruch nicht genehmigen." Gleichzeitig kündigte sie an, mit dem Eigentümer Gespräche über die Nutzung des Geländes führen zu wollen.

Christian Dittmar machte aus seiner Freude über den Ausgang der Überprüfung kein Hehl: "Nach all den Niederlagen bin ich glücklich über das Ergebnis." Trotzdem sieht er nur einen Teilerfolg und die Gebäude längst nicht gerettet. "Die Stadt hat mit dem Abriss des Verwaltungsgebäudes auf dem Gießereigelände einen Präzedenzfall geschaffen und ist in eine moralische Zwickmühle geraten", findet er. Wenn sie selbst ein Baudenkmal dem Erdboden gleich mache, mit welcher Begründung wolle sie das einem Privateigentümer verwehren?

Mit seiner Einschätzung, dass "vermutlich der Eigentümer sich wehren und gerichtliche Hilfe suchen" werde, liegt Dittmar gar nicht so falsch. Wie Roland Hörner, Sprecher der JKV bestätigte, hat er am Montag mündlich einen Hinweis auf die bevorstehende Entscheidung bekommen. Seine Reaktion: "Wir sind in unserer bestehenden Bauplanung eingeschränkt. Die Entscheidung der Denkmalpfleger hat gravierende Auswirkungen auf unser Projekt. Wir warten jetzt den offiziellen Bescheid ab und behalten uns juristische Schritte vor." Die JKV plane auf dem Gelände ein gemischtes Hotel- und Geschäftshaus, das bereits eine Baugenehmigung habe. Der JKV-Anwalt habe vor Monaten Klage gegen die Abrissunterlassung erhoben, so Hörner.

Große Chancen für die Stadtentwicklung sehen die Grünen nach dem Spruch der Denkmalpfleger. "In der Bewertung liegt eine ungeheure Chance, dieses Quartier vom Lechner-Museum über Körnermagazin, Fachhochschule, Kongresszentrum, die kulturelle Nutzung von Gießereihalle und Dallwigk zu einem einmaligen Stadtteil zu entwickeln", erläuterte Fraktionsvorsitzende Petra Kleine die Vorstellungen der Grünen. "Wir werden uns dafür einsetzen, dass die Stadt diese Chance wahrnimmt und planerisch einwirkt und unterstützt."

"Wir freuen uns und werden die Entwicklung weiter aufmerksam beobachten", sagte Harald Kneitz, Mitbegründer des Freundeskreises Industriekultur. Anschließend begab er sich schnurstracks ins Café Hohe Schule – um mit den Gefährten den Erfolg zu feiern.