Ingolstadt
Kinder lernen das Spielen

Ballschule in Haunwöhr: Mädchen und Buben üben Fangen, Werfen und verlieren nebenbei die Angst vor dem Ball

22.10.2017 | Stand 02.12.2020, 17:19 Uhr

"Heiße Eier" sammeln: Die gelben und blauen Bälle dürfen aber nur mit Löffeln vom Boden aufgeglaubt in den Korb gebracht werden. Denn die "Eier" sind heiß, erzählt Nadine Humig (rechts). - Foto: Hammer

Ingolstadt (DK) "Wer möchte der Tiger sein" Klar findet sich sofort jemand. Welches Kind möchte nicht einmal Tiger sein, groß und stark. Schon hockt der Tiger spürbar sprungbereit in der Mitte - zwischen Mädchen und Buben im Alter von vier bis sechs Jahren - und versucht, den Ball zu schnappen.

Es ist Ballschule in der Haunwöhrer Schulturnhalle, und die Kinder haben viel Spaß mit Nadine Humig und Ernst Böhm.

In kurzer Zeit sind alle Kinder einmal Tiger. Denn wer den Ball erwischt, darf zurück in den Kreis und es gibt einen neuen Tiger. Auch Humig, Lehrerin an der Grundschule an der Münchener Straße, und Böhm, Golflehrer aus Neuburg, sind einmal Tiger, greifen lachend neben den vorbeitrudelnden Ball oder krabbeln auf allen vieren zu langsam mit den Kleinen um die Wette.

Nach wenigen Minuten ist der Bann gebrochen. Die Kleinen fassen Mut. Wer daneben greift, wird nicht ausgelacht, sondern angefeuert. Zur Not motiviert ein Blick zur Bank, wo Mama und/oder Papa sitzen und die Schnupperstunde der Ballschule schmunzelnd mitverfolgen. Verena schaut rüber, Papa reckt den Daumen in die Höhe. Alles gut. Auch die Banane zwischendurch oder ein großer Schluck aus der Trinkflasche geben neue Kraft. Und wenn gar nichts hilft, tun's ein Busserl von der Mama und eins für den Papa. Jetzt ist keiner mehr schneller oder besser.

Die Ballschule IN-ND basiert auf der bekannten Ballschule Heidelberg, ihr Sinn ist vielfältig: "Die Kinder sollen erst einmal lernen, keine Angst vor dem Ball zu haben", erklärt Humig. Dann soll die Ballschule, die es so in Ingolstadt noch nicht gibt, auch helfen, dass sich die Kinder bewegen, Koordination, Kondition und Konzentration verbessern, sich eine breite Basis schaffen, ehe sie sich vielleicht auf eine Ballsportart festlegen. Vielseitigkeit ist Trumpf.

Die Bälle, mit denen die Kleinen spielen, sind klein oder groß, leicht oder schwer, hart oder weich, weiß oder bunt. Beim Spiel mit Luftballons tauen alle auf. Es gilt, den Luftballon mit dem Kopf in der Luft zu halten oder diesen mit einem anderen davor zu bewahren, dass er auf den Boden fällt. Klappt am Anfang nicht immer, später aber immer besser. Wenn doch nicht: Blick zum Papa, Bussi von der Mama.

Für Humig - sie arbeitet auch als Sportlehrerin - bietet der Sportunterricht in der Schule mitunter zu wenig. In ihren Augen ist es "schwierig, alle in Bewegung zu halten". Auch Böhm weiß: "Wer etwas nicht kann, der kann sich in so einer Sportstunde gut verstecken." Das geht in der Ballschule nicht. Aber dort will sich ja auch niemand verstecken: Jedes Mädchen, jeder Bub will an diesem Samstag Bälle fangen und werfen, mit dem Fuß oder dem Kopf spielen. Alleine oder im Team mit anderen zusammen. Weil die zweite Gruppe am Samstag deutlich besser besucht war, gab es auch noch Spiele mit zwei Mannschaften.

Susanne Papp aus Ingolstadt ist mit Sebastian (5) und Verena (8) gekommen. Der Sohn hat in Hundszell gerade das Fußballspielen begonnen, die Toch-ter will sich "nicht so gerne bewegen". Aber: "Ball spielen sie beide gerne", sagt Papp. So ist sie auf der Suche nach sportlicher Bewegung, für die sie selber nicht so viel rumfahren muss. Während ein Papa, der früher Tischtennis gespielt hat, seiner Tochter zuschaut, erinnert sich Papp auch an früher: "Ich habe schlechte Erinnerungen an meine Kindheit. Bälle fangen und werfen war nicht so mein Ding." Das könnte bei ihrer Tochter anders werden. Melden sich genügend für die Ballschule an, findet sie ab der zweiten Novemberwoche und bis Pfingsten wöchentlich statt.

Böhm fand das samstägliche Schnuppertraining "cool", Humig hat es auch gefallen. Lustig fanden beide, dass einer der Älteren mit verschränkten Armen dastand und einen Ball fangen sollte. Er hatte es aber auch schnell raus, dass es mehr Spaß macht, den Ball zu fangen, zu werfen, hoch zu werfen, sich dabei zu drehen und am Ende noch Kastenball zu spielen.