Ingolstadt
Im Osten nichts Neues

17.11.2017 | Stand 02.12.2020, 17:11 Uhr
Fast aus einem Guss: Wächter + Wächter wollen die Kammerspiele ans Stadttheater anbauen. −Foto: Hammer

Aus 13 mach 4: Ein Preisgericht hat am Freitag die Arbeiten renommierter Architekturbüros bewertet, die es sich zur Aufgabe gemacht hatten, einen Standort für die Kammerspiele im Umfeld des Stadttheaters zu finden. Der wohl spannendste Vorschlag sieht eine Einheit vor, alle Standorte östlich des Theaters sind raus.

Jetzt nur kein falsches Wort, darauf sind alle Teilnehmer an diesem Freitag bedacht. Soeben hat das Preisgericht, das aus Mitgliedern der Stadtverwaltung, Architekten und Stadträten besteht, vier Visionen für die Kammerspiele am Stadttheater ausgewählt, aus einer Sammlung von Ideen, die 13 Architektenteams eingesandt hatten.

Die Grundaufgabe war, überhaupt einen Standort zu finden, und dann noch einen, der zum denkmalgeschützten Theaterbau Hardt-Waltherr Hämers passt, mit dem Neuen Schloss korrespondiert, aber bitte nicht störend, und sich irgendwie auch noch stärker zur Donau und zur Stadt hin orientiert. Wohlgemerkt, um Gebäudeformen geht es zu diesem Zeitpunkt noch nicht, das soll dann ein nächster Wettbewerb klären. Hier geht es grundsätzlich darum: Gibt es im Umfeld des Stadttheaters einen Platz für die Kammerspiele? Alle 13 Architekten beantworteten diese Frage mit Ja.

Interessant ist auch: Neun von ihnen siedelten den Standort östlich des Stadttheaters zum Neuen Schloss hin an, mal als Anbau, mal als eigenständigen Bau, mal als verspielte Ansammlung von Gebäuden. Und alle neun fielen bei den Preisrichtern durch.

"Östlich des Theaters wurde keine zufriedenstellende Lösung eingereicht", sagte Stadtbaurätin Renate Preßlein-Lehle bei der Vorstellung. Deswegen werde man diesen Bereich auch im weiteren Wettbewerb ausklammern. So verlockend das Gelände mit den vielen eher unschön aussehenden Parkflächen für manchen auch wirken mag - aus städtebaulicher Sicht habe kein Vorschlag verfangen, erklärte der Vorsitzende des Preisgerichts, der Berliner Architekt Wilfried Wang. "Es gibt keine Adresse da", sagte er. Diese Erkenntnis habe sich bei den Preisrichtern aber auch erst durchsetzen müssen.

Also eher Richtung Westen: Der Entwurf von Staab Architekten aus Berlin, die auch schon den Anbau des Medizinhistorischen Museums gebaut haben, platziert die Kammerspiele auf der anderen Seite der Schutterstraße, wo jetzt der Skulpturengarten steht. Ein Tunnel soll den Bau mit den Theaterwerkstätten verbinden. Und östlich des Theaters, das auch eine größere Terrasse erhalten soll, wollen die Architekten statt der oberirdischen Parkplätze einen großen Park errichten.

Auch Morger Partner aus Basel wollen die Kammerspiele auf den Platz des Skulpturengartens bauen und die Werkstatt ans Eck von Schutter- und Tränktorstraße. Auch hier sind unterirdische Verbindungen untereinander und zum Theater nötig.

Deubzer König + Rimmel Architekten aus München planen wiederum, die Kammerspiele an der Schlosslände in unmittelbarer Nähe zum Hämerbau zu errichten. Dafür würde man jedoch die Schutterstraße verlegen müssen.

Die größte Begeisterung löste der Entwurf der Darmstädter Architekten Wächter + Wächter aus: Sie wollen einen südlichen Anbau ans bestehende Stadttheater - der sich an der Formensprache des bestehenden Baus orientiert, und eine Außenbühne im Osten vorsieht.

Es wäre ein sehr markanter Bau, sagte Wang. Es gingen keine unterirdischen Parkplätze verloren, zudem wäre es eine sehr günstige Lösung. "Es bestehen aber erhebliche denkmalschutzrechtliche und urheberrechtliche Bedenken", erklärte der Vorsitzende des Preisgerichts. Allerdings könnte dieses Problem womöglich im Laufe eines Realisierungswettbewerbs mit entsprechend erfahrenen Architekten gelöst werden. Sie könnten womöglich der Rechteinhaberin, die auch am Preisgericht teilnahm, die Bedenken nehmen.

"Ich bin von diesem Vorschlag sehr, sehr positiv überrascht", sagte Theaterintendant Knut Weber, der kein Hehl daraus machte, dass er diesen Entwurf favorisiert. Zurückhaltender gaben sich da Oberbürgermeister Christian Lösel, der erklärte, alle vier Entwürfe stimmten ihn "hoffnungsfroh", und Kulturreferent Gabriel Engert, der alle "wirklich gut", fand.

Erstmals öffentlich gezeigt werden die Vorschläge am 23. November ab 20 Uhr in der Bürgerversammlung im Gewerkschaftshaus am Paradeplatz. Von 29. November bis 9. Dezember werden sie dann im Theaterfoyer ausgestellt, begleitet von zwei Bürgerforen. Im ersten Forum stellen zum Ausstellungsauftakt am 29. November Mitglieder des Preisgerichts ab 19 Uhr die Wettbewerbsarbeiten vor und erläutern die Empfehlungen der Jury.