Ingolstadt (reh) Der Fall hatte im vergangenen Juli für große Aufregung und Unsicherheit in der Stadt gesorgt: Beim Joggen im Hindenburgpark war eine 69-Jährige in der Früh von einem Unbekannten von hinten angefallen, ins Gebüsch gezerrt und dann vergewaltigt worden. Für diese Tat macht das Landgericht in Ingolstadt seit gestern einem 30-jährigen Spätaussiedler aus Ingolstadt den Prozess.
Der Angeklagte gestand den sexuellen Übergriff und entschuldigte sich bei seinem Opfer. Der vorbestrafte Mann berief sich aber auf Erinnerungslücken, da er vor der Tat bis tief in die Nacht bei einer Firmenfeier massiv getrunken habe; angeblich 10 Bier und mehr als 15 Schnäpse. Tatsächlich war er auf dem Heimweg vom Betriebsgelände in ein Grundstück eines Ehepaars eingestiegen und dort von der Polizei aufgegriffen worden. Die Beamten setzten den Unruhestifter nach einer Aufnahme des Falls an der Inspektion wieder auf freien Fuß, da sie seine Alkoholisierung als nicht so dramatisch einschätzten. Kurz darauf griff der 30-Jährige in der Nähe des Präsidiums die Joggerin grob an. Die Frau konnte den Angreifer aber nach einem ersten sexuellen Übergriff durch Zureden von weiteren Handlungen abhalten, bis ihr ein weiterer Jogger zur Hilfe kam.
Die vom Gericht beauftragten Sachverständigen nehmen bei dem Angeklagten keine verminderte Schuldfähigkeit durch Alkoholisierung an beziehungsweise sehen keine Voraussetzungen für eine Unterbringung in einer Entziehungsanstalt. Folglich wird der mutmaßliche Vergewaltiger normal verurteilt werden. Da das Opfer unter Ausschluss der Öffentlichkeit aussagte, liefen auch die Schlussvorträge mit den Anträgen von Staatsanwaltschaft, Nebenklagevertreterin Elke Meßmer und Verteidiger Jörg Gragert nicht-öffentlich ab. Es ist aber von einer mehrjährigen Haftstrafe auszugehen, die in leicht unterschiedlicher Höhe von den jeweiligen Seiten beantragt worden ist. Die 5. Strafkammer wird ihr Urteil am morgigen Freitag um 10 Uhr verkünden.
