Ingolstadt
In großem Bogen um Syrien

Ingolstädter legen bei der Allgäu-Orient-Rallye mehr als 7000 Kilometer mit alten Autos zurück

08.04.2014 | Stand 02.12.2020, 22:50 Uhr

Mit drei Audi A 6 quattro der Baujahre 1992, 1996 und 1997 mit zwischen 240 000 und mehr als 300 000 Kilometern auf dem Tacho ziehen die sechs jungen Leute bald ins Abenteuer. Am Zielort in Jordanien werden die Wagen für einen guten Zweck verwertet - Foto: oh

Ingolstadt (DK) Auf ein Abenteuer sind sechs junge Leute aus Ingolstadt und der weiteren Region aus: Sie brechen in Kürze zur Allgäu-Orient-Rallye auf, die sie auf dem Landweg bis nach Jordanien führt. Unterwegs sind allerlei lustige Aufgaben zu bewältigen. Doch auch der humanitären Hilfe haben sie sich verschrieben.

Die große Frage bleibt unbeantwortet: Was sollten sie überhaupt mit dem Hauptpreis anfangen, sollten sie es tatsächlich schaffen und mit der schnellsten Zeit ankommen? Was macht man denn mit einem lebenden Kamel, das als Trophäe für den Rallyekönig ausgelobt ist? Da fällt den jungen Leuten keine vernünftige Antwort ein. Sie lachen nur. Schließlich sind sie noch mehr als 7000 Kilometer von einer Entscheidung entfernt. So weit müssen sie ab dem 3. Mai fahren, wenn die Startflagge der Allgäu-Orient-Rallye in Oberstaufen geschwenkt wird. Dann wird es ernst für die Sechserbande mit Steffi Euringer (30), Nils Riebling (27), Stefan Vollnhals (26), Henrik Bode (28), Simon Herz (33) und Sophie Schweiger-Beck (24), das Team „Mission Camel“.

Über Stock und Stein geht es bei der karitativen Rallye in Richtung Naher Osten – nach der Alpenüberquerung über den Balkan in die Türkei, von dort über Nordzypern nach Israel und zum Ziel in Jordanien. Autobahnen und Navis sind tabu, die Fahrzeuge dürfen nicht mehr als 1111 Euro Wert haben oder müssen über 20 Jahre alt sein. „Seit drei Jahren will ich da mitfahren“, sagt Euringer, „endlich klappt es.“ Es gibt nur 111 Startplätze. Die waren auch dieses Mal in fünf Minuten vergeben. Die Gruppe mit Euringer und deren Freunden und früheren Studienkollegen musste nach einem Serverausfall einen ganzen Tag bangen, bis die Bestätigungsmail kam: Sie durften tatsächlich mit auf große Fahrt.

„Wir kommen in Länder, in denen war ich noch gar nicht“, erzählt die weit gereiste 30-Jährige. „Dann ist das alles sehr lustig aufgezogen.“ In Istanbul wartet zum Beispiel ein großes Standkonzert zwischen Blauer Moschee und Hagia Sophia mit den mitgebrachten Instrumenten auf die Teilnehmer. Aber ein Punkt überragt nach dem Spaß alles: der gute Zweck.

Die Autos werden am Zielort verschrottet, der Erlös ist für einige Projekte gedacht, unter anderem ein syrisches Flüchtlingslager in Jordanien. „Das beliefert die Rallye“, erzählt Steffi Euringer. Ihr Team hat sich noch weitere Projekte ausgesucht. Euringer und Co. fahren einen kleinen Abstecher über Albanien, wo sie ein Kinderheim mit Spielzeug und anderen Mitbringseln versorgen. Zusätzlich sammeln sie noch unter dem Motto „Wir fahren Sie nach Jordanien“ Spenden für die Jürgen-Wahn-Stiftung, die sich um syrische Flüchtlingskinder kümmert. Auf den drei Audi A 6 quattro, die sich die Reisegruppe als Transportmittel ausgesucht hat, werden die Porträtfotos der Spender abgebildet. Jeder kann mitmachen. Weitere Infos unter http:'missioncamel.de. Dort und auf der Facebook-Seite wird von der Reise aktuell gebloggt.

Dass es drei Audis sind, kommt nicht von ungefähr. Stefan Vollnhals (aus Etting) und Nils Riebling (aus Aichach) sind Audianer und haben dort mit Gebrauchtwagen zu tun. Da fiel die Wahl nicht schwer. Ihre drei Avant haben bereits zwischen 240 000 und mehr als 300 000 Kilometer auf den Zahnriemen. „Kleinere Reparaturen kriegen wir hin“, sagt Teammitglied Simon Herz. Ob die Audi-Oldies (Baujahre 1992, 1996 und 1997) aber durchhalten, ist wieder so eine Frage.

Auch was das Umfeld der sechs Teilnehmer zu dem Abenteuer sagt: Die Reaktionen waren total geteilt. „Einige wollten gleich mitfahren“, erzählen die jungen Leute. „Andere fragten, wie wir da runterfahren können und so lange im Auto sitzen können.“ Drei Wochen soll die Reise dauern. Eine harte Nuss hatte der Ettinger im Team zu knacken: „Meine Mutter war nicht so begeistert, weil es für uns durch Israel geht“, erzählt Stefan Vollnhals. Um das Kriegsgebiet Syrien macht die Rallye inzwischen aber einen großen Bogen – mit oder ohne Kamel.