Ingolstadt
Im Reich der tausend Abenteuer

Spielesammler Sven Neuenfeldt trennt sich von seinen Schätzen, darunter auch vielen Raritäten

06.12.2015 | Stand 02.12.2020, 20:27 Uhr

Stapelweise Abenteuer: Mehrere hundert Spiele standen am Samstag in Vronis Ratschhaus zum Verkauf für einen guten Zweck. Auch viele junge Familie nutzten das Angebot, um sich für lange Winterabende einzudecken - Foto: Brandl

Ingolstadt (DK) Vier Kartenspiele hat sich Markus aus den Stapeln mit unzähligen bunten Schachteln ausgesucht. Kuhhandel, ein absoluter Klassiker, ist darunter. „Das kenne ich noch von früher“, sagt er leise, als schwelge er gerade in Kindheitserinnerungen. Markus ist eine Spielernatur im positiven Sinne: „Ich sammle, habe auch Spiele doppelt. Wenn Freunde zum Spielen vorbeikommen und es ihnen gefällt, kann ich es ihnen mitgeben.“ Er hält die vier Boxen Sven Neuenfeldt unter die Nase, um den Preis zu erfahren. Der große stämmige Mann, dem man seine Leidenschaft für filigrane Spielfiguren erst einmal nicht ansieht, überlegt kurz: „Fünf Euro“, sagt er dann. „Sie dürfen gerne noch was drauflegen.“

Nicht, dass Neuenfeldt maßlos wäre. Alle Spiele, die er am Samstag mit ins Ratschhaus von Veronika Peters gebracht hat, wechseln für einen guten Zweck den Besitzer. Der Erlös kommt der Freiwilligenagentur Ingolstadt zugute. Die Aktion hat aber noch ein weiteres Gutes: Der 47-jährige Schrobenhausener hat zukünftig wieder mehr Platz zum Wohnen. Alle angebotenen Spiele stammen aus seiner Privatsammlung. Und die beansprucht mittlerweile ein ganzes Zimmer. „Ich habe immer gerne gespielt und als Kind schon Spiele gesammelt“, verrät Neuenfeldt. Zu seinen Favoriten zählen Monopoly und alles aus dem Genre Fantasy, darunter Hero Quest und die Siedler von Catan.

Auch von noch originalverpackten Spielen und einigen Raritäten hat er sich getrennt. Die sind den Kennerblicken nicht entgangen und deshalb am Vormittag schon größtenteils weg. Die Menschen, die jetzt noch kommen, heben trotzdem ihren Schatz im Reich der tausend Abenteuer: Mastermind, Auf Achse, Flottenmanöver, Häschen aus dem Hut, Drunter und Drüber – nahezu alles, was in den letzten 30 Jahren auf dem Spielemarkt Rang und Namen hatte, ist darunter. Auch Dorf des Grauens – ein Fantasyklassiker, den soeben ein junger Mann entdeckt hat, der sofort zuschlägt. 18 Euro plus Spendenzuschlag will Neuenfeldt dafür haben. Den Sammlerwert schätzt er auf etwa 30 Euro. Im Internet wird es sogar für über 100 Euro angeboten, wie eine kurze Recherche ergibt. Den Käufer freut’s. „Coole Aktion“, strahlt er, „wir sind eine Rollenspielgruppe. Die anderen sind mir dankbar, wenn ich ihnen das Spiel mitbringe.“ Alle Spiele, die am Samstag noch keinen neuen Besitzer gefunden haben, werden weiterhin im Ratschhaus angeboten. Das Stöbern lohnt sich also auch ab heute noch.