Ingolstadt
"Ich hab volles Verständnis dafür"

Was Ingolstädter Pendler zum Streik sagen – Heute um 21 Uhr soll er vorbei sein

22.04.2015 | Stand 02.12.2020, 21:23 Uhr

Ingolstadt (DK) Seit gestern sind auch viele Ingolstädter vom erneuten Streik der Lokführer der Bahn betroffen. Denn viele Menschen nutzen täglich den Zug, um nach München oder Nürnberg zu pendeln. Die meisten sehen den Streik eher gelassen. Andere aber schränkt der Ersatzfahrplan stark ein.

Sabine Dörr steht am Bahnsteig des Gleises 1 am Ingolstädter Hauptbahnhof. Sie wartet auf den Zug nach München. Zusammen mit ihrem Arbeitskollegen hatte sie geplant, den Zug um 8.31 Uhr zu nehmen. Laut Aushang hat der nur zehn Minuten Verspätung. „Ideal wäre der ICE gewesen, weil der nicht so früh fährt“, sagt die 36-Jährige. Dass sie nun eben den Regionalexpress nehmen muss, sei auch nicht so schlimm. Sie fährt selten nach München. „Ich bin total entspannt im Moment.“ Auch ihr Kollege sieht die Auswirkungen des Streiks eher gelassen. „Wenn der Zug nicht fährt, geh’ ich wieder heim“, so der Mann. Man könne das Geschehen sowieso nicht beeinflussen, das sei höhere Gewalt.

Ähnlich sieht das auch Günther Schabenberger. Der 50-Jährige pendelt täglich um 6.30 Uhr mit dem ICE nach München. „Jetzt muss ich halt mit dem RE fahren.“ Er könne seine beruflichen Termine flexibel planen, komme also trotz des Streiks nicht zu spät. Schabenberger findet es in Ordnung, dass die Lokführer streiken. „Ich hab’ volles Verständnis dafür“, so der Ingolstädter, da sich die Einschränkungen in Grenzen halten würden. Außerdem dürfe man der GDL dieses Recht nicht verwehren, denn „der Dissens muss ausgetragen werden“. Wenn man ein paar Tage vorher Bescheid wisse, könne man die Fahrt auch gut planen.

Veronika Tschemodanov hat erst am Dienstagabend vom Streik erfahren. Sie muss ebenfalls nach München, wollte sich in den Zug um 9.31 setzen. Jetzt nimmt die 19-Jährige den Zug um 8.31 Uhr. Bei der Bahn hat sie erfahren, dass ihr Bayernticket in diesem Fall vor 9 Uhr gilt. Auch sie sieht die Sache eher gelassen, da sie nur selten nach München fährt.

„Stark betroffen“ vom Streik ist allerdings Marcus Lauterbach. Der 34-Jährige aus Nürnberg nutzt jeden Tag um 6 Uhr den ICE zwischen Nürnberg und Dachau, wo er arbeitet. „Heute verlier’ ich eine Stunde“, normalerweise sei er nur knapp eine Stunde und zehn Minuten für die Strecke unterwegs. Nachmittags sei es noch schlimmer, da habe er innerhalb von drei Stunden nur eine Möglichkeit nach Nürnberg zurückzukommen. Bei Baustellen würde der Ersatzfahrplan gut funktionieren, dieses Mal sei es – wegen des veränderten Streik-Fahrplans – „eine Katastrophe“.

Ein älteres Ingolstädter Ehepaar – ebenfalls mit dem Ziel München – fühlt sich zudem von der Bahn nicht besonders gut betreut. „Vorgestern war ich 40 Minuten in der Warteschleife“, erzählt die Frau empört, die mit ihrem Mann per ICE fahren und sich am Telefon der Bahn über den Ersatzfahrplan informieren wollte. Der Bahnmitarbeiter im Ingolstädter Hauptbahnhof sei aber nett gewesen. „Zur Not“ würden sie eben wieder ins Auto steigen.

Auch wenn der Streik in den späten Abendstunden des heutigen Donnerstags beendet sein soll – und Pendler wieder zwischen verschiedenen Verbindungen wählen können –, müssen Bahnfahrer aus Ingolstadt mit weiteren Einschränkungen rechnen. Denn zwischen Baar-Ebenhausen und Rohrbach finden bis August Bauarbeiten am Bahndamm statt. Deshalb ist die Strecke zwischen Ingolstadt und Rohrbach an fünf Wochenenden zwischen Samstag, 25. April, und Sonntag, 31. Mai, gesperrt. Die Vollsperrungen beginnen jeweils samstags um 5 Uhr und enden sonntags um 14 Uhr. Zugreisende müssen dann auf Busse des Schienenersatzverkehrs umsteigen. Zwischen Rohrbach und München pendeln die Regionalbahnen im Stundentakt.

Für ausfallende Züge des schnellen München-Nürnberg-Express’ werden in beiden Fahrtrichtungen Direktbusse zwischen Ingolstadt und Petershausen eingesetzt. Zwischen Petershausen und München fährt die S-Bahnlinie S2. Die Fernverkehrshalte am Ingolstädter Hauptbahnhof entfallen. Weitere Informationen gibt es im Internet unter www.bahn.de/bauarbeiten.