Ingolstadt
Betagte Stiftung in Not

Städtisches Alten- und Pflegeheim kann künftig aus ihren Erträgen nicht mehr unterstützt werden

29.12.2016 | Stand 02.12.2020, 18:51 Uhr
Sanierungsfall: Voraussichtlich ab 2018 wird das 40 Jahre alte Heilig-Geist-Spital umgebaut und wohl anders genutzt als bisher. −Foto: DK

Ingolstadt (DK) Die traditionsreichste Stiftung der Stadt Ingolstadt ist in Not. Da sie auf absehbare Zeit keine Erträge mehr erwirtschaften kann, fehlt ihr das Geld, um den Stiftungszweck zu erfüllen. "Für die Heilig-Geist-Spital-Stiftung", sagt CSU-Sozialexperte Konrad Ettl, "ist es nicht fünf vor 12, sondern 12."

Fast 700 Jahre ist sie nun alt. Sie wurde 1319 von Kaiser Ludwig gegründet und verfolgt von Anfang an den Zweck, bedürftigen Ingolstädtern einen würdigen Lebensabend zu ermöglichen, insbesondere im eigenen Alten- und Pflegeheim. Allerdings ist die von der Stadt verwaltete Stiftung in den letzten Jahren zusehends in finanzielle Schieflage geraten - wohl vor allem deshalb, weil die Unterhalts- und Sanierungskosten der stiftungseigenen Gebäude unterschätzt wurden. Dazu zählen die Spitalkirche, das Technische Rathaus, ein Wohngebäude am Rathausplatz und das Altenheim.

"Das Heilig-Geist-Spital", weiß der städtische Stiftungsreferent Helmut Chase, "war immer das günstigste Pflegeheim in Ingolstadt. Aber jetzt haben wir einen Paradigmenwechsel. Wir müssen die Pflegeentgelte so anpassen, dass wir keine Defizite fahren." Im aktuellen Wirtschaftsplan ist die Misere deutlich angesprochen: "Aufgrund der hohen Instandhaltungsaufwendungen an den stiftungseigenen Gebäuden in den Jahren 2010 bis 2016 und der anstehenden Sanierung des Daches des Technischen Rathauses und mittelfristig der Sanierung der Tiefgarage sind keine Stiftungsmittel mehr zur Ausschüttung an die Einrichtungen zu erwarten."

Warum die Stiftungsmillionen in den vergangenen Jahren so stark geschrumpft sind, zeigt ein Blick auf die großen Bauinvestitionen: Gebäude Rathausplatz 1,1 Millionen, Spitalkirche knapp eine Million, Technisches Rathaus 2,2 Millionen. Hinzu kam als weitere Belastung, dass die Stiftung nach einem Beschluss des Stadtrates das neue Pflegeheim Anna-Ponschab-Haus am Klinikum mit 3,9 Millionen Euro finanzierte. "Die Liquidität der Stiftung ist ausgeschöpft", lautet die ernüchternde Bilanz im Jahresabschluss, "die künftig anstehenden Maßnahmen können nur mit Fremdkapital finanziert werden." Auch das Defizit 2015 des Altenheims könne "nicht durch die Stiftung gedeckt" werden.

"Ich habe die allergrößte Sorge", gesteht Stadtrat Ettl, "dass die Stiftung an die Wand gefahren wird. Wir müssen sie wieder in ruhiges Fahrwasser bringen." Ettl will sich auch nicht damit abfinden, dass das Stiftungsvermögen auf Dauer nichts mehr abwirft. "Mittel- und langfristig muss sie wieder Erträge erwirtschaften."

Referent Chase nennt zwar ebenfalls als Ziel, die Stiftung "am Leben zu erhalten". Er sagt aber auch: Bisher habe die Stiftung eine soziale Aufgabe übernommen. "Das geht aufgrund der finanziellen Situation nicht mehr." Vielmehr müsse das Spital durch eine Neuausrichtung zukunftsfähig gemacht werden. "Daran arbeiten wir."

Ein großes Problem ist dabei, dass aufgrund des Personalnotstands nicht alle Plätze in den Pflegeeinrichtungen belegt sind. Deshalb sollen im Heilig-Geist-Spital die sogenannten Rüstigenplätze schrittweise abgebaut werden. Die frei werdenden Flächen werden dann zunächst für die städtischen Mitarbeiter genutzt, die während der Dachsanierung aus dem Technischen Rathaus ausziehen, und das Pflegepersonal aus dem Spital schließt die Lücken im Anna-Ponschab-Haus. Im Jahr 2018 könnte laut Plan die Renovierung des Heilig-Geist-Spitals starten. Stiftungsreferent Chase ist zu dieser Zeit längst im Ruhestand.