Ingolstadt
Polstermöbel und ein Fitnesstempel

In den ehemaligen Möbelmarkt am Westpark ziehen Fit One sowie Multipolster und Swiss Sense ein

07.11.2017 | Stand 02.12.2020, 17:15 Uhr

Im Obergeschoss des Gebäudes, wo die Fitnesskette Fit One Ende des Monats eröffnet, wird noch gearbeitet (oben), das Polstergeschäft Multipolster (unten) hat bereits seit Ende Oktober geöffnet.

Ingolstadt (DK) Es tut sich was am Westpark: Nachdem die Firma Spörer den ehemaligen Roller für mehrere Millionen Euro grunderneuert hat, hat sich dort bereits ein Polstergeschäft niedergelassen. Am Monatsende feiert die Fitnesskette Fit One groß ihren Einzug - Kritik gibt es von einem nahe gelegenen Wettbewerber.

Die Fassade aus Glas, im Erdgeschoss eine riesige Sofalandschaft und eine Tiefgarage, die Platz für etwa 300 Fahrzeuge bieten soll: An den ehemals vorherrschenden Wellblechcharme zwischen Medi-IN-Park und Bauhaus erinnert nur noch wenig. Das Möbelhaus Roller ist längst in Richtung Zuchering abgewandert, das Gebäude wurde kernsaniert. Nach eigenen Angaben investierte das Sanitätshaus Spörer, das seine Zentrale an der nahe gelegenen Friedrichshofener Straße hat, zwischen acht und zehn Millionen Euro in das Projekt.

Bereits Ende Oktober ist die Polstermöbelkette Multipolster ins Erdgeschoss des Gebäudes eingezogen. "Es war zwar knapp bemessen, aber dennoch hat alles reibungslos hingehauen", berichtet Geschäftsführer Peter Eichmeister zufrieden. Der ehemalige Filialleiter von Roller hatte seinen Arbeitsplatz bereits in der Vergangenheit in dem Komplex und arbeitet mittlerweile in neuer Funktion an alter Wirkungsstätte. Der Baulärm von nebenan und aus dem Obergeschoss verrät, dass die anderen Mieter längst noch nicht einziehen können. Sowohl nebenan im Erdgeschoss (Boxspringbetten von Swiss Sense), als auch im ersten Stock (Fit One) wird derzeit noch eifrig an der Fertigstellung gearbeitet.

Für Gesprächsstoff sorgt indes Letzteres: Das Fitnessunternehmen Fit One möchte nach den bayerischen Standorten München, Nürnberg und Fürth nun auch den hiesigen Markt aufmischen. Fit One betreibt Studios in ganz Deutschland und auch eines in Österreich. Beachtliche acht Millionen Euro hat die Fitnessmarke, die zur "Harlekin Spiel- und Unterhaltungsautomaten Betriebsgesellschaft" gehört, investiert, um Kunden für sich zu gewinnen. "Bis 2019 wollen wir 30 Fit Ones eröffnen", verrät Geschäftsführer Moritz Mühleck die ambitionierte Expansionsstrategie des Unternehmens. Dazu gehört auch das Studio am Westpark, das mit 7000 Quadratmetern, einer 250 Meter langen Innenlaufbahn und drei verschiedenen Preismodellen aufwartet. Unter anderem locken die Betreiber damit, dass sie die Kosten laufender Verträge in anderen Fitnessstudios gegen Vorlage einer Kündigungsbestätigung bis zu sechs Monate lang übernehmen. Hinzu kommen Gratisleistungen, die in anderen Studios nur gegen Aufpreis möglich sind. Das soll Sportler von einem Wechsel in das neue Studio hinter der Glasfassade überzeugen.

"Wir kommen supergut voran und sind gut im Zeitplan", sagt Mühleck mit Blick auf Ende November, wenn das Studio mit einer Art Fitnessmesse eröffnet. Dazu werden in der Szene bekannte "Influencer", die vor allem bei jungen Fitnessfans wegen ihrer Onlinepräsenz bekannt sind, die Werbetrommel rühren.

Volker Beitler, Inhaber des Lifepark-Studios im Westpark, verfolgt die Entwicklung am Ingolstädter Fitnessmarkt schon lange. Vor 20 Jahren war er einer der Pioniere in der hiesigen Szene. Der Eröffnung des neuen Studios sieht er gelassen entgegen, schließlich sei sein Publikum im Durchschnitt älter, sein Angebot eher im Premiumsegment angesiedelt. Studios wie McFit oder das neue Fit One sieht er als "Discounter", die junge Leute vor allem mit Dumpingpreisen anlocken. "Wenn ich 18 Euro im Monat verlange, dann habe ich ein anderes Publikum", weiß der Lifepark-Inhaber. "Es geht nicht spurlos an uns vorbei, ohne dass es kratzt", gibt Beitler dennoch zu. Vor allem die Werbestrategie des Neulings stoße ihm sauer auf. Fit-One-Vertreter sprächen Kunden im Shoppingcenter direkt an, ohne vorher eine entsprechende Genehmigung vom Management des Einkaufscenters erhalten zu haben. Mittlerweile habe Fit One ob dieser unlauteren Praktik sogar schon Post vom Anwalt erhalten.

Dennoch möchte Beitler seine Arbeit "noch besser" machen, um Kunden auch in Zukunft im Lifepark zu halten. Nur wenige hätten bisher sein Studio in Richtung günstigere Konkurrenz verlassen.

Wie es beim direkten Konkurrenten von Fit One - McFit - aussieht, bleibt indes geheim. Das Studio in der Friedrichshofener Straße wollte sich auf Anfrage unserer Zeitung nicht zum neuen Nachbarn äußern. \tMoritz Mühleck, der Geschäftsführer von Fit One, kündigt derweil weitere Offensiven an: "Wir werden noch sichtbarer sein." Mit den bisherigen Voranmeldungen sei er allerdings zufrieden. "Der Fitnessmarkt ist ein aktiver Verdrängungswettbewerb", analysiert der Fit-One-Chef nüchtern. Als Preiskampf sieht er sein Vorhaben nicht, viel mehr als "Preis-Leistungs-Kampf", wie er betont. Dabei sieht er sich und sein Unternehmen in der Poleposition.

Ob sich die hohen Investitionen, sei es vonseiten der Eigentümer, also der Firma Spörer oder von Fit One, auszahlen, wird sich allerdings erst in einiger Zeit herausstellen. Eines allerdings ist schon jetzt klar: Der zweifelhafte Wellblechcharme vergangener Zeiten ist verflogen, an seine Stelle ist ein kernsaniertes Objekt mit großflächiger Glasfassade getreten.