Ingolstadt
Fall gelöst

04.02.2011 | Stand 03.12.2020, 3:11 Uhr

Ansgar Reiß hat den Dreh heraus: Der Leiter des Bayerischen Armeemuseums wird einige Teile der Versuchsausstellung, die seit ein paar Jahren im Reduit Tilly aufgebaut ist, im Herbst in den nahen Turm Triva überführen. Dort wird das Polizeimuseum im November eröffnen. - Fotos: Herbert

Ingolstadt (DK) Wenig Mittel, wenig Personal, aber ein ausgefeiltes Konzept: Für Schlossherr Ansgar Reiß reicht das, um nach vielen Jahren des Wartens das Bayerische Polizeimuseum noch heuer im Turm Triva zu eröffnen. Die Ausstellung soll ausbaufähig, aber deshalb nicht minder interessant werden.

Der Zeitpunkt für die Nachricht ist gut gewählt. An diesem Montag kommt die gesamte Führungsriege der Polizei in Bayern samt dem obersten Dienstherrn, Innenminister Joachim Herrmann, ins Neue Schloss. Dort wird Polizeipräsident Johann Rast nach Mittelfranken verabschiedet und Walter Kimmelzwinger als sein Nachfolger beim Präsidium Oberbayern Nord ins Amt eingeführt. Beim Festakt im Fahnensaal des Schlosses dürfte es hoch erfreute Gesichter geben, wenn Reiß die Botschaft wiederholt: Er wird das lange erwartete Museum zu Ehren der bayerischen Ordnungshüter bereits Mitte November eröffnen.

Der Leiter des Armeemuseums, dem die Polizeischau angegliedert wird, weiß um die Erwartungshaltung, die es gerade in Polizeikreisen gibt. Deshalb tritt Reiß auf die Euphoriebremse: Er muss das neue Museum aus dem laufenden Etat seines Hauses finanzieren. Extragelder aus München sind nicht in Sicht. "Ob unsere Mittel reichen, das ist eine gute Frage, aber wir tun unser Bestes", sagte er dem DONAUKURIER.

Sein Plan der baldigen Eröffnung sorgt auch so für Aufsehen. Denn der Fall war eine ganz harte Nuss: Der damalige Kunstminister Hans Zehetmair brachte bereits im November 2002 mit seiner Unterschrift das Museum in Ingolstadt auf den Weg und sicherte den Turm Triva zu. Beobachter gingen von 2004 als Eröffnungsjahr aus. Doch erst von März 2006 bis Sommer 2007 wurde der Festungsbau für 1,15 Millionen Euro vom Staatlichen Bauamt saniert. Seitdem ist wenig in den Räumen passiert, obwohl schon ein fertiger Eingangsbereich mit Kassensystem installiert waren. Alles verzögerte sich immer weiter: Zum Beispiel liefen Ausschreibungen für Vitrinen nicht so, wie sich das der ehemalige Schlossherr Ernst Aichner erhofft hatte. Er ging vor genau einem Jahr in Ruhestand, ohne das Museum noch eröffnen zu können.

Abseits davon gab es massiven Widerstand gegen den Standort. Ein Initiativkreis aus Ingolstädter Politikern und Naturschützern hätte in dem Festungsbau gerne das Europäische Donaumuseum gesehen. "Die waren tief gekränkt", erinnert sich Stadtheimatpfleger Tobias Schönauer, der als wissenschaftlicher Mitarbeiter im Armeemuseum beschäftigt ist. Die Wogen sind längst geglättet. Das Donaumuseum soll auf dem Gießereigelände heimisch werden. Wann, ist völlig offen.

Ganz anders im Turm Triva: Mit dem Eröffnungstermin setzt sich die Museumsleitung stark unter Druck. Effektiv bleiben im Herbst nur zwei Monate, um die Ausstellung in dem Gewölbe aufzubauen. Von 12. Mai bis 11. September ist dort (in Zusammenarbeit mit dem Deutschen Medizinhistorischen Museum) eine Sonderschau zur Rechtsmedizin zu sehen.

Die wichtigste Vorarbeit ist aber geleistet: Reiß hat das Konzept in seinem ersten Jahr im Amt bereits aufgestellt und macht aus der Not eine Tugend: "Wir werden jetzt kein multimediales Feuerwerk abbrennen können. Es soll ein Museum in stetiger Bewegung sein. Das wollen wir auch offensiv nach außen hin so verkaufen." Beginnend mit der Revolution von 1918/1919 wird die Geschichte der Bayerischen Polizei bis hin in die Gegenwart in verschiedenen Facetten beleuchtet. Man spanne einen großen Bogen, der die NS-Zeit und traumatische Erfahrungen wie die Geiselnahme bei den Olympischen Spielen 1972 in München mit einschließt.

"Wir haben einen großen Schatz, den wir präsentieren können. Da ist gute Vorarbeit geleistet worden", lobt Reiß die vielschichtige Sammlung. "Langfristig brauchen wir einen Kurator, der sich darum kümmert." Das sei finanziell bisher schlichtweg nicht möglich. "Aber das hindert uns nicht daran, mit der Schau an die Öffentlichkeit zu gehen."

Der Museumschef sieht diesen Schritt als Zeichen nach außen, dass die Sammlung es sehr wert sei, sich damit zu beschäftigen. Er hofft auf aufgeschlossene Besucher aus allen Bevölkerungsschichten, nicht nur Polizisten. Schritt für Schritt sollen die 650 Quadratmeter Ausstellungsfläche immer wieder verändert werden. Reiß: "Wir sind ja keine Gedenkstätte, sondern ein Museum."