Ingolstadt
"Er will sie nicht" - "Er will, sie nicht"

Beim Nordbräu-Starkbieranstich erklärt Fastenprediger Barnabas, warum es auf Kleinigkeiten ankommt

23.02.2018 | Stand 02.12.2020, 16:46 Uhr

Foto: Stefan Eberl

Ingolstadt (DK) Der Kastaniengarten in Oberhaunstadt war am Donnerstagabend wieder die Bühne für Fastenprediger Manfred Schuhmann und Gstanzlsänger Hermann Regensburger. Bereits zum 21. Mal hatte Nordbräu zum Starkbieranstich geladen - und bis auf einige Grippekranke waren fast alle erschienen.

Zwei kräftige Schläge benötigte OB Christian Lösel, um das erste Fass Starkbier anzuzapfen. Mindestens genauso routiniert zeigte sich Brauereichefin Eva-Kristine Wittmann-Ott bei der Begrüßung der zahlreichen Gäste. Der Starkbieranstich diene der "Pflege des Brauchtums und der Gemütlichkeit in politisch unruhigen Zeiten". Neben dem OB zählten wieder Eichstätts Landrat Anton Knapp sowie etliche Bürgermeister der Umlandgemeinden, Vertreter der Wirtschaft und Vereinsvorstände zu den Gästen. Außerdem hat das Oberhaunstädter Brauhaus heuer gleich zwei Jubiläen zu feiern: 325 Jahre Nordbräu und 25 Jahre Jesuitenquelle. Am 21. und 22. April findet ein großes Fest am Brauereigelände statt.


Fastenprediger Barnabas alias SPD-Stadtrat Manfred Schuhmann tat sich heuer nach eigenem Bekunden fast ein bisschen schwer, die eine oder andere Gschertheit rauszuhauen, weil vieles ja praktisch sofort gerichtsmassig wird. Aber vom Brauereigelände wusste er dann doch eine lustige Begebenheit zu berichten. Die Chefin dort hat zwei Hunde, die bisweilen sogar den Angestellten die Brotzeiten wegfressen sollen, wie zu hören ist. Im November wäre es dann beinahe zum Eklat gekommen. Für eine chinesische Delegation war eine Weißwurst-Brotzeit hergerichtet worden, die sich aber einer der Hunde geschnappt hat. Fünf Paar hat die Stella vertilgt. Kommentar des Fastenpredigers: "Früher hom de Chinesen d'Hund gfressen und heid fressen die Hund de Chinesen des Essen weg."

Ganz allgemein hängen Bedeutungen oft von Kleinigkeiten ab, meint Bruder Barnabas, durch dessen Predigt sich Modewörter wie "alternativlos" oder "Fake News" zogen. Als Beispiele nannte er so ähnlich klingende Sätze mit höchst unterschiedlichen Bedeutungen wie: "Er will sie nicht" oder "Er will, sie nicht." Anderes Beispiel: "Er hat in Berlin liebe Genossen" oder "Er hat in Berlin Liebe genossen."

Genüsslich zerlegte der Fastenprediger den Stadtrat, wo so einiges nicht mehr zusammenpasse: hochkorrekte Compliance-Regeln einerseits und kleinkarierte Verhaltensweisen andererseits wie der Entzug des Du oder die Weigerung, zu grüßen. Peter Springl (FW), dessen Äußerung von den "apokalyptischen Reitern" und der "vorauseilende Gehorsam" bei der Zerstörung der Reste der Eselsbastei durften genauso wenig fehlen wie "der von der Regierungsbank angesprochene Deppenhaufen" (also der Stadtrat) mit seinem "Bäumchen-wechsle-dich-Spielchen". Ob es wohl dem Wählerwillen entspreche, wenn Stadträte eine neue Liste aufmachen, zur Hälfte der Periode ihr Mandat niederlegen oder der Finanzbürgermeister (Albert Wittmann) sein Amt abgibt - "und bei gleicher Besoldung nunmehr repräsentative Aufgaben, die nicht genauer definiert werden, als Bürgermeister übernimmt"? Sepp Mißlbeck (früher FW, jetzt UDI) ist für den Fastenprediger jetzt der "Spagat-Bürgermeister, während es freilich den Thomas Thöne am schlimmsten erwischt habe. Der, so Bruder Barnabas, hatte ja nach seinem Wechsel von der SPD zur ÖDP den Fraktionsvorsitz greifbar vor Augen - "do is eam aber die Frau Vosswinkel vor lauter Angst zur UDI übergelaufen".

Spannend wird für den Fastenprediger das Jahr 2018 (Fußball-WM ohne Holland und Italien) sowie auch 2022, wenn bei der nächsten WM in Katar, dem "absolut geeignetsten Standort", das Finale am 4. Advent stattfindet. "Da werden sich die Kirchen freuen, denn da können die Fans auch mal wieder Kirchenlieder singen wie ,Macht hoch die Tür, die Tor macht weit'".

Für OB Lösel sucht der Fastenprediger derzeit übrigens nach einem neuen Namen, nachdem er ihn schon mal als Rathaus-Napoleon bezeichnet hat. Eine Lösung hat er auch schon: Lösel, der Brückenbauer - ein Pontifex!

Auch Gstanzlsänger Hermann Regensburger tat sein Bestes, um die Gästeschar über die wahren Hintergründe in der Politik aufzuklären. Zum Neujahrsempfang seien die Sozis nicht gekommen, so der Ex-CSU-Stadtrat, aber zum Starkbier von Nordbräu kommen's schon: "Weil's da was Gscheids zum Essen gibt." Mit seinen 73 Jahren denke Bürgermeister Sepp Mißlbeck noch nicht ans Aufhören: Schließlich ist Adenauer in demselben Alter erstmals Kanzler geworden. Außerdem ist der Mißlbeck-Sepp für den Gstanzlsänger ein politischer Zwitter: als Bürgermeister in der Regierung, als Stadtrat in der Opposition - und zwar in der UDI, der "Union der Deserteure". Und überhaupt: Wenn der Stadtrat so weitermacht, wird er beim Politik- und Parteienwechsel noch den Weltrekord halten. Die Verlierer im Stadtrat, wo für den Gstanzlsänger Regensburger mehr Monster als Erleuchtete sitzen, seien die Freien Wähler. "Zuerst waren's zehn, jetzt sind's drei. Wenn's so weitergeht, is bald vorbei."

Zu so manchen Ereignissen hat der Ex-Staatssekretär seine ganz eigene Sicht der Dinge. Der Henry Okorafor sitze jetzt als Einzelkämpfer ganz vorne im Stadtrat - und lasse sich dafür auf Facebook "von halb Afrika feiern". Und die CSU verliere zwar die Wahlen, aber dafür säßen immer mehr Schwarze am Rathausplatz.

Auch Christian Lösel war Zielscheibe des Spotts. Wenn der OB das Feldkirchner Tor heuer eröffne, werde er (passend zu seinem Spitznamen) als Napoleon einreiten. Und dass die Haare allmählich grauer werden, liege nur daran, dass er sie färben lasse - um seriöser auszusehen.

Das einzige Lob aus dem Mund des Gstanzlsängers bekam der DONAUKURIER: Der habe immerhin noch den gleichen Chefredakteur wie vor einem Jahr.