Ingolstadt
Ein Treffpunkt nicht nur für Flüchtlinge

Café International im Werkstattfoyer des Stadttheaters öffnete am Montag zum ersten Mal seine Pforten

12.01.2016 | Stand 02.12.2020, 20:20 Uhr

Gemütliche Runde: Bei Kaffee oder Tee sowie Waffeln und Apfelkuchen konnten sich die Besucher unterhalten und neue Kontakte knüpfen. Gesprochen wurde am runden Tisch in der Mitte meistens arabisch. - Foto: Hammerl

Ingolstadt (DK) Es soll ein Ort der Begegnung werden, das Café International im Werkstattfoyer des Stadttheaters. Das Projekt startete am Montagnachmittag mit etwa 60 Teilnehmern, die im Laufe der dreistündigen Öffnungszeit vorbeischauten.

Die meisten waren pünktlich um 14 Uhr erschienen, nach anderthalb Stunden hatte es sich merklich geleert und nur noch vereinzelt tröpfelten Besucher herein. "Wir wollen ein niedrigschwelliges Angebot schaffen, bei dem sich Ingolstädter mit und ohne Migrationshintergrund sowie Flüchtlinge in respektvoller und angenehmer Atmosphäre treffen können", sagte Theaterintendant Knut Weber zur Eröffnung.

Karoline Schwärzli-Bühler hat mit ihrem Team der Cantina International das Catering übernommen und so durchzog der Duft frischgebackener Waffeln den Raum, im Hintergrund lief Ambientemusik vom Band, die mitunter klang, als übe jemand im Nebenraum. Zur Eröffnung gab es neben den Waffeln auch Apfelkuchen sowie Kaffee und verschiedene Tees, darunter kräftiger türkischer Tee, der bei Bedarf verdünnt wurde. Im Zentrum des Raumes steht ein runder Tisch, der in sieben ganz unterschiedlich geformte Teile auseinandergezogen werden kann. Er zeigt das Logo des Café International - eine stilisierte Weltkugel mit dampfender Kaffeetasse - und war fast anderthalb Stunden lang voll besetzt. Natalia Prell ist Russlanddeutsche und lebt seit 15 Jahren in Deutschland. Sie gibt Flüchtlingen Deutschunterricht an der Kolping-Akademie und hatte ihren Sprachkurs ins Café eingeladen. Fast alle waren mitgekommen, was sie sehr freute. Die meiste Zeit blieb sie jedoch die einzige Frau am Tisch. Zwar gehören auch zwei junge Frauen dem Sprachkurs an, doch eine war gar nicht erst gekommen, die andere setzte sich zu den Theaterpädagoginnen und unterhielt sich mit Projektleiterin Kathrin Lehmann und Nicole Titus.

Am runden Tisch in der Mitte wurde arabisch gesprochen, wenn nicht gerade Natalia Prell mit ihren Nebenmännern redete, einem der Medienvertreter einen Ansprechpartner vermittelte oder Akinyi Bittner sich dazugesellte. Die gebürtige Kenianerin mit deutscher Staatsbürgerschaft ist vom Theater als Moderatorin vorgesehen. "Akinyi ist das Gesicht, das immer hier sein wird", stellte Lehmann die 42-Jährige aus Karlshuld vor. Bittner erklärte, das Café International sei "ein Ort, wo jeder hinkommen kann - nicht nur Flüchtlinge". Sie weiß aus eigener Erfahrung, dass Sprache am besten im Gespräch mit Deutschen gelernt wird, daher hat sie sich vorgenommen, die Besucher auch mal durchzumischen. Was im ersten Anlauf eher weniger gelungen ist, doch wie Lehmann betonte, solle das Projekt erst mal langsam anlaufen. Zufrieden mit dem Zulauf für den ersten Termin zeigte sich Barbara Blumenwitz, Koordinatorin des Netzwerkes Asyl der Stadt, zumal "wir es ja nicht exzessiv beworben haben und bei dem Wetter kaum jemand zufällig vorbeischaut".

Er sei gekommen, "weil Natalia uns eingeladen hat", sagte Sergo Suleiman (18), Kurde aus Syrien. Er will später einmal Kunst studieren, doch wie der Weg dahin führen soll, nachdem er in der Heimat nur neun Jahre zur Schule gegangen ist und dann als Kellner und Elektriker gearbeitet hat, wurde nicht recht klar. "Ich bin da, um Deutsch zu üben und Leute zu treffen", erzählte Alaaeddin Mardenli (29) aus Syrien. Er will die Schule abschließen und dann eine Ausbildung beginnen, "egal welche".