Ingolstadt
Ein Sturm der guten Laune

Faschingsumzug kämpft sich durch Wind und Regen Stimmung kommt trotzdem auf

08.02.2016 | Stand 02.12.2020, 20:13 Uhr

Die Schanzer feierten derart fröhlich, da jubelten auch die Freunde aus Gerolfing, hier das Prinzenpaar Christina I. und Prinz Ralf III. Trotz des sehr unwirtlichen Wetters war gestern am frühen Abend beim Faschingsumzug der Narrwalla in der Altstadt eine Menge los. - Fotos: Eberl

Ingolstadt (DK) Mit Regen und Sturm war gestern laut Wetterbericht sehr wahrscheinlich zu rechnen, mit Dunkelheit ab 18 Uhr ganz sicher. Beides hielt die Narrwalla und ihre Freunde nicht von ihrem Faschingsumzug ab. Trotz des schauerlichen Wetters kam unter den Zuschauern durchaus Stimmung auf.

Tagsüber kann ja jeder. Aber Fasching feiern in der Dunkelheit, "das ist doch echt mal was anderes", sagen die Helfer vom Organisationsteam der Narrwalla, die im Kofferraum eines Kombis Schutz vor dem Regen suchen. Der peitscht im heulenden Wind über den Asphalt. "In Dillingen sind die Nachtumzüge zum Beispiel sehr beliebt!"

Vielleicht bald auch in Ingolstadt. Die Narrwalla ist zur Sturmfahrt entschlossen. Kein Gedanke an einen Abbruch des Spektakels. "Das ziehen wir jetzt durch!", verkünden die wetterfest verkleideten Faschingsfans auf dem Paradeplatz. Die Lichter und Scheinwerfer der kräftigen Bulldogs vor den Wagen leuchten verschwommen in der Dunkelheit. Im Führungsfahrzeug zurrt OB Christian Lösel seinen Sombrero fest, neben ihm grüßt Johann Hirmer, Präsident der Narrwalla, in Festlaune.

Die Zuschauer zu beiden Seiten der Ludwigstraße drücken sich eng an die Fassaden, doch der Wolkenbruch erwischt sie alle. Praktisch veranlagte Faschingsfreunde führen mit einem Zusatzkostüm vor, zu was gelbe Säcke noch alles gut sein können. Der Wind heult. Die Partymusik dröhnt. Rosi hat ein Telefon und so. Auf geht's zum ersten Faschingsumzug in der Altstadt seit 1998.

Ingolstadt ist nicht Mainz oder Düsseldorf. Anders als in der Fastnachts- und der Karnevalshochburg lässt man sich in der Schanz (bisher eher ein Faschingsvorposten) von Stürmen nicht aufhalten. Trotz des schauerlichen Wetters sind erstaunlich viele Zuschauer gekommen, ihre Zahl lässt sich jedoch schwer schätzen. Von den angekündigten 22 Gruppen gehen etwas weniger auf die Piste. Mit der Startnummer zwei sind die Innenstadtfreunde und ihr rosafarbenes "Sparschwein Alberta" (Motto "K(l)eingeld für die Innenstadt") sehr politisch unterwegs.

Im Gegensatz zu den meisten anderen Teilnehmern, deren oft sehr aufwendig zusammengezimmerte Wagenaufbauten vor allem Partytauglichkeit demonstrieren, etwa bei den kräftig im Takt hüpfenden Bauarbeitern aus Mailing-Feldkirchen. Ein riesiger Heino mit Breze fährt ganz mottofrei vorbei. Die Gerolfinger widmen sich dem Leitmotiv "Alles Theater". Auf ihrem Gefährt mit der imposanten Empore tönt es thematisch nicht ganz stimmig "Bier her, Bier her oder ich fall' um!" Nach 20 Minuten sind alle durch. Was mit kurzem Abstand wie eine orange-blinkende Zugabe ausschaut, sind drei Kehrwagen der Stadtreinigung. Das Signal für viele Kinder, noch im letzten Moment Bonbons auf dem Boden vor den dröhnend-rotierenden Besen zu retten.

Der Umzug scheint bei den Zuschauern gut anzukommen. "Es wäre noch schöner, wenn das Wetter passen würde", sagt Waltraud Brandl. Die Dunkelheit sei kein Problem, im Gegenteil. "Wenn Ingolstadt schon mal wieder einen Faschingszug veranstaltet, dann muss man doch hingehen!"

Petra Nüßler findet den Abendtermin "super, weil am Rosenmontag auch ein paar Leute arbeiten müssen". Schade nur, dass es so geregnet hat, "denn es haben sich alle wirklich viel Mühe gegeben". Zine Bourib hofft, dass der Umzug der Narrwalla wieder zur Tradition wird, "denn Traditionen muss man pflegen".

"Das Ingolstädter Publikum hat ein Riesenlob verdient", sagt Narrwalla-Präsident Hirmer am Abend, nachdem er sein Festkostüm zum Trocknen aufgehängt hat. "Bei dem Wetter so tapfer durchzuhalten und uns zu unterstützen ist eine Hommage an die Narrwalla! Das hat auch der Oberbürgermeister so gesagt."

Den Abendtermin wolle man beibehalten, sollte es im nächsten Jahr wieder einen Umzug geben. "In Köln geht das tagsüber, denn da haben am Rosenmontag alle Urlaub, aber bei uns arbeiten die meisten." Außerdem, sagt der Faschingspräsident, sei so ein Nachtumzug "einfach was Besonderes".