Ingolstadt
Ein Präzisionsgewehr aber nur gegen Bares

Ungewöhnliche Hinterhofversteigerung: Gerichtsvollzieher bringt Feuerwaffen unter den Hammer

13.11.2017 | Stand 02.12.2020, 17:13 Uhr

Ein teures Präzisionsgewehr - hier ein ähnlicher Typ desselben Herstellers - ist am Samstag in einer nicht alltäglichen Versteigerung unter den Hammer gekommen. Der Käufer, ein Waffenhändler, dürfte es mit einigem Aufschlag wieder verkaufen können. - Foto: Wikipedia

Ingolstadt (DK) "In öffentlicher Zwangsversteigerung gegen Barzahlung angeboten" hieß es am Freitag in einer Anzeige im DK. Am Samstagmorgen wurden dann im Hinterhof einer Spedition in der Sebastianstraße Gewehr und Pistole an die Meistbietenden abgegeben. Interessenten kamen aber nur wenige.

Es ist ein nasskalter Samstagmorgen, 8.30 Uhr. Im Innenhof einer Spedition in der Altstadt schrauben zwei Männer an einem defekten Lkw. Sie sehen nicht gerade so aus, als würden sie gleich für einige Tausend Euro ein kostspieliges Sportgewehr ersteigern. Zumindest wissen sie aber, worum es geht und weisen den Weg in eine Lagerhalle, wo sich bereits eine Handvoll Interessenten versammelt hat. Ein Mann raucht vor der Tür, zwei andere fachsimpeln über Rückstoß und Präzision.

Auf einem Malervlies liegt ein großes Präzisionsgewehr der Marke Unique Alpin. "Waffen gebaut für den professionellen Anwender" verspricht der Hersteller aus Erding. "Heute keine Pressefotos", ermahnt Obergerichtsvollzieher Michael Weber, der die Auktion leitet. Er erklärt kurz das Prozedere: Sowohl Gewehr als auch Pistole (eine SIG Sauer, Kaliber neun Millimeter) sind zuvor von Waffenexperte Christoph Schlemmer geschätzt worden. Er wird sie auch nach der Auktion wieder mitnehmen, der Höchstbietende kann die Waffen später in Schlemmers Geschäft abholen.

Das Startgebot liegt bei 50 Prozent des Schätzwertes. Bieten darf nur, wer eine Waffenerwerbsberechtigung vorzeigen kann. Gezahlt wird noch an Ort und Stelle, nur Bargeld wird akzeptiert. Zuerst ist das Gewehr an der Reihe, los geht es bei 2300 Euro. Leichte Anspannung liegt in der Luft. Drei der sechs potenziellen Waffenkäufer beginnen zu bieten: Ein Jäger und Sportschütze gibt schnell wieder auf, er sei ohnehin nur aus Interesse gekommen, wie er später erzählt.

Zurück bleiben ein Waffenhändler aus der Umgebung und eine ältere Dame, die sich einen Bieterwettstreit liefern. Bei 3800 Euro ist Schluss, der Händler macht das Rennen. Das Geld wird direkt bar auf den Tisch gelegt. Ein Schnäppchen, davon ist die Unterlegene überzeugt. Im Internet, sagt sie, werden ähnliche Modelle mit bis zu 8000 Euro gehandelt. Sie habe den Vorbesitzer, dessen ehemaliges Eigentum nun zwangsversteigert wurde, gekannt. Dass nur so wenige gekommen sind, missfällt der Frau.

Weit weniger spannend geht es bei der SIG Sauer zu, denn die halbautomatische Pistole möchte niemand ersteigern. Das Startgebot von 700 Euro ist den Interessenten offenbar zu hoch. Nach nur knapp 20 Minuten ist die Hinterhofauktion somit beendet; zufrieden zieht der neue Präzisionsgewehrbesitzer davon. "Da kann ich noch etwas draufschlagen", zeigt er sich erfreut.