Ingolstadt
Ein Fürst der Finsternis mit Fistelstimme

21.11.2010 | Stand 03.12.2020, 3:26 Uhr

Mit einer Geschichte verzaubert Gaston die Kinder: Auch das ist eine Kunst, zumal der Magier von einem Glas erzählt, das in Spanien auf einem Küchentisch steht und voller Hass ist. Die Mädchen und Buben hören gebannt zu – man konnte fast eine Stecknadel fallen hören im proppenvollen Saal der Fronte 79. - Fotos: Strisch

Ingolstadt (DK) Ins Zauberland entführten Sven Catello und seine drei Magierkollegen am Sonntag eine große Schar von Kindern in der Fronte 79. Der Saal war voll bis zum letzten Fleck am Fußboden, und das Geschrei war ohrenbetäubend, wenn aus allen Kehlen das Simsalabim erklang.

Mit einem hohen Zylinderhut, einem Gehrock aus weinrotem Samt und einem langen Zauberstock begrüßte Catello das Publikum und fragte erst einmal, ob auch jeder seine Fantasie mitgebracht habe. "Ja", ertönte es wie aus einem Munde. Dann wurde Zauberlehrling Julius auf die Bühne gebeten, um Catello bei seinen Knotentricks zu assistieren. Die Kinder verfolgten mit gebannten Blicken, wie der weiße Knoten ins rote Seil wanderte. "Cool", flüsterte ein Bub. Andere meinten schlicht: "Häh"

Der ganze Saal tobte, als der Zauberer die Kinder aufforderte, an eine Farbe zu denken, den imaginären Klecks dann mit den Händen zu greifen und direkt auf die Bühne zu schmeißen. War das ein Gezappel und Geschrei! Dort oben wartete Yannik, fing die Farbe mit dem Zauberstock auf und beförderte sie direkt ins Malbuch. Und siehe da: Die weißen Bilder waren plötzlich alle bunt! "Boah."

Der Trick mit dem Ei war nicht minder frappierend, glaubten die Kinder doch, den Zauberer ertappt zu haben. Klemmte das verschwundene Teil, das soeben noch im schwarzen Frühstücksbeutel lag, nicht etwa unter Catellos Arm? Die kleinen Zuschauer kreischten wie verrückt, so dass der Zauberer am Ende den Arm hob. Dort war das Ei aber doch nicht. Ein Mädchen ganz vorn an der Bühne raunte: "Der kann echt zaubern."

Künstler Gaston bestach eher durch sein schauspielerisches und erzählerisches Talent. Mit großen Gesten und dramaturgischem Gespür erfand er die Geschichte von einem coolen Glas, das voller Hass war. Diese Begriffe hatten die Kinder ihm vorgegeben. Eine blaue Tasse dichtete er dazu, während er nebenbei einen Faden erst zerriss und die Teile dann wieder zusammen zauberte. Auch diese witzige Nummer kam bei den Kindern gut an.

Noch mehr Lacher hatte aber Jean-Philippe Loupi, der hinter seiner verzauberten Stoffbahn allerlei Schabernack trieb. Mal ging er eine Treppe hinab, dann schwamm er wie in einem Wasserbassin, flog im Schneidersitz wie auf einem fliegenden Teppich oder stützte in die Tiefe und kam mit den Beinen zuerst wieder hervor. Dabei wechselte er noch immer wieder die T-Shirts unter der Anzugjacke.

Richtig gruselig wurde es zum Schluss der Vorstellung, als der Fürst der Finsternis auf die Bühne trat – mit weißem Gesicht, schwarzen Augen und blutverschmiertem Mund. Als er den öffnete, kamen zwei winzige Hasenzähne zum Vorschein, und mit einer hohen Fistelstimme erklärte der Untote, der im richtigen Leben Martin Sierp heißt, er sei wirklich ein Vampir. "Ich bin echt in keinem Spiegel zu sehen", erklärte er und zog eine Ausgabe des gleichnamigen Nachrichtenmagazins hervor. "Den Gag erklären euch die Eltern dann später."

Magisch an diesem Fürst war seine "Echoortung" mittels eines gellenden Tons. "Den könnt ihr auch auf euer Handy laden." Lara musste aus dem Buch "Der kleine Vampir" ein Wort aussuchen, dann ihren Kopf ganz leer machen ("Das geht ja erstaunlich schnell bei dir") und den Begriff anschließend nur im Gehirn buchstabieren. Trotz verbundener Augen, nur mit Quieken gegen den Kopf, fand der Vampir tatsächlich das gesuchte Wort "Telegramm". Ganz ohne Postzustellung. Zauberei eben.