Ingolstadt
Die Donau rückt wieder ein Stück näher

Renaturierung des Nordufers auf 230 Metern Länge schuf ein ökologisch wertvolles Erlebnisgelände

03.04.2014 | Stand 02.12.2020, 22:51 Uhr

Zurück zum Naturzustand: Gestern stellten Vertreter der Projektpartner das bearbeitete Gelände am Nordufer der Donau vor. Von links: Holger Pharion vom Wasserwirtschaftsamt, Walter Hoferer, der Leiter des Tiefbauamts, Thomas Schneider vom Umweltamt sowie Umweltreferent Wolfgang Scheuer - Foto: Rössle

Ingolstadt (DK) Die Stadt ist um ein Ausflugsziel reicher: Das linke Donauufer ist zwischen dem Ruderclub und der Staustufe auf einer Länge von 230 Metern renaturiert worden. Entstanden ist ein weitläufiges, flaches und ökologisch wertvolles Gelände. Auf den neuen Kiesbänken kann man den Fluss angenehm erleben.

Der Gegenwind pfiff hart und eisig, die Bedenken tönten laut: Eine breite Schneise würde brachial in den Donau-Auwald geschlagen, befürchteten Kritiker, sogar von Asphaltierung war die Rede, und im Bezirksausschuss Mitte ging die Sorge um, viele Dutzend schöne alte Bäume würden die Renaturierung nicht überleben. Gestern erinnerte Walter Hoferer, der Leiter des Tiefbauamts, am Nordufer der von frühlingshaftem Glanz erfüllten Donau noch einmal an diese Ängste. „Es gab auch Gegenwind. Aber hier ist keine Autobahn entstanden. Der Treidelweg ist mit 2,20 Metern Breite angenehm für Fußgänger wie für Radfahrer.“ Das Tiefbauamt verstehe sich eben nicht nur auf das Asphaltieren. „Wir machen auch was für die Natur!“

Die Renaturierung des Nordufers zwischen dem Donau-Ruderclub an der Westlichen Ringstraße und der Staustufe ist ein Gemeinschaftsprojekt der Stadt und des Wasserwirtschaftsamts. Für insgesamt rund 100 000 Euro wurde der Fluss „von seinem Steinkorsett befreit, in das es im 19. Jahrhundert gezwängt wurde“, erklärte Holger Pharion, Abteilungsleiter im Wasserwirtschaftsamt. „Und wegen des Baus der Staustufe im 20. Jahrhundert verlor die Donau stark an Gewässerdynamik. Die Struktur ging verloren.“ Beiden Fehlentwicklungen habe man nun mit der ökologischen Maßnahme auf gut 230 Metern Länge entgegengewirkt. Bagger ließen das Korsett verschwinden, das Ufer wurde „angeflacht und ausgeweitet“, wie es im Fachjargon heißt, und dann üppig mit Kies überschüttet. Es entstand eine Flachwasserzone, die nicht nur den für die Donau typischen Fischarten einen neuen Lebensraum bietet, sondern auch Kindern, die gern im Wasser planschen, einen riesigen Naturspielplatz. Mit der Renaturierung rückt der Fluss abermals ein Stück an die Stadt heran. Ökologischer Nutzen und gestiegener Freizeitwert seien hier in schöner Symbiose zu erleben, betonten alle Fachleute gestern bei der Vorstellung des gestalteten Ufers. „Das Zauberwort ist Dynamik. Jetzt kann die Donau hier wieder arbeiten und sich natürlich entwickeln“, erklärte Pharion.

Auch Martin Burkhart freut sich über das Werk. „Hier ist eine reizvolle Kombination entstanden: Erst der schattige Treidelweg, dann die Aufweitung mit den Kieszonen – ein wunderschöner Aufenthaltsort!“ Das sei mindestens ebenso wichtig wie der ökologische Wert.

Es habe kein Auwaldbestand dran glauben müssen, betonte Thomas Schneider vom Umweltamt. Abgeholzt wurden nur einige aufgeforstete Bäume, die nicht zu den typischen, angestammten Auwaldpflanzen gehören. „Wir haben einen möglichst naturnahen Zustand wiederhergestellt.“

Sogar an das bequeme Fortkommen der Fische wurde gedacht. Der Energiekonzern Eon, Betreiber der nahen Staustufe, finanziere einen Fischaufstieg, auch Fischtreppe genannt, berichtete Umweltreferent Wolfgang Scheuer. Heuer ist Baubeginn, im Frühjahr 2015 soll die Anlage fertig sein. „Es wird ein Schaufenster installiert.“ Da könne man die Fische beobachten. Scheuer verspricht. „Das wird ein Erlebnis!“