Ingolstadt
Der Gewinner spricht von Demut

Der wiedergewählte Ministerpräsident Horst Seehofer gibt sich bei seinem ersten öffentlichen Auftritt betont bescheiden

13.10.2013 | Stand 02.12.2020, 23:33 Uhr

Applaus im Stehen: Bei der Landesversammlung der Senioren Union im Festsaal des Ingolstädter Stadttheaters wurde Horst Seehofer am Samstag begeistert empfangen, auch von Jürgen Heike (2.v.l.) und Thomas Goppel (r.), die für den Vorsitz kandidierten. Goppel machte das Rennen - Foto: Strisch

Ingolstadt (DK) Es war der erste öffentliche Auftritt als wiedergewählter Ministerpräsident: Bewusst zurückhaltend gab sich Horst Seehofer am Samstag bei der Landesversammlung der Senioren Union. Mancher Delegierte hätte sich wohl mehr Zunder gewünscht und klare Aussagen zur Seniorenpolitik.

Es ist ein Heimspiel – in doppelter Hinsicht: Seehofer in seinem Heimatort Ingolstadt, vor der Senioren Union, seiner wohl treuesten, 11 000 Köpfe zählenden Fangemeinde. Als der CSU-Chef den Festsaal des Theaters betritt, springen alle Delegierten auf und klatschen rhythmisch. Seehofer schwebt auf einer Welle von Sympathie.

Vor so einem Publikum muss der Ministerpräsident nicht auf den Putz hauen, hier kann er bescheiden auftreten. „Wir dürfen jetzt nicht übermütig werden und abheben“, sagt Seehofer zum Wahlergebnis. „Unsere Linie ist, auf dem Teppich zu bleiben, Demut zu beweisen und uns nicht von unserem großen Weg abbringen zu lassen, Dienst an der Bevölkerung zu leisten.“

Über Inhalte spricht Seehofer wenig, äußert nur allgemein, den Bayernplan „auf Punkt und Komma genau“ umzusetzen. „Denn nichts ist so schädlich, wie das Wort zu brechen.“ Die schon oft vorgebrachte Forderung nach einem Seniorenbeauftragten im Kabinett greift der Ministerpräsident mit einem Scherz auf: „Ich dachte, dass ich das sein könnte.“ Es gilt als sicher, dass der Wunsch der Senioren Union bald erfüllt wird.

Natürlich kommen auch die Sondierungsgespräche in Berlin zur Sprache. Seehofer betont, seine Präferenz sei die große Koalition. Er erklärt: „Auf der Grundlage einer guten Atmosphäre kann man keine Regierung bilden – das Regierungsprogramm muss stimmen.“ An oberster Stelle stünden für ihn hohe Beschäftigung und solide Finanzen: „Bei allen Sondierungen wird die CSU beurteilen, ob es diesen Zielen schadet oder nutzt. Steuererhöhungen wird es mit uns nicht geben.“ Übernächste Woche beginnen die Koalitionsverhandlungen, Seehofer rechnet damit, „dass es bis Weihnachten weitergeht.“

Immer wieder applaudieren die Senioren brav, insbesondere, als Seehofer die Beharrlichkeit des scheidenden Landesvorsitzenden Konrad Weckerle lobt: „Er hat der Senioren Union eine starke Stimme innerhalb der Partei gegeben.“ Der CSU-Chef nennt Weckerle einen Brückenbauer zwischen den Generationen, der zum Beispiel ein Rentenkonzept mit der Jungen Union entwickelt habe.

Die Delegierten wählen Ex-Wissenschaftsminister Thomas Goppel zum neuen Landesvorsitzenden: Er setzt sich mit deutlichem Stimmenvorsprung gegen Jürgen Heike durch. Irene Essenbach, Vorsitzende der Senioren Union Ingolstadt, freut sich über das Ergebnis, hat aber auch hohe Erwartungen an Goppel: „Unser großes Problem ist, dass wir bisher eher so nebenbei laufen und nicht so gut gestellt sind wie Junge Union oder Frauen Union. Wir wollen künftig besser in der Politik vertreten werden. Schließlich sind wir die Herrschaften, mit denen die CSU die Wahl gewonnen hat.“

Für Ingolstadt wünscht sich Irene Essenbach mehr Projekte für seniorengerechtes Wohnen oder Generationenhäuser, wo sich Jung und Alt gegenseitig helfen. „Wegen des demografischen Wandels sollte man schon jetzt viel weitsichtiger planen.“