Ingolstadt
Der Defiliermarsch machte ihn unsterblich

Vor 150 Jahren starb der Komponist Adolf Scherzer in Ingolstadt

20.03.2014 | Stand 02.12.2020, 22:55 Uhr

Kleine Musikanten: Ein Grabstein auf dem Westfriedhof erinnert an Adolf Scherzer.

Ingolstadt (DK) Wenn im Freistaat der Ministerpräsident in ein Bierzelt einzieht, kann nur ein Musikstück gespielt werden: der Bayerische Defiliermarsch. Das Stück war schon ein Hit, als im Deutsch-Deutschen Krieg 1866 die Bayern gegen die Preußen ins Feld gezogen sind.

Dass die Truppen des Märchenkönigs Ludwig II. leider verloren haben, tat der Beliebtheit des Marsches keinen Abbruch. Franz Josef Strauß erkannte dessen Potenzial, und seitdem gibt es keinen Wahlkampf, keinen Aschermittwoch und kein Bierzelt ohne diesen Marsch zum Defilee. Das unverwechselbare Stück gehört zum Standardrepertoire der meisten Blaskapellen und ist für manche sogar die heimliche Hymne Bayerns. Heute auf den Tag genau vor 150 Jahren starb der Komponist Adolf Scherzer in Ingolstadt.

Der Militärmusiker hat den Marsch um 1850 in Ingolstadt komponiert – wann genau, weiß man nicht mehr. Ursprünglich war der Marsch einem Ingolstädter Regiment gewidmet und trug daher den Titel Ingolstädter Parademarsch. Später errang das Stück vor allem im Krieg gegen Preußen 1866 und 1870/71 im Deutsch-Französischen Krieg große Popularität. Angeblich soll König Ludwig II. selbst entschieden haben, den Marsch zum Bayerischen Avancier- und Defiliermarsch zu erheben.

Das Stück gilt als leicht zu spielen und gehört deshalb zum Standardrepertoire vieler Blaskapellen. Allein der Komponist Adolf Scherzer, 1815 in Neustadt an der Aisch geboren, 1864 in Ingolstadt gestorben und auf dem Westfriedhof zur letzten Ruhe gebettet, blieb weitgehend unbekannt. Er wurde als Spross des Neustädter Zweiges der fränkischen Musikerfamilie Scherzer geboren, die für die Stadtmusiken von Erlangen und Ansbach bestimmend war. Als Königlicher Bayerischer Musikmeister im 7. Infanterieregiment in Ingolstadt komponierte er mehrere Märsche, von denen der um 1850 entstandene Bayerische Defiliermarsch mit Abstand am bekanntesten ist.

Seinen ersten großen Auftritt hatte der Bayerische Defiliermarsch den Chronisten zufolge zu Beginn des 20. Jahrhunderts vor der Würzburger Residenz anlässlich einer „Großen Parade des Königlich Bayerischen II. Armee-Korps“. Die Inszenierung war damals wahrhaft majestätisch: 1000 Musiker und 500 Tamboure und Hornisten, begleitet von 300 Fackelträgern, nahmen Aufstellung, und der Dirigent gab mit einem elektrisch beleuchteten Taktstock den Takt an.

Auch andere Komponisten haben Defiliermärsche geschrieben, die zu großen Paraden erklungen sind. Allerdings sind sie in der heutigen Zeit weitaus weniger bekannt als Scherzers Werk. Der Komponist Paul Hindemith hat sich übrigens davon inspirieren lassen. Im ersten Bratschenkonzert von 1927 parodiert er im Schlusssatz den Bayerischen Defiliermarsch.