Ingolstadt
Das große Aufräumen

Die Kommunalbetriebe beseitigen am Gießereigelände die Hinterlassenschaften einer Gruppe rumänischer Bettler

28.12.2011 | Stand 03.12.2020, 2:00 Uhr

Eklige Überreste: Arbeiter beseitigen den Müll der Bettler auf dem Gießereigelände - Foto: Rössle

Ingolstadt (DK) Fast sieht es aus wie der Tatort eines Gewaltverbrechens. Männer in weißen Schutzanzügen und Mundschutz streifen durch das Wäldchen unweit der Bahnstrecke am Gießereigelände. Es sind aber keine Polizisten, die hier beschäftigt sind, sondern Arbeiter der Ingolstädter Kommunalbetriebe. Sie räumen auf.

Bis Weihnachten lebten im Unterholz zwischen den Bäumen Menschen. „Rumänische Bettler“, heißt es aus der Pressestelle des Rathauses. Einige Anwohner machten die Behörden Mitte Dezember auf die Gruppe aufmerksam, die im Wald campierte. Im September vergangenen Jahres hatten sich im Kavalier Dallwigk bereits rumänische Obdachlose einquartiert, im vergangenen März sorgte eine zeltende Gruppe an der Gerhart-Hauptmann-Straße mit ihrem Unrat für Ärger. Polizei und Ordnungsamt forderten sie schließlich zum Gehen auf. Cölestin Weigert von der Polizeiinspektion Ingolstadt gibt die Zahl der damals erfassten Personen mit 154 an. Ein „harter Kern“ von 60 bis 70 ließ sich regelmäßig an verschiedenen Orten im Stadtgebiet nieder. Zuletzt in dem Wäldchen an den Bahngleisen. Jeden Tag fuhren sie mit dem Zug in umliegende Ortschaften, um zu betteln.

„Dass man so leben kann“, entfährt es einem der Helfer. In einer Grube verrotten Speiseabfälle und Fäkalien, Ratten huschen durch das Unterholz. „Besonders schlimm ist es, hier Windeln und Spielsachen wegzuräumen“, findet ein anderer Mitarbeiter in einem Schutzanzug; auch eine Spielzeugküche steht zwischen den Bäumen. Außerdem ein Fernseher, eine Stereoanlage, ein Autositz und ein Wohnzimmertisch.

Vor einigen Tagen sind die rumänischen Familien abgereist. „Das geht jedes Jahr so“, sagt Weigert. „Sie fahren heim, um Weihnachten zu feiern.“ Gestern nutzte das Ordnungsamt die Gelegenheit und begann, den Wald von den Hinterlassenschaften zu reinigen. „Das wird wohl zwei Tage dauern“, befürchtet Einsatzleiter Michael Nuber von den Kommunalbetrieben. Seine Leute fahren den Unrat containerweise weg. Cölestin Weigert geht davon aus, dass es nicht die letzte Aktion dieser Art bleiben wird. „Im Februar sind die Bettler spätestens wieder da.“