Ingolstadt
"Das Schreiben macht mein Herz glücklich"

Die Ingolstädter Schriftstellerin Susanne Feiner präsentiert morgen in Vronis Ratschhaus ihr Buch "Das Schicksal duscht"

16.11.2016 | Stand 02.12.2020, 19:02 Uhr

"Ich wünsche mir, dass der Leser am Schluss ein gutes Gefühl hat": Fünf Kinderbücher hat Susanne Feiner, die mit ihrer Familie im Ingolstädter Süden lebt, bereits veröffentlicht. Jetzt präsentiert sie eine Kurzgeschichtensammlung für Erwachsene. - Foto: Kerestely

Ingolstadt (DK) Die Ingolstädter Schriftstellerin Susanne Feiner ist für einige Ingolstädter durch ihre Kinderbücher und Kurzgeschichten aus dem "tip am Wochenende" bekannt. In Kürze ist es für sie so weit, eine neue Kurzgeschichtensammlung mit dem Titel "Das Schicksal duscht - 25 Geschichten, die Ihnen gerade noch gefehlt haben" zu präsentieren, dieses Mal für Erwachsene. Am morgigen Freitag, 18. November, liest die Autorin ab 19.30 Uhr in Vronis Ratschhaus vor. Musikalisch umrahmt wird der Abend vom Gitarrenensemble BelSuono. Wie das Buch entstanden ist, hat Susanne Feiner dem DONAUKURIER erzählt.

 

Frau Feiner, woher kommt Ihr Buchtitel "Das Schicksal duscht"?

Susanne Feiner: Das Buch besteht aus 25 Kurzgeschichten. Eine von denen heißt "Das Schicksal duscht". Diese Überschrift habe ich für das ganze Buch übernommen, weil das lustig und knackig ist und den Humor des Buches widerspiegelt. Der Titel stellt gleich eine Frage in den Raum und macht neugierig.

 

Was ist die Hauptidee des Buches?

Feiner: Es geht um Themen, die eine große Rolle in Literatur und Kunst spielen: um Liebe, Ängste, Hoffnung und Träume. Mir war es wichtig, dabei einen Grundoptimismus mitschwingen zu lassen. Obwohl es nicht unbedingt ein explizites Happy End geben muss, findet man in jeder Story einen positiven Ausblick. Oder zumindest eine Hoffnung, dass nicht alles verloren ist. Ich wünsche mir, dass der Leser am Schluss ein gutes Gefühl hat.

Soll der Leser etwas aus den Geschichten lernen?

Feiner: Ich möchte nicht mit dem Zeigefinger belehren, dass man immer gut gelaunt oder dass man gut zu seinen Mitmenschen sein muss. Das wäre zu offensichtlich. Trotzdem ist es mir wichtig, eine Aussage oder eine Botschaft bei den Erzählungen mitschwingen zu lassen: "Nicht aufgeben" oder "Perspektive ändern".

 

Was inspiriert Sie?

Feiner: Inspiration kann völlig unerwartet kommen. Zum Beispiel bin ich mal beim Spazieren auf ein vermutlich verlassenes Haus gestoßen. Hinter einer ganz trüben Scheibe habe ich ein ausgestopftes Wiesel oder einen Marder gesehen. Dann dachte ich mir: "Wohnt da noch jemand? Oder ist das Haus stehen geblieben" Solche Überlegungen regten meine Fantasie an. Dieser Moment ist in die Geschichte "Kleinvieh" mit eingeflossen. Da wird die Frage aufgeworfen, was von den Menschen bleibt, wenn sie mal ausziehen, ins Heim müssen oder sterben. Gibt es irgendwelche Andenken daran, was für sie lieb und wichtig war?

 

"Kleinvieh" hat es beim Evangelischen Literaturpreis 2010 unter rund 850 eingesandten Geschichten mit 18 anderen auf die Shortlist geschafft. Haben Sie schon immer geschrieben?

Feiner: Als Teenager hatte ich mir mal vorgenommen, ein Pferdebuch zu schreiben. Leider wusste ich nach zehn Seiten nicht, wie es weitergehen soll. Im Nachhinein denke ich, dass ich mir damals einfach zu viel vorgenommen habe. Als ich später verstanden habe, dass man das Schreiben lernen kann und üben muss, habe ich mehrere Seminare besucht und viel darüber gelesen, wie man Geschichten aufbaut und strukturiert. Außerdem habe ich ein einjähriges Fernstudium "Kreatives Schreiben" abgeschlossen. Mit der Zeit habe ich auch Gleichgesinnte gefunden, mit denen man sich austauschen kann. Zurzeit gebe ich selber Kurse an der VHS, was mir sehr viel Spaß bereitet, da automatisch neue Leute dazukommen, die sich fürs Schreiben interessieren.

 

Ist Schriftstellerin also Ihr Traumberuf?

Feiner: Bücher schreiben wollte ich schon immer. Allerdings ist mein Traum über einen Umweg wahr geworden. Zuerst studierte ich Jura und arbeitete anschließend als Juristin bei der Bundesagentur für Arbeit in Nürnberg. Als vor acht Jahren mein zweites Kind auf die Welt gekommen ist, legte ich meinen alten Beruf aufs Eis und stürzte mich auf die Literatur. Obwohl ich bislang nicht davon leben könnte, macht das Schreiben mein Herz glücklich. Ich halte das für eine Art Luxus, sich das erlauben zu können, da das Familieneinkommen mein Mann bestreitet. Er hat mir aber gesagt, falls ich mal einen Bestseller schreibe und reich werde, lehnt er sich zurück (lacht).

 

Wie sieht Ihr Alltag aus?

Feiner: Ich bin viel zu Hause. Meistens schreibe ich vormittags, während meine Kinder in der Schule sind. Ich mag Ruhe, bleibe gerne mit mir alleine und kann so meine Fantasie fliegen lassen. Ich bin nicht der Mensch, der ständig Action um sich herum braucht. Im Gegenteil, ich schöpfe aus Alleinsein die Energie.

 

Nun ist Ihr neues Buch im Verkauf. Für den morgigen Freitag ist die Präsentation geplant. Wie fühlen Sie sich dabei?

Feiner: Ich freue mich auf die Veranstaltung und hoffe, dass die Zuschauer es mögen werden. Das Vorlesen bringt einen gewissen Mehrwert, da mit der Stimme, Gestik und Mimik eine weitere Dimension transportiert wird. Ich habe mir ein paar Geschichten aus dem Buch und einige unveröffentlichte Geschichten ausgesucht. Dazwischen wird das Gitarrenensemble BelSuono spielen, und ich werde einige Anekdoten aus meinem Alltag erzählen.

 

Was kommt als Nächstes?

Feiner: Neulich habe ich zwei Theaterstücke geschrieben, die gerade beim Deutschen Theaterverlag im Programm sind. Dem dritten Stück fehlt nur noch der letzte Schliff. Neue Bücher habe ich auch in Planung. Das nächste wird wahrscheinlich ein Kinderbuch sein.

 

Das Gespräch führte

Svetlana Kerestely