Ingolstadt
Ein Ende ist noch nicht in Sicht

Landgericht verhandelt Millionenklage gegen frühere Bäumler-Chefs seit mehr als vier Jahren

13.12.2017 | Stand 02.12.2020, 17:04 Uhr
Seinen Neubau an der Despagstraße hat Bäumler nur kurz nutzen können. Nach der Insolvenz des Herrenausstatters im September 2009 zog später Kaspersky ein. −Foto: Rössle

Ingolstadt (DK) Die Pleite des Herrenausstatters Bäumler ist nun schon mehr als acht Jahre her. Vor mehr als fünf Jahren wurde am Landgericht eine Millionenklage gegen die letzten beiden Geschäftsführer des Unternehmens eingereicht. Auf mehr als vier Jahre bringt es ein dazugehöriger Prozess vor der zuständigen Handelskammer. Und ein Ende ist noch nicht in Sicht. Wie das Landgericht auf Anfrage mitteilt, ist mit einer Fortsetzung der mündlichen Verhandlung nicht vor April 2018 zu rechnen.

Im Sommer ging beim Landgericht ein "äußerst umfangreiches" betriebswirtschaftliches Gutachten ein, zu dem die beiden Parteien (Kläger und Beklagte) "wiederholt Stellungnahmen und ergänzende Unterlagen vorgelegt haben", wie das Gericht mitteilt. Die beiden Parteien sind in diesem Fall in der Branche durchaus prominente Namen.
 
Die Millionenklage stammt - wie mehrfach berichtet - von Insolvenzverwalter Martin Prager, der als Sanierungsexperte den im Sommer 2009 finanziell schwer angeschlagenen Betrieb nicht retten konnte, aber danach versuchte, wie es sein Job ist, soviel Geld wie möglich für die Insolvenzmasse zu sichern. Ein gangbarer und üblicher Weg ist es dabei, den letzten Leitern nach der sogenannten D&O-Versicherung (Directors&Officers) zu trachten, die Bäumler seinerzeit auch für seine Spitzenkräfte abgeschlossen hatte: Das waren Bäumler-Chef Sanjiv Singh und Finanzchef Richard Lohner, die Beklagten. Rund 4,7 Millionen Euro fordert Kläger Prager von den Managern, die im Sommer 2009 mit viel Engagement bis zuletzt um die Rettung des Bäumler-Geschäftsbetriebes gekämpft hatten, am 10. September jenes Jahres aber doch zum Insolvenzgericht gehen mussten. Zwischen dem 1. August 2009 und dem Tag des bitteren Gangs zum Amtsgericht sollen sie laut Klage im normalen Geschäftsbetrieb noch Zahlungen an Dritte geleistet oder angewiesen haben, obwohl das Unternehmen nach Meinung des Klägers schon zahlungsunfähig gewesen sein soll. Das weisen Singh und Lohner aber zurück. Sie berufen sich auf ein Sanierungsgutachten, das damals im August vorgelegen und Liquidität bescheinigt habe.

Die Handelskammer des Landgerichts gab im Prozessverlauf seinerseits ein Insolvenzgutachten in Auftrag. Dessen Erstellung war nicht nur wegen der Dimension des Falls nicht ganz einfach, sondern aus der früheren Bäumler-Firmenzentrale an der Despagstraße waren nach der Übernahme durch den Insolvenzverwalter auf unerklärliche Weise Akten spurlos verschwunden. Das Gutachten liegt aber nun seit vergangenem Sommer vor und wird von den Parteien offensichtlich fleißig schriftlich kommentiert und bewertet. Seine Schlussfolgerungen daraus wird das Gericht bis April ziehen.