Ingolstadt
Mit Papa, Opa oder Tante fahren lernen

Auf dem ADAC-Verkehrsübungsplatz können Anfänger auch ohne Führerschein ans Steuer

10.08.2017 | Stand 02.12.2020, 17:40 Uhr
So sieht das neue Fahrsicherheitszentrum des ADAC aus der Luft aus. Die Anlage im Gewerbegebiet Nordost unweit des Ingolstadt Village wird hauptsächlich für Fahrsicherheitstrainings genutzt, die jedermann buchen kann. Zweimal pro Woche, montags und mittwochs, ist sie abends aber auch als Verkehrsübungsplatz geöffnet. −Foto: Schalles

Ingolstadt (DK) Viele Jugendliche können es gar nicht mehr erwarten: Das erste Mal hinter dem Steuer zu sitzen. Doch mit den Eltern auf abgelegenen Feldwegen üben, ist nicht nur gefährlich, sondern schlicht verboten. Auf dem neuen Trainingsgelände des ADAC direkt hinter dem Ingolstadt Village können sie nun ganz legal und versichert erste Fahrerfahrungen sammeln.

Nach ihren ersten beiden Stunden hinter dem Steuer springt die 17-jährige Tatjana Röhr grinsend vor Freude aus dem Auto. „Mama, ich habe keine Pylone umgefahren!“, berichtet sie jubelnd ihrer Mutter, die Tatjana vor dem Trainingsgelände wartete. Eine Übungsfahrt bekam die 17-jährige als Geburtstagsgeschenk von ihrem Onkel Dirk, der als Begleitperson mitgefahren ist. „Die zwei Stunden sind unglaublich schnell vergangen“, sagt sie begeistert. „Am Anfang fiel mir das Anfahren etwas schwer. Aber wenn das doch geklappt hat, ohne Ruckeln das Auto zu starten, fand ich genau diesen Moment sehr spannend“, schildert sie ihre Eindrücke.

Die eigenen Gefühle und das Auto unter Kontrolle zu bekommen, fällt vielen Jugendlichen leichter, wenn den „Fahrlehrer“ jemand aus der Familie spielt. So ging es auch dem 15-jährigen Luka Csirmaz. „Am coolsten fand ich heute, dass ich mit meinem Papa fahren durfte, weil er mir als eine vertraute Person das besser beibringen kann, als ein Fremder“, sagt er. Wenn er hinter dem Lenkrad sitze, mach ihm „das Gas geben am meisten Spaß“, sagt der 15-jährige verschmitzt. Seinem Vater András Csirmaz macht Lukas Temperament aber nichts aus. „Das Fahren beizubringen, ist zwar anstrengend, aber Luka ist vernünftig geblieben“, sagt er. „Ob man sich dabei aufregt, ist eine Typ-Sache. Ich bin da eher ruhig und habe Vertrauen in meinen Sohn.“

Mit 15 ist Luka an diesem Abend einer der Jüngsten auf dem Trainingsgelände. Er muss auch noch warten, bis er den Führerschein bekommt, bekanntlich darf man erst ab 17 mit einer Begleitperson auf die Straße. Da Luka ein großer Autofan ist, möchte er bis dahin sogar das Driften lernen. Das dafür passende Gelände gebe es in Ungarn, wo sein Vater ursprünglich herkommt.

Insgesamt haben am Montagabend 17 Fahranfänger das neue Angebot in Anspruch genommen und kurven für zwei Stunden (jeweils 18.30 bis 20.30 Uhr) herum. „Das ist eine gute Zahl. Wenn das Gelände nicht überfüllt ist, fühlen sich die Teilnehmer besser“, meint Christian Augustin vom ADAC, der das Treiben beobachtet. Maximal ist der Verkehrsübungsplatz für 30 Fahrzeuge ausgelegt. Solche Anlagen des Automobilclubs gibt es noch in Kempten, in Landshut und demnächst in Regensburg.

Nicht nur Ingolstädter nehmen das neue Angebot in Anspruch: Die 41-jährige Agnes Komjathi aus Ungarn ist drei Wochen zu Besuch bei ihrem Bruder. Gerade steht sie vor ihrer praktischen Führerscheinprüfung. „Wir haben gedacht, dass drei Wochen eine viel zu lange Pause wäre. Hier kann ich ein bisschen üben, um die wichtigen Fertigkeiten im Urlaub nicht zu vergessen“, erzählt sie. Zudem sei es eine interessante Erfahrung für sie gewesen, ein anderes Auto als in der Fahrschule zu testen und den Unterschied zwischen einem Diesel- und Benzinmotor zu erleben.

Knapp vor Ende der Übungszeit um 20.30 Uhr sind nur noch wenige Fahranfänger auf der Strecke. Ruhig, manchmal auch etwas zögerlich, aber mit einer großen Freude, dass sie überhaupt das Auto selber steuern dürfen, drehen sie ihre letzten Runden für heute. Der Plan lautet: „Kupplung langsam kommen lassen, vorsichtig aufs Gas gehen, schalten, weiterfahren.“ So konzentrieren sie sich auf jeden Schritt, bis das irgendwann zur Routine wird. Dann ist die Führerscheinprüfung nur noch ein Klacks.

 

Für den Preis von 18 (beziehungsweise 16 Euro für ADAC-Mitglieder) können Interessierte montags und mittwochs von 18.30 bis 20.30 Uhr ganzjährig und bei jedem Wetter auf der ADAC-Anlage an der Marie-Curie-Straße üben. Es ist nur Barzahlung möglich. In der Benutzungsgebühr ist eine subsidiäre Kfz-Haftpflichtversicherung erhalten. Vor Ort wird auch eine zusätzliche Vollkaskoversicherung angeboten.