Ingolstadt
Audi legt im Herbst mit IN-Campus los

1500 Arbeitsplätze im ersten Bauabschnitt auf dem bereits sanierten Teil des Bayernoil-Geländes

21.03.2018 | Stand 02.12.2020, 16:40 Uhr
Bayernoil-Gelände Audi IN-Campus März 2018 −Foto: SCHALLES (SAC|Schalles, Horst, Ingolstadt)

Ingolstadt (DK) Zu später Stunde waren die Pläne am Dienstagabend in nicht-öffentlicher Sitzung vom Stadtrat abgesegnet worden, gestern war es nun für Audi und die Stadt an der Zeit, mit dem Thema IN-Campus an die Öffentlichkeit zu gehen. Ab Herbst wird auf dem früheren Bayernoil-Gelände gebaut.

Für einige Zeit lag das Großprojekt beim Autobauer auf Eis, nun sollen die 60 Hektar auf dem Gelände, das der Petrochemiekonzern seinerzeit zum symbolischen Preis von einem Euro verkaufte, wirklich angepackt werden. In drei Bauabschnitten wird das Gelände von Norden (der Donau) her entwickelt. Das erste Baufeld ist inzwischen so gut wie frei von Altlasten, sagte Projektleiter Thomas Vogel von Audi, der Geschäftsführer der IN-Campus GmbH ist. Vogel nannte die wichtigsten Zahlen: 1500 Arbeitsplätze werden auf einem separat stehenden und altlastenfreien Baufeld namens "Projekthaus" entstehen, das sich direkt an der scharfen Kurve der Eriagstraße befindet. Also dort, wo einst das Tor der Eriag (Erdölraffinerie Ingolstadt AG) stand. In dem Block mit vier u-förmigen Gebäuden, die mit Sockel und fünf Geschossen bis zu 27 Meter hoch werden, sollen sich Audi-Abteilungen und auch Externe ansiedeln, die hier konzentriert neue Technologien entwickeln wollen. Autonomes Fahren, Elektromobilität, Fahrzeugsicherheit und dergleichen.

"Wir haben schon aktiv Vermietungsgespräche geführt", sagte Vogel. "Das Interesse ist riesig." Auch von der Öffentlichkeit, die sich für die Zukunft des riesigen Areals (rund 100 Fußballfelder groß) im Südosten Ingolstadts interessiert. Gebaut wird das Projekthaus ab Herbst 2018. "Zu Weihnachten 2020 wollen wir es eröffnen", sagte Vogel.

Daneben entstehen auf dem ersten der drei geplanten großen Bauabschnitte ein großes Sicherheitszentrum, ein Rechenzentrum, eine Energiezentrale sowie kleinere Gebäude für Firmengastronomie und Objektschutz. Die nach DK-Informationen von Volkswagen freigegebenen 450 Millionen Euro für die Umsetzung des ersten Bauabschnitts wollte Vogel gestern weder bestätigen, noch dementierte er sie. Es sei noch zu früh, sich dazu zu äußern.

In der Mitte des IN-Campus könnten die Gebäude bis zu 36 Meter hoch werden, so der Geschäftsführer. Vogel betonte, dass es anders als in den allerersten (vor drei Jahren) veröffentlichten Plänen keine massive Bebauung des Geländes geben werde. Er kündigte "viel Grün" an, eben einen Campus. Die "Campusader" soll dabei tatsächlich eine durchgängige Grünfläche von Nord nach Süd bis zum FC-Stadion werden.

Bis Ende 2022 soll das Gelände komplett saniert und von den Folgen von fast 50 Jahren Raffineriebetrieb hier befreit sein (siehe eigener Artikel). "Das Sanierungskonzept ist mustergültig für ganz Bayern", betonte OB Christian Lösel. Man habe die Industriebrache (Bayernoil schaltete 2008 ab) nicht einfach liegen lassen, sondern gemeinsam Überlegungen angestrengt, wie eine Nutzung und Entwicklung möglich ist. Lösel betonte das "vertrauensvolle Miteinander zwischen Audi und uns". Angesichts der Dimension des gesamten Projekts IN-Campus ist Lösel ohnehin in Hochstimmung. "Etwas ganz Wunderbares für unsere Stadt", sieht er in dem Hochtechnologiepark, dessen "IN" im Namen zwar an Ingolstadt erinnert, aber eigentlich Innovation bedeutet.

Die Audi-Millionen garantieren laut Lösel "natürlich Standortsicherheit". Die Stadt hält an der gemeinsamen Firma IN-Campus GmbH über ihre Tochter IFG nur 4,9 Prozent der Anteile, hat sich aber (auch im Hinblick auf die Sanierung) 50 Prozent Stimmrecht gesichert. Sobald das Gelände altlastenfrei ist (Ende 2022), werde die IFG ihre Anteile an Audi weitergeben, sagte Geschäftsführer Norbert Forster.

Bis dahin dürfte auch über eine Klage entschieden sein, die von der Gemeinde Großmehring jetzt angekündigt wurde. Sie will den Lärmschutz überprüfen lassen. | Seite 28

Acht Tonnen Benzin herausgefiltert

Ingolstadt (reh) Auch wenn es zwischenzeitlich einen Planungsstopp für den IN-Campus gab, so lief doch die im Mai 2016 vertraglich vereinbarte Sanierung des kontaminierten Bayernoil-Areals weiter. "Wir sind die Ersten, die eine komplette Raffinerie sanieren", erklärte Rüdiger Recknagel, der Leiter des Umweltschutzes bei Audi, gestern bei der Vorstellung der Details. Der Bau des IN-Campus läuft in drei Bauabschnitten, weil eben die Sanierung in drei Phasen von Norden nach Süden ablaufen muss. Sie umfasst satte 100 Fußballfelder. Das erste Baufeld soll bis Jahresende altlastenfrei sein, bis Mitte 2012 das zweite, und Ende 2022 soll alles komplett abgeschlossen sein.

Die Sanierung der drei Felder lief und läuft auch in drei Schritten: Zunächst kam die "Gefahrenabwehr", da aus dem Gelände durch Grundwasser gefährliche Stoffe ausströmten. "Wir pumpen 200 Kubikmeter Grundwasser die Stunde ab", erklärte Recknagel. Und das, bis der Untergrund komplett gereinigt ist. Das läuft als Schritt zwei. Man habe schon acht Tonnen Benzin durch eine Spezialmethode herausgeholt. 24 000 Tonnen Erdreich seien sauber gewaschen worden. "600 000 Tonnen liegen noch vor uns", sagte Recknagel. Das dauere eben bis Ende 2022.

Als dritter Schritt läuft, wo schon möglich, die Renaturierung: 15 des ursprünglich 75 Hektar großen früheren Raffinerieareals werden als reine Ausgleichsfläche ohne Bebauung der Natur zurückgegeben. "Ausgleichsflächen sind Ausgleichsflächen", betonte Recknagel dabei und freute sich: "Es ist toll, dass die direkt auf dem Gelände sind." In enger Abstimmung mit Umweltamt und mehreren Naturschutzverbänden werde angepflanzt und entwickelt.