Ingolstadt
Einmal im Panzer sitzen

Tausende Besucher feiern mit Ingolstädter Gebirgspionieren 60-jähriges Bestehen am Tag der offenen Tür

16.07.2017 | Stand 02.12.2020, 17:47 Uhr

Das schwere Gerät der Gebirgspioniere lockte am Samstag mehr als 8000 Besucher auf den Pionierübungsplatz in Ingolstadt. Auf dem weitläufigen Gelände waren 14 verschiedene Stationen aufgebaut, bei denen sich die Gäste über die Arbeit des Bataillons informieren konnten. - Fotos: Eberl

Ingolstadt (DK) Mehr als 8000 Besucher haben am Samstag auf dem Pionierübungsplatz an der Donau in Ingolstadt mit dem Gebirgspionierbataillon 8 dessen 60-jähriges Bestehen gefeiert. "So etwas Großes haben wir hier noch nie gemacht", bilanzierte Major Hendrik Türk an diesem Tag der offenen Tür.

Als der Brückenlegepanzer "Biber" über den Erdhügel donnert, ist vor allem unter den Kindern auf der Tribüne, vor der die Soldaten ihre Pioniermaschinen präsentieren, die Begeisterung groß. "So was mag ich auch mal machen", eröffnet Dominik Gaßner aus Baden-Württemberg seinem Großvater, der geduldig erklärt, wie mit diesem 830 PS starken Gefährt ganze Schluchten bezwungen werden. "Da musst du aber noch ein paar Jahre warten", lautet die Antwort. Zum Trost darf der Achtjährige nach der Vorführung nebenan schon einmal in den riesigen Hydraulikbagger klettern, mit dem die Pioniere ihren Kameraden im Einsatz normalerweise den Weg durch schwieriges Gelände bereiten.

Mali ist Michael Lorke zufolge derzeit der Haupteinsatzort des 645 Mann großen Gebirgspionierbataillon 8, einige Soldaten seien in Afghanistan. "Aber ohne großes Gerät, sondern für Ausbildungsmissionen", erklärt der Presseoffizier, der bald selbst nach Südmali reisen wird. "Diesen Tag mit Familie und Kameraden zu verbringen, das ist für uns ganz wichtig", sagt er. Doch auch für die Besucher ohne Angehörige bei der Bundeswehr sei dies ein besonderer Tag. "Es geht heute nicht um Nachwuchsgewinnung", sagt Lorke. "Wir wollen vielmehr zeigen, wer sich da eigentlich in der Kaserne in Ingolstadt befindet."

Die auf dem ganzen Pionierübungsplatz gebotenen Aktionen sind dem Presseoffizier zufolge "Dinge, die man draußen nicht so oft zu sehen bekommt". Da gibt es zum Beispiel einen schmalen Steg, über den Besucher einen Graben überwinden, während Soldaten im Hintergrund eine Faltfestbrücke für schweres Gerät errichten. Einige Meter weiter schaufeln Kinder mit Minibaggern Erde, und eine Schlange hat sich vor der Fahrzeugprüfstrecke, auf der die Gäste im Panzer mitfahren dürfen, gebildet. "Das sind echt coole Maschinen, aber da drin ist's ganz schön eng", findet der achtjährige Johannes Wohlfarth aus Marienheim.

Laut Presseoffizier Lorke hat die Planung des Tags der offenen Tür Monate gedauert. Umso mehr freuen sich die Veranstalter, dass er gut angenommen wird. "Es ist hervorragend, was unsere Frauen und Männer da vorbereitet haben", lobt Major Hendrik Türk, und Kersten Kleinhans, Kommandeur des Bataillons, sagt: "Es freut mich, dass das Interesse groß ist, die Bundeswehr scheint doch interessant zu sein."

Die Resonanz bestätigt die beiden. Neben Tausenden von Besuchern aus der ganzen Region sind einige sogar extra aus Berlin oder Nordrhein-Westfalen angereist. Viele waren selbst einmal bei der Bundeswehr. "Ich war zwar bei der Luftwaffe, aber es ist schön, sich hier mal einen Überblick zu verschaffen", sagt Jürgen Fleischmann aus Kelheim, der mit seinem Sohn Maximilian Fotos in einem Schreitbagger - laut einer Infotafel für extremes Gelände - macht.

Ein weiterer Höhepunkt ist neben der Wiese, von der gerade ein Helikopter abhebt, um einen Radlader zu transportieren, die Bootsfahrstation. Vorbei an einem Schlauchboot, aus dem unter anderem Oberbürgermeister Christian Lösel, Alt-OB Peter Schnell und Bundestagsabgeordneter Reinhard Brandl winken, rast das Motorboot des österreichischen Patenbataillons mit 75 Sachen über die Donau - nicht umsonst habe es einen waschechten Rolls-Royce-Motor, wie ein Soldat erwähnt. Außerdem könne das 289 PS starke Boot innerhalb von nur sechs Metern abbremsen - was dem schreienden Publikum sogleich im Zuge einer Sturmlandung demonstriert wird, bei der der Laie geradezu bangt, er fliege samt Boot nun über das Ufer.

Vorbei an den Containern, in denen die Soldaten im Außeneinsatz leben und die sogar klimatisiert sind - "wir hatten damals eine Zeltplane", sagt da ein älterer Mann -, historischen Fahrzeugen, Tragetieren, dem THW sowie der Feuerwehr, der Kampfmittelabwehr und dem Gefechtsstand geht es zur Bergstation, an der die Soldaten über den Kampf im Gebirge informieren. Von einer Brücke können sich Wagemutige hier abseilen. Wie Katharina Schröder und Sofie Schwaiger aus Weilheim, deren Freund in Ingolstadt stationiert ist. "Er erzählt viel, aber selbst einen Blick hinter die Kulissen werfen zu können, das ist was anderes", sagt Schwaiger. "Man muss sich mal in einen Panzer gesetzt haben, sonst macht man das ja nicht."