Ingolstadt
"Es geht ums Ansehen der CSU"

Ministerpräsident Horst Seehofer richtet klare Worte an Ingolstädter Parteifreunde

16.12.2016 | Stand 02.12.2020, 18:54 Uhr

Ingolstadt (DK) Die Staatsanwaltschaft ermittelt im Umfeld des Klinikums wegen des Vorwurfs der Untreue, Bestechung und Bestechlichkeit gegen zwölf Personen, darunter befindet sich auch der Altoberbürgermeister und frühere Klinikums-Aufsichtsratschef Alfred Lehmann (CSU). Ins Blickfeld der Ermittler ist auch die Beratertätigkeit Lehmanns für den Headhunter Labbé geraten, der unter anderem den neuen Ärztlichen Direktor des Klinikums empfohlen hatte. Die Opposition wirft der CSU- und FW-Rathauskoalition "Filzokratie und Vetternwirtschaft" vor und stellte bei einem Pressetermin schon die Frage, was der amtierende Oberbürgermeister Christian Lösel wann gewusst habe. Währenddessen kritisierten die FW- und CSU-Spitzen vor allem den Ton der Opposition in der Sache. Für den bayerischen Ministerpräsidenten Horst Seehofer gibt die CSU in seiner Heimatstadt kein gutes Bild in der Krise ab.

Schon Ende November hatte er auf Nachfrage unserer Zeitung erklärt, er könne als erfahrener Krisenmanager helfen, wenn man ihn denn bitte. Doch diese Bitte blieb offenbar aus. Im Interview am Rande der Landtagssitzung am Donnerstagabend wiederholte Seehofer sein Angebot, mit deutlich mehr Nachdruck.

 

Herr Seehofer, wie zufrieden sind Sie mit dem Krisenmanagement, wie das in Ingolstadt derzeit abläuft?

Seehofer: Ingolstadt ist ja nicht nur meine Heimatstadt, in Ingolstadt bin ich auch politisch groß geworden. Wir haben Ingolstadt in den 70er-Jahren für die CSU erobert, Ingolstadt war ja nicht die Hochburg der CSU, sondern die SPD hat den Oberbürgermeister gestellt, mit einer Mehrheit im Stadtrat. Insofern bin ich schon ziemlich erschüttert, was man da im Wesentlichen lesen muss. Ich habe mal angeboten, mit all meiner Erfahrung in solchen Angelegenheiten, über diese Dinge zu reden. Sie kennen die Antwort, dass man vor Ort keinen Nachholbedarf hat und dass man schon alles richtig macht.

 

Sehen Sie das genauso?

Seehofer: Ich will mein Angebot heute noch mal wiederholen. Ich bin der Parteivorsitzende der CSU, und ich bin der Ministerpräsident dieses Landes. Und von daher biete ich noch mal an zu helfen bei der richtigen Aufarbeitung einer solchen Problematik - nicht, um die Dinge zuzuschütten, sondern um sie transparent, sauber und sachgerecht aufzuarbeiten. Das Angebot mache ich noch einmal. Mehr möchte ich im Moment nicht dazu sagen.

 

Was würden Sie denn der CSU vorschlagen?

Seehofer: Darüber möchte ich jetzt nicht öffentlich räsonieren. Ich habe vergleichbare Vorgänge auch auf Landesebene erlebt, und mir liegt sehr am Herzen, dass die CSU eine im Stil und im Umgang mit der Bevölkerung tadellose Partei ist, auch in der Wahrnehmung von Macht. Das ist mein Ziel, für das kämpfe ich seit Jahren und Jahrzehnten. Und da möchte ich auch in Ingolstadt mithelfen.

 

Und dass Sie von sich aus das Gespräch suchen, das schließen Sie aus?

Seehofer: Das überlege ich mir mal vor Weihnachten - auch aus meiner Verantwortung als Parteivorsitzender. Es geht ja auch um das Ansehen der CSU insgesamt. Und um meine Heimatstadt.

 

Die Fragen stellte

Daniel Wenisch.