Ingolstadt
Chefvisite für Leguan und Kapuzineraffe

Eine Veterinärin untersucht regelmäßig die Haltungsbedingungen im Zoo Wasserstern

19.12.2011 | Stand 03.12.2020, 2:01 Uhr

 

Ingolstadt (DK) Einmal im Jahr bekommt der Zoo Wasserstern offiziellen Besuch von der städtischen Veterinärin. Sie kontrolliert unter anderem die Haltungsbedingungen der Tiere. Die sind derzeit nicht für alle Bewohner optimal, aber der Zoo-Verein hat sich für kommendes Jahr viel vorgenommen.

In Meterschritten schreitet Sylvia Weber an den Gehegen entlang. So kann sie abschätzen, wie viel Platz die einzelnen Tiere im Zoo in ihren Behausungen haben. „Das passt“, sagt sie und notiert ausreichend Platz für den Lachenden Hans, die Sittiche und Störche. Auch die drei Waschbären haben genug Freiraum. „Es dürfen aber nicht mehr werden“, mahnt Weber. Das sollte allerdings kein Problem sein. „Die sind kastriert“, erklärt Werner Ritter, der Vorsitzende vom Betreiberverein des Zoos Wasserstern.

Die jährliche Routinekontrolle bereitet Ritter keine schlaflosen Nächte. „Wir sind uns in den meisten Fällen schnell einig“, sagt er, und Weber nickt. Zum Beispiel, was die Affen betrifft. Kapuziner, Weißbüscheläffchen, Meerkatzen und Indische Hutaffen leben im Zoo Wasserstern zu beengt. „Das hat mich immer schon gestört“, sagt Weber. Immer wieder hat sie auf eine Veränderung gedrungen. Jetzt hat der Verein das Geld für den Umbau zusammen, sagt Ritter. Im Januar sollen die Pläne für die neuen Affenhäuser vorliegen, im April kann dann hoffentlich gebaut werden. „Das freut mich und die Affen sicher auch“, sagt die Tierärztin. 200 000 Euro hat der Verein dafür veranschlagt.

Weber kennt die Tiere im Zoo fast alle persönlich. Auch wenn die Routinekontrolle nur einmal im Jahr ansteht, kommt sie deutlich häufiger in den Zoo. Deswegen fällt ihr sofort auf, dass die Verletzung des Hutaffen gut verheilt ist, der sich im Frühjahr den Arm in den Gitterstäben verrenkt hatte. Zufrieden ist sie auch, was aus dem Experiment geworden ist, die Gelbwangenschildkröten im Gehege mit den Brillenkaimanen zu halten. „Zuerst haben wir aber nur eine mit ins Wasser getan“, gibt Ritter zu. Die kleinen Krokodile haben ihre neuen Nachbarn in Ruhe gelassen. Allerdings: „Eine Schildkröte läuft nicht richtig“, erkennt Weber mit sicherem Blick. „Das soll sich mal jemand anschauen“, sagt sie und macht eine Notiz in ihrem Ordner.

Gute Nachrichten gibt es bei den Vogelspinnen. Die kleinen Terrarien haben Ritter und die anderen Vereinsmitglieder nach Webers jüngstem Besuch auf ihren Vorschlag hin mit zusätzlichen Lampen ausgestattet, die vor allem als Heizung für die Wärme liebenden Krabbler gedacht ist. Der Verein hat sich ausgerechnet mit Kühlschrank-Glühbirnen beholfen. Weber ist zufrieden. Im Reptilienhaus schaut sie natürlich auch bei Alligator Maxl vorbei, den die jährliche Visite allerdings kalt lässt. Er würdigt den Besuch keines Blickes und träumt wahrscheinlich ungerührt von seiner großen Geburtstagsparty im Sommer, bei der ein Großteil der Spenden einging, die jetzt das neue Affenhaus ermöglichen.

Ein Umzug steht auch für die Leguane an. Sie werden nächstes Jahr im Reptilienhaus ein hohes Gehege mit den Weißbüscheläffchen teilen. Wo sie jetzt untergebracht sind, ist die Decke zu niedrig. „Leguane brauchen Platz zum Klettern“, befindet Weber. Dass sich Affen und Leguane verstehen können, haben Erfahrungen in anderen Zoos gezeigt. „In freier Wildbahn leben die Tiere ja auch zusammen“, so die Expertin.

Manchmal allerdings klappt das mit dem Zusammenleben selbst unter Artgenossen nicht. Auf der Quarantänestation schauen Weber und Ritter noch bei einem Kakadu vorbei. „Der hat sich mit den Kollegen nicht verstanden und gebissen“, sagt Weber. Der Vogel sei von Menschen aufgezogen worden und deswegen sehr wählerisch bei der Wahl seiner tierischen Gefährten. Jetzt wird der Querulant an einen Züchter abgegeben, der genügend Spielkameraden für den unfreundlichen Vogel hat, dass selbst er einen Freund finden sollte.