Ingolstadt
Rockabilly aus dem Reich der Mitte

Das Bürgerfest bietet am heutigen Samstag musikalisch einige Schmankerl Eine eher subjektive Auswahl

07.07.2017 | Stand 02.12.2020, 17:49 Uhr

Ingolstadt (DK) Preisfrage: Was gehört zwingend zum Bürgerfest? Richtig. Bier, Regen, Steaksemmeln - und Charly Böck! Sollten Sie schon Entzugserscheinungen haben, empfehlen wir an diesem Samstag um 18 Uhr einen Besuch der Ludwigstraße.

Dort gibt's alles. Denn es gibt im Leben drei Regeln: Im Osten geht die Sonne auf. Nachts ist es kälter als draußen. Und kein Bürgerfest ohne Charly Böck. Manches ändert sich nie, egal, ob mit oder ohne Veranstaltungs-GmbH.

Für das Leben nach Charly Böck empfehlen wir einen konzentrierten, schneidigen Gang übers Bürgerfest. Denn diese 26. Auflage hat musikalisch durchaus was zu bieten. Da wäre zum einen der Theatervorplatz, wo um 19 Uhr die bekannteste Rockabilly-Band Chinas auftritt. Nun gibt es im Reich der Mitte vermutlich nicht ganz so viele Trios dieses Genres, aber Rolling Bowling sind einmalig. Das haben sie vor zwei Jahren an derselben Stelle bewiesen, als die Herren Wu Di (Gesang, Bass), Xiao Qiang (Gitarre) und Xiao Bai (Drums) einen unglaublichen Auftritt hinlegten: schnell, konzentriert, kompromisslos und ohne jedes Gedöns. Nur noch gut.

Praktischerweise kann man anschließend gleich an Ort und Stelle bleiben. Denn dann tritt die Kapelle Petra auf. Das ist die Band, die vor drei Jahren den alten Schlachthof in Soest gerockt hat. Und das schafft wahrlich nicht jeder. Außerdem ist die Band bekannt für seine Internet-Bastelbögen. Neben Schlipsen und Krawatten empfehlen wir gerne den "Original-Kapelle-Petra-Weihnachtshamá †pelmann". Das Mitte der 90er-Jahre gegründete Trio verzichtet konsequent auf jeden tieferen Anspruch und setzt stattdessen auf Humor und Melancholie gleichermaßen. Eigentlich ist es ja ein Quartett, denn neben den Musikern "Opa" (Gesang, Gitarre), "Der tägliche Siepe" (Bass, Gesang, Orgel) sowie "Ficken Schmidt" (Schlagzeug, Orgel) ist die Bühnenskulptur Gazelle fester Bestandteil jeder Show.

Wer diese musikalische Subversion überlebt hat, kann beim abschließenden Auftritt von H.A.T. (wir sind immer noch am Theatervorplatz) sich an alten Rock-Covern wieder stabilisieren. Oder an der Donaulände an der Bühne des Café Tagtraum den Abend beschließen. Alternativ empfehlen wir die Bühne am Kreuztor, die geht immer. Altbewährt und immer hörenswert ist Fat Toni mit seiner mitreißenden Funkband, die von uns hoch geschätzten Gorilla Rodeo und die Altmeister von Captain's Bog.

Auf jeden Fall lohnt sich ein Besuch an der Hohen Schule, wo ab 17.30 Uhr die Troubleshooters aus München einen ihrer heißen Liveauftritte hinlegen. Die 13-köpfige (!) Soulband aus München schlägt einen Bogen von den 60er-Jahren bis in die Gegenwart, von Aretha Franklin bis zu Tower of Power oder Jamiroquai.

Wer's traditioneller mag, ist am Paradeplatz mit der Oktoberfestband vom Marstall bestimmt gut bedient. World Music, Reggae oder Flamenco sind auf der Bühne an der Donaustraße geboten. Exotisch präsentiert sich der Rathausplatz: Schottische Dudelsackbläser oder japanische Trommler sorgen für ungewohnte Töne am Bürgerfest, bevor am frühen Abend Bonfire-Gitarrist Hans Ziller mit seinen Töchtern und zum Abschluss dort Bonfire selbst auftreten.