Ingolstadt
Auf dem Weg zum Wunschberuf

Im Berufsbildungszentrum Gesundheit informierten sich junge Menschen über ihre Ausbildungschancen

27.01.2013 | Stand 03.12.2020, 0:34 Uhr

Traumberuf Operationstechnischer Assistent: Beim Tag der offenen Tür im Berufsbildungszentrum Gesundheit am Klinikum wurde natürlich nur an einer Attrappe operiert. Trotzdem waren die Besucher fasziniert, unter ihnen auch Direktor Wolfgang Lamprecht - Fotos: Brandl

Ingolstadt (DK) Junge Menschen sind am Samstag aus ganz Bayern angereist, um sich über die Ausbildungsmöglichkeiten am Berufsbildungszentrum Gesundheit am Klinikum zu informieren.

Sie erhielten Einblick in die Sparten der Pflege-, Diagnostik- und Therapieberufe, die dort angeboten werden. Eigentlich müsste Knut längst tot sein: Münzen im Bauch, Reißnägel im Fuß und im Kopf eine Gabel. „Die kann man fühlen“, sagt Leonie Sturm und bittet zum Betasten. Dann hängt sie Knuts Röntgenbilder auf, und das Innenleben des Eisbären wird sichtbar. Knut ist natürlich ein Stofftier, das am Samstagnachmittag im Berufsbildungszentrum (BBZ) Gesundheit am Klinikum als Proband herhalten muss. Sturm und ihre Mitauszubildenden demonstrieren am Tag der offenen Tür, wie Röntgen funktioniert. Sinn der Vorführung: Die jungen Besucher – oft in Begleitung ihrer Eltern – sollen Einblicke in die zehn Berufsbilder gewinnen, die am BBZ erlernt werden können. Die Resonanz ist groß. Aus ganz Bayern sind künftige Schulabgänger oder junge Menschen, die sich beruflich umorientieren wollen, angereist.

„Unser Angebot richtet sich vor allem an Schüler mit mittlerem Bildungsabschluss, aber auch an Abiturienten“, sagt Bereichsleiter Rainald Räthke. In vielen Berufen stehen die Chancen, nach der Ausbildung eine interessante und gut bezahlte Stelle zu erhalten, bestens, etwa in der Radiologieassistenz. „20 Prozent der Vollzeitstellen in Krankenhäusern sind nicht belegt“, weiß Räthke. „Wir könnten jeden Absolventen an drei bis vier offene Stellen vermitteln.“ Allerdings seien hier auch die Anforderungen an das Schulzeugnis höher. Wer in der Radiologie arbeiten möchte, sollte gute Noten in naturwissenschaftlichen Fächern wie Mathematik, Physik und Chemie vorweisen können. „Das ist die Grundlage für die weitere Ausbildung“, sagt Räthke, der sich mehr Nachwuchs für den Medizinisch Technischen Bereich wünscht. Die Ausbildungsberufe zur Hebamme und zum Physiotherapeuten hingegen erfreuen sich großen Zulaufs. „Unser Beruf ist gefragt“, sagt Eva Tögl, Leiterin der Hebammenschule am BBZ. Auf 16 freie Plätze kämen rund 500 Bewerberinnen. Dabei wird die Eignung nicht nur am Zeugnis bemessen: „Der Umgang mit Menschen ist wichtig“, betont Tögl.

Sarah Hanl lernt den Beruf der Hebamme in Ingolstadt. Die 24-Jährige fasste den Entschluss, nachdem sie in Australien eine Hausgeburt miterlebt hatte. „Nur Krankenschwester sein wäre mir zu niederschmetternd.“ An der Ausbildung fasziniert sie neben dem Umgang mit Menschen am meisten die Theorie zum Geburtsmechanismus. „Man muss logisch denken können.“

Leonie Sturm (18) kam zufällig zu ihrem Ausbildungsberuf als Radiologieassistentin. „Die Berufsberatung in der Schule hat mir zuerst Laborassistentin vorgeschlagen, ich habe mich dann aber anders entschieden.“ In der Radiologie müsse man kreativ sein, um die Aufnahmen richtig hinzubekommen. Aber auch der Umgang mit Technik hat es der Absolventin, die bereits eine Stelle in München sicher hat, angetan. Ähnlich geht es Carolin Stimpfle. Der 19-Jährigen gefällt die Vielseitigkeit des Berufs: „Ich bin ein Mensch, der wissen will, was passiert, wenn er etwas macht. Die Kombination aus Technik und Medizin ist voll faszinierend.“

Katharina Göpfert (23) ist aus Bad Kissingen angereist. Am BBZ hat sie ein Vorpraktikum zur Ergotherapeutin gemacht. Zuvor hatte sie als Masseurin und Kosmetikerin gearbeitet. „Dabei hat mir das Gefühl gefehlt, Menschen zu helfen.“

Ein Ehepaar aus dem Passauer Landkreis sucht hingegen noch nach einem Ausbildungsplatz für die Tochter, die sich ebenfalls für die Radiologie interessiert. „Es ist aber auch eine Kostenfrage“, räumt der Vater ein. Um die 600 Euro monatlich kämen zusammen für Unterkunft, Fahrt- und andere Kosten, auch wenn die Schüler BAföG beantragen können. Der Besuch aus Niederbayern bleibt aber skeptisch: „Radiologieassistenten werden gesucht, der Knackpunkt ist jedoch, dass es keine Förderung gibt.“