Ingolstadt
Auf dem Holzweg?

OB lässt nach Protesten gegen die Tropenholzbänke Alternativen prüfen – wie Eiche oder Douglasie

10.04.2012 | Stand 03.12.2020, 1:37 Uhr

Holz aus dem heimischen Wald: Wäre das eine Alternative zum Tropenholz, aus dem die Musterbänke in der Ludwigstraße hergestellt sind - Foto: Strisch

Ingolstadt (DK) Nach Protesten gegen die Musterbänke aus Tropenholz hat OB Alfred Lehmann das Stadtplanungsamt beauftragt, Alternativen zu prüfen. In Betracht kommen Eiche oder Douglasie. Der Hersteller Nusser weist auf den höheren Pflegeaufwand hin. Dem widerspricht Holzexperte Harald Textor.


 
Müssen die neuen Möbel für die Mitte unbedingt aus Tropenholz sein? Diese Frage treibt zurzeit viele Menschen aus Ingolstadt und dem ganzen Land um. Die Nusser GmbH aus Winnenden hat die Musterbänke nach Vorstellungen des Stadtplanungsamts angefertigt. Dass dabei Kambala-Holz aus Ghana verwendet wurde, ist für Vertriebschef Alexander Beyer schlicht eine Frage der „Anforderungsparameter“: „Ein Groß-teil unserer Produkte wird auf Grund der optimalen Eigenschaften für die Verwendung im Außenbereich aus tropischem Hartholz gefertigt. Wenn es aus selektiver und nachhaltiger Holzbewirtschaftung stammt, spricht nichts dagegen.“

Das FSC-Zertifikat stellt nach Ansicht von Beyer „bestmöglich sicher, dass jedes Holz einschließlich der Prozessbeteiligten genauestens zurückverfolgt werden kann.“ Darüber hinaus verpflichte sich der Staat Ghana, dass in EU-Länder ausschließlich legal geschlagene Hölzer exportiert werden.

Trotzdem sollen die Ingolstädter Stadtplaner jetzt Alternativen zum Tropenholz prüfen. Kein Problem für Hersteller Nusser. Da wäre die Douglasie, die jedoch laut Beyer zu Harzfluss und Rissbildung neige: Das Holz müsse deshalb durch eine zusätzliche Lasur geschützt werden.

Auch Eiche käme aus Sicht des Stadtmöbelherstellers in Betracht. Allerdings wasche sich mit der Zeit Gerbsäure aus, die den Untergrund oder sogar die Kleidung verschmutzen könne. Zudem, so warnt Beyer, würden sich trotz Feinschliffs bereits nach kurzer Zeit Holzfasern aufstellen und Risse bilden. Deshalb müsse das Gartenamt die Bänke regelmäßig kontrollieren und gegebenenfalls nachschleifen.

Erfordern also heimische Hölzer mehr Zeit und Pflege, weil sie nicht so witterungsbeständig sind? Dem widerspricht Harald Textor, Chef der Forstdirektion des Wittelsbacher Ausgleichsfonds, vehement. „Die Eiche hat, wie auch die Douglasie oder die Lärche, eine natürliche Imprägnierung und hält deshalb genauso lange wie Tropenholz.“

Natürlich harze die Douglasie anfangs – man müsse sie eben vor der Verarbeitung lagern. Und Rissbildung müsse immer überwacht werden – auch bei Tropenholz. Vom Pflegeaufwand her, so versichert Textor, gebe es keinen Unterschied. Der Forstdirektor empfiehlt für die neuen Ingolstädter Sitzbänke die Stieleiche. „Diese Baumart aus dem heimischen Auwald ist prädestiniert für den Außenbereich.“

Textor wirft den Entscheidungsträgern „mangelnde Kenntnis über das vor Ingolstadt liegende Holz“ vor. „Ich würde mir wünschen, dass die Stadt, die selber Waldeigentümer ist, die heimischen Hölzer schätzt und nachhaltig nutzt. Das wäre ein guter Schachzug. Denn so fördern wir auch die heimische Industrie: Wir haben doch alles vor der Haustür.“ Für den Forstdirektor gibt es keine bessere Nachhaltigkeit. „Wir exportieren unsere Eiche nach Frankreich, England und sogar nach China. Warum sollen wir Tropenholz aus 5000 Kilometern Entfernung verwenden“

Etwas anders die Sichtweise von Klaus Schneck, Energiereferent des Vereins „Rettet den Regenwald“, der über 15 000 Unterschriften gegen die Ingolstädter Tropenholzbänke gesammelt hat. „Generell ist es schwierig mit heimischen Hölzern im Außenbereich“, räumt der Diplom-Holzwirt ein. „Eiche und Robinie können unbehandelt eingesetzt werden, wenn die Hölzer fachgerecht montiert und rundum belüftet sind. Insofern ist das Ingolstädter Bankmodell eine fachgerechte Lösung.“

Das Design kommt ja auch bei der Bevölkerung gut an. Die Stadtverwaltung, so bemerkt Pressesprecher Gerd Treffer, will jetzt auf jeden Fall vermeiden, „dass eine „Modelldiskussion von der Materialdiskussion überschattet wird.“