Ingolstadt
Weißer Rauch über IN-Campus

Trotz Verschiebung der Baupläne wollen Audi und die Stadt an der laufenden Sanierung des Bodens nicht rütteln

06.10.2016 | Stand 02.12.2020, 19:13 Uhr

Millionenschwere Altlast: Auf dem Gelände der früheren Raffinerie Bayernoil werden mit großem Aufwand die alten Betonfundamente aus dem Untergrund geholt. Bodenproben gehören zur alltäglichen Routine. Im Hintergrund die Kamine des Schweröl-Kraftwerks. - Foto: Hauser

Ingolstadt (DK) Für den Umweltreferenten Rupert Ebner war dies wohl der bisher größte Erfolg seiner - bekanntlich nicht ganz konfliktfreien - Amtszeit bei der Stadt: eine vertraglich abgesicherte Sanierung der Altlasten auf dem Bayernoil-Gelände. Der Partner Audi steht weiterhin zu dieser Vereinbarung.

Nachdem das Unternehmen vor wenigen Tagen verkündet hat, dass das Neubauprojekt IN-Campus auf absehbare Zeit zurückgestellt wurde, versichern sowohl die Autobauer als auch der städtische Ressortchef, dass zumindest an der Sanierung des belasteten Bodens auf dem Industrieareal nicht gerüttelt werden soll. Die bereits begonnene Sanierung werde routinemäßig weiterlaufen, war gestern aus dem Unternehmen zu hören. Dafür bestünden auch vertragliche Verpflichtungen.

"Wir sind sehr zufrieden, wenn wir jetzt in unseren Vertrag hineinschauen", sagte Referent Ebner nach den jüngsten Audi-Meldungen zum DK. Das einzige Mitglied der Stadtregierung von den Grünen ist überzeugt, dass auf dem künftigen Baugelände von IN-Campus "die Dinge, die gemacht werden müssen, vom Fachlichen wie vom Zeitlichen her sauber terminiert" seien.

Ebner: "Der Sanierungsvertrag ist rechtswirksam, auch wenn momentan keine Bebauung stattfindet." Wie mehrfach berichtet, ist das Areal zwischen dem Fußballstadion und dem Naturschutzgebiet inzwischen von Audi übernommen worden, das heißt, von der gemeinsamen mit der Stadt gegründeten Firma IN-Campus GmbH. Im Boden wurden, wie erwartet, die typischen Hinterlassenschaften eines Raffineriebetriebs gefunden, mit denen nun verantwortlich umgegangen werden soll.

Ebner nennt zwar keine konkrete Summe, die Audi in die Sanierung investieren muss. Aber es dürfte mit Sicherheit ein höherer zweistelliger Millionenbetrag sein. Wenn die Sanierung wie vorgesehen gelingt, so glaubt der städtische Umweltchef, "ist das für Audi ein gutes Geschäft". Denn hinterher stehe ja ein wertvolles, größtenteils bebaubares Industrieareal zur Verfügung.

Das Hauptthema sei bisher auf dem Gelände der Rückbau von alten Betonfundamenten unter den Erdöltanks gewesen, erklärt Ebner. "Der Baumaschinenpark ist sicher der größte, den es momentan in Ingolstadt gibt." Das Ganze laufe unter "permanenter Kontrolle" ab und werde vom Wasserwirtschaftsamt und dem Umweltreferat begleitet. "Da gibt es eine Dokumentation über jeden Kieshaufen." Insgesamt verlange der Sanierungsplan, dass nicht weniger als 75 000 Proben untersucht werden sollen. Wichtigstes Ziel mit den Worten Ebners: Schutz des Grundwassers vor Schadstoffen.

Oberbürgermeister Christian Lösel hat gestern auf Anfrage betont, dass die beiden Projekte Kongresshotel und digitales Gründerzentrum, bei denen die Audi AG ebenfalls eine maßgebliche Rolle spielt, von den Verschiebungen nicht betroffen seien. "So ist es mir ausdrücklich gesagt worden", gibt der CSU-Politiker ein Gespräch mit dem Vorstand wieder. Lösel kündigt an, dass im Zuge der Verschiebung von IN-Campus auch geprüft werden soll, ob der geplante Ausbau des Autobahnanschlusses Süd zurückgestellt wird.