Ingolstadt
Die Jugend steuert der Zukunft entgegen

Audi veröffentlicht Studie zur ''Generation Z''

23.06.2017 | Stand 02.12.2020, 17:53 Uhr

Die Jungen übernehmen das Kommando: Schon 2500 der Ingolstädter Audi-Beschäftigten, hier zwei Mechatroniker, gehören zur sogenannten Generation Z. Das Unternehmen hat sie in einer Studie befragt. - Foto: Audi

Ingolstadt (DK) Wer nach 1994 geboren ist, gehört zur sogenannten Generation Z. Was die jungen Menschen unter 23 vom Berufsleben erwarten, hat Audi nun mit einer großen Studie, die dem DONAUKURIER exklusiv vorliegt, versucht herauszufinden. Insgesamt wurden etwa 5000 junge Menschen zu ihrer beruflichen Zukunft befragt - Auszubildende wie Akademiker.

Unter Personalern sind sie mittlerweile kaum wegzudenken: Bezeichnungen wie "Baby-Boomer", "Generation Y" (ausgesprochen: "why" - warum) und seit Kurzem - an die Vorgängergeneration der zwischen 1980 und 1994 Geborenen anknüpfend - "Generation Z". Auf letztere hat es Gunnar Klein, Leiter für Mitarbeiterbefragungen beim Ingolstädter Autobauer, vor allem abgesehen. Denn sie beenden demnächst ihr Studium oder befinden sich bereits in einer Ausbildung und bilden somit die Zukunft auf dem Arbeitsmarkt. Der Vorgängergeneration, den Ypsilonern, wird bis heute vor allem das sinnstiftende Element der beruflichen Tätigkeit als charakteristisch zugeordnet. Um einen Vergleich zu ermöglichen, wurden auch sie im Rahmen der Befragung berücksichtigt.

"Wir haben uns gefragt, was die ,Generation Z €˜ für Wertvorstellungen hat", erklärt Klein sein Vorhaben. Deshalb haben er und sein Team seit Ende 2015 rund 4000 Audianer befragt, darunter eigene Mitarbeiter, Auszubildende, Bacheloranden, Masteranden sowie dual Studierende und Praktikanten. Die restlichen 20 Prozent ermittelte er gemeinsam mit dem operativen Projektleiter Andreas Eder aus den Daten externer Studierender. Durch die Ergebnisse erhofft sich Audi, zukünftig ein noch besserer Arbeitgeber für Berufsanfänger zu sein. Am Standort Ingolstadt sind derzeit etwa 43 000 Mitarbeiter beschäftigt, darunter fast 16 000 Ypsiloner und knapp 2500 der "Generation Z".

In einem ersten Schritt wurden in wissenschaftlicher Manier Hypothesen aufgestellt, die sich laut Projektleiter Klein vor allem aus Studien und der Medienwelt herauskristallisierten. Dabei sei häufig davon die Rede gewesen, dass die Generation Z keine Verantwortung übernehmen möchte oder nur einen "Nine-to-five"-Job anstrebe. Behauptungen wie diese wurden nach Auswertung der Fragebögen getestet, ebenso wurden Präferenzen ermittelt und Anforderungen an Führungskräfte ermittelt. Ein Großteil der Vorwürfe an die unter 23-Jährigen konnte dabei jedoch nicht bestätigt werden.

Dazu gehört etwa die These, dass sich die jüngste Generation nicht mehr an einen einzelnen Arbeitgeber binden will - das wurde in der Studie eindeutig widerlegt: 48 Prozent der Befragten aus der "Generation Z" würden gerne ihr ganzes Arbeitsleben bei Audi verbringen, unabhängig von ihrer Aufgabe. Damit zeigt sich diese Arbeitnehmergeneration sogar noch loyaler als die "Generation Y" mit 37 Prozent. Dass dieses Ergebnis keinen Rückschluss auf andere Branchen und Unternehmen zulässt, ist Projektleiter Klein bewusst. Doch primär gehe es ja um die Arbeitsbedingungen beim Ingolstädter Konzern.

Beim Thema Work-Life-Balance zeigen sich nur minimale Unterschiede zwischen "Generation Y" und "Generation Z". Beide Altersgruppen bevorzugen grundsätzlich eine Trennung von Beruf und Privatleben, jedoch soll sich beides je nach Lebenssituation flexibel aneinander anpassen (Y: 65 Prozent; Z: 64 Prozent).

Insgesamt haben Klein und sein Team herausgefunden, dass sich die Generation Z nur wenig von ihrer Vorgängergeneration unterscheidet. Auf die Frage, was einen attraktiven Arbeitgeber ausmache, wählten die beiden Generationen größtenteils dieselben Faktoren aus. Dennoch messen die Berufsanfänger ihren Entwicklungs- und Karrierechancen höchsten Stellenwert bei, wohingegen die Ypsiloner den Fokus bereits auf die Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben legen. Ein gerechtes Entgelt sowie eine interessante Arbeitsaufgabe erachten beide Generationen zudem als sehr wichtig.

Mithilfe dieser und weiterer Ergebnisse aus der Studie möchte Audi nun seine Personalpolitik weiter vorantreiben. "Die Studienergebnisse liefern uns nun neue, vielfach überraschende Impulse für den weiteren Ausbau unserer modernen Arbeitswelt", erklärt Thomas Sigi, Vorstandsmitglied und verantwortlich für Personal und Organisation bei Audi. Dazu gehört laut Projektleiter Klein auch das sogenannte mobile Arbeiten, worunter beispielsweise das "Homeoffice" fällt: "Die Ergebnisse helfen uns dabei, das mobile Arbeiten zu verbessern." Ohnehin sei ein Trend hin zur Individualisierung zu beobachten, die unter dem Namen "moderne Arbeitswelt" beim Ingolstädter Autobauer vorangetrieben werde.

Trotz solcher Befragungen, die versuchen, junge Menschen in Gruppen einzuordnen, reiche es jedoch nicht aus, sie in Schubladen zu stecken, betont Klein mit Blick auf die Resultate der Befragung. Daher fordert er: "Man muss immer die individuelle Situation der Menschen betrachten." Entsprechend sollen Bedingungen geschaffen werden, die den zukünftigen Generationen zusätzliche Flexibilität am Arbeitsplatz und im Unternehmen ermöglichen.